Attendorn. Der gesamte Fraktionsvorstand ist nach nur einem Jahr und drei Monaten im Amt zurückgetreten. So geht es in der Attendorner CDU nun weiter.
Paukenschlag in der Attendorner CDU: Der gesamte Fraktionsvorstand ist nach nur einem Jahr und drei Monaten im Amt schon wieder zurückgetreten. Die Juristin Birgit Haberhauer-Kuschel, die nach der Kommunalwahl 2020 mit hauchdünner 8:7-Mehrheit zur neuen Chefin der Christdemokraten im Rat der Hansestadt gewählt wurde, trat genauso zurück wie ihr bisheriger Stellvertreter Sascha Koch, der vielen Attendornern als Schützenhauptmann und Notar bekannt ist. Mit ihnen stellten auch der 2. Stellvertreter Thorsten Wurm, Schatzmeister Friedhelm Arens, Schriftführer Markus Harnischmacher und Pressesprecherin Nicole Kost ihre Posten zur Verfügung.
Der neue Fraktionsvorstand besteht vorerst aus drei Personen: Sebastian Ohm tritt die Nachfolge von Birgit Haberhauer-Kuschel an, Rolf Schöpf übernimmt von Sascha Koch und Kathrin Rameil folgt als Schatzmeisterin auf Friedhelm Arens. Die Entscheidung traf die Attendorner CDU am Dienstagabend. Zuvor hatte es in der vorletzten Woche eine Sonderfraktionssitzung und zwei weiteren Treffen gegeben.
Vor Wochen aufeinander zugegangen
Es ist eine Entscheidung, die erahnen lässt, wie zerrissen die 15-köpfige Fraktionsmannschaft ist. In ihr stehen sich mehr oder weniger zwei Lager gegenüber, die kaum noch miteinander reden und völlig konträre Ansichten haben, was die eigene Politik und die Entwicklung der Stadt angeht. Vor allem in der Frage, ob das geplante Wall-Center am Bahnhof ein Heilsbringer wird oder den Einzelhandel in der Stadt kaputt machen wird, kommen sie auf keinen grünen Klee.
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Bereits vor Wochen war daher das Lager um Schöpf, Ohm und Rameil, dessen Seite bislang nicht im Fraktionsvorstand vertreten war, auf Haberhauer-Kuschel, Koch und Co. zugegangen mit der Bitte, den Fraktionsvorstand heterogener zu besetzen. Sie fühlten sich zuletzt immer häufiger außen vor gelassen und kritisierten, dass ihnen wichtige Informationen innerhalb der eigenen Fraktion vorenthalten würden. Doch nun ist auch die Hoffnung auf einen „gemischten Vorstand“ geplatzt. Dazu fühlte sich offensichtlich der alte Vorstand nicht in der Lage. Ein klares Indiz dafür, dass es auch zwischenmenschlich gekracht haben muss.
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Die Ex-Fraktionschefin Birgit Haberhauer-Kuschel äußert sich in einer kurzen Mail an unsere Redaktion und beklagt darin, dass es immer wieder Spannungen gegeben habe, bei denen es weniger um Sachthemen als vielmehr um persönliche Vorbehalte zwischen einzelnen Fraktionsmitgliedern gegangen sei. Haberhauer-Kuschel: „Mir ist es in den letzten 15 Monaten trotz intensiver Bemühungen nicht gelungen, Einigkeit in der Fraktion herzustellen, so dass es mir nunmehr als konsequent erscheint, diese Aufgabe in andere Hände zu übergeben.“ Ihrem Nachfolger Sebastian Ohm, der sein Geld als Lehrer am St. Ursula-Gymnasium verdient, wünscht die Juristin „ein glücklicheres Händchen bei dem Versuch, die persönlichen Spannungen auszuräumen.“
Koch braucht „etwas Abstand“
Ob das gelingen wird, erscheint äußerst fraglich. Sascha Koch, nunmehr Ex-Stellvertreter, deutet im Gespräch mit dieser Redaktion zumindest an, die neue Situation für sich zunächst „mit etwas Abstand bewerten“ zu müssen. Er sprach seine bisherige Fraktionschefin von dem Vorwurf der Intransparenz frei – das Gegenteil sei der Fall gewesen, Haberhauer-Kuschel sei immer offen und transparent gewesen.
„Weil diese andauernden Unstimmigkeiten nicht zielführend sind und ich nicht an meinem Amt des Stellvertreters hänge, habe ich sofort gesagt, dass ich nicht mehr für ein Amt im Vorstand zur Verfügung stehe und den Weg für eine Neubesetzung nicht versperren möchte. Zudem habe ich weder die Lust noch die Zeit, mich ständig mit internen Problemen in der Fraktion zu beschäftigen.“
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Auch Rolf Schöpf ist nicht glücklich über die neue Situation, weil er dafür plädiert hatte, den Vorstand ausgewogen zu besetzen. Im Gespräch mit dieser Redaktion war das CDU-Urgestein aus Attendorn aber um Versöhnung bemüht: „Wir werden uns jetzt darum bemühen, mit allen Mitgliedern unserer Fraktion in einem partnerschaftlichen Verhältnis weiterzuarbeiten. Es muss ab sofort um die Sachthemen gehen. Ich erwarte dafür aber auch die Loyalität und die Aufrichtigkeit aller.“ Das sieht der neue Fraktionschef Sebastian Ohm genauso: „Wir reichen allen aus der Fraktion die Hand und wenn wir alle wollen, bekommen wir zusammen die Kurve. Auch wenn ich heute noch nicht die Patentlösung dafür habe.“
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Der verheiratete Vater von vier Kindern, der in Helden zuhause ist, bezeichnet seine neue Aufgabe als spannend und herausfordernd und weiß: „Wir müssen der Attendorner CDU wieder eine starke Stimme geben. Der Wähler verlangt berechtigterweise eine professionelle Zusammenarbeit von uns allen.“ Die Frage ist nur: Ziehen bei diesem Vorhaben am Ende auch alle mit?