Kreis Olpe. Für Ulf Ullenboom, Apotheker in Olpe, könnte die Corona-Impfung in den Apotheken bald wichtig sein. Doch nicht alle können hier geimpft werden.

Hans-Jürgen Häner war einer der ersten im Kreis Olpe, der sich am Dienstagnachmittag gegen das Coronavirus in der Apotheke impfen ließ. Für den 60-Jährigen aus Olpe ist es die Zweitimpfung. Vor ein paar Wochen galt er mit seiner „Johnson & Johnson“-Impfung noch als vollständig geimpft. Mitte Januar trat allerdings eine neue Ausnahmeverordnung in Kraft, die besagt, dass ein vollständiger Grundschutz erst dann gegeben ist, wenn nach der Erstimpfung mit „Johnson & Johnson“ eine Zweitimpfung erfolgt. Möglichst mit einem mRNA-Impfstoff. Und diesen bekam er jetzt in der Apotheke am Markt in Olpe.

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Apotheker könnten bei zweiter Booster-Impfung stark eingreifen

Ulf Ullenboom, Sprecher der Apotheker im Kreis Olpe und Inhaber der Apotheke am Markt, hatte am Montagnachmittag bereits drei Flaschen des Biontech-Impfstoffs geliefert bekommen. Das ergibt etwa 18 Impfdosen. „Wir wollten hier ein niederschwelliges Angebot machen. Nicht jeder hat Zeit und Lust, zum Hausarzt zu gehen oder ins Impfzentrum zu fahren“, sagt Ullenboom. Für Hans-Jürgen Häner war es tatsächlich eine günstige Gelegenheit. Er arbeitet als Kurierfahrer für die Apotheke. „Ich hätte mich zwar auch bei meinem Hausarzt impfen können, hier fand ich das allerdings schneller und unkomplizierter“, meint Häner. Auch seine Erstimpfung sei eher spontan gewesen: Im Impfmobil auf dem Dornseifer-Parkplatz, dazu gab es noch einen 10-Euro-Einkaufsgutschein.

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Eine zwingende Notwendigkeit, dass die Apotheken im Kreis Olpe nun auch ins Impfgeschehen eingreifen, sieht Ulf Ullenboom allerdings nicht. „Wir haben hier eine sehr hohe Impfquote, sodass die Apotheken nicht unbedingt aktiv werden müssten. In anderen, deutlich impfmüderen Regionen kann es aber durchaus Sinn machen, wenn die Apotheken mitmachen.“ Dennoch habe er sich für das Impfangebot entschieden. „Weil die Kunden uns Vertrauen entgegenbringen. Und auch, weil wir möglichst schnell eingreifen können, falls es zu einer flächendeckenden vierten Impfung kommen sollte.“ Er selbst hat sich von seiner Kollegin und der Apothekerin Gabi Sondermann am Dienstagabend die zweite Booster-Impfung verabreichen lassen.

KVWL spricht Apotheken Impf-Kompetenz ab

Klar ist aber auch: Das Impfangebot funktioniert kaum neben dem Tagesgeschäft in der Apotheke. Anamnese, Aufklärungsgespräch, Impfung, Nachsorge, Dokumentation – all das benötigt Zeit. Dementsprechend wurde für die Ausnahmegenehmigung und die fortlaufende Impfkampagne die Schließpflicht für Apotheken ausgesetzt. Vorerst bis zum 31. Dezember 2022. „Das bedeutet, wir könnten theoretisch auch sonntags öffnen, wenn kein laufender Betrieb wäre“, erklärt Ullenboom. Ob diese Maßnahme im Kreis Olpe ergriffen werde, müsse jedoch die Zeit und die Nachfrage zeigen.

Apothekerin Gabi Sondermann impft ihren Kollegen Ulf Ullenboom. Für ihn ist es die vierte Impfung.
Apothekerin Gabi Sondermann impft ihren Kollegen Ulf Ullenboom. Für ihn ist es die vierte Impfung. © Unbekannt | Britta Prasse

Die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) kritisiert, dass Apotheken ab sofort mit ins Impfgeschehen eingreifen dürfen. „Den Apotheken fehlt es beim Impfen schlicht an medizinischer Kompetenz“, so Dr. Dirk Spelmeyer, Vorstandsvorsitzender der KVWL. Online-Qualifikationsschulungen hätten höchstens ein wenig Theorie vermittelt, jedoch keine medizinischen Fertigkeiten. Die Apothekerkammer Westfalen-Lippe (AKWL) hält dagegen. „Wir haben uns bei diesem Thema nie aufgedrängt“, meint AKWL-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening. Die Politik habe aber ausdrücklich um Hilfe bei der Impfkampagne gebeten. „Man muss auch nur mal in andere Länder schauen, da impfen die Apotheker schon länger mit“, so Ullenboom. Außerdem hätten die deutschen Apotheker schon praktische Erfahrungen bei der Grippeschutzimpfung sammeln können.

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Hans-Jürgen Häner möchte auch für seine Boosterimpfung in drei Monaten wieder in die Apotheke am Markt kommen. „Dann kann ich auch wieder mit meiner Frau, die schon geboostert ist, wieder mehr zusammen machen.“

>>> WER KEINE IMPFUNG IN DEN APOTHEKEN BEKOMMT

  • Laut Verordnungsentwurf des Bundesgesundheitsministerium sollen die Apotheken die gleiche Vergütung wie die Arztpraxen erhalten: Das sind 28 Euro pro Impfung unter der Woche, am Wochenende und an Feiertagen sind es 36 Euro. Für den Aufwand, der ihnen bei der Beschaffung von Impfstoff entsteht, den sie selbst verimpfen wollen, erhalten die Apotheken des Weiteren eine Vergütung von 7,58 Euro zuzüglich Umsatzsteuer.
  • Immunschwache, Personen, die blutverdünnende Medikamente nehmen oder Kinder unter 12 Jahren dürfen nicht in der Apotheke geimpft werden.
  • Auf der Seite www.mein-apothekenmanager.de gibt es einen Überblick, welche Apotheken im Kreis Olpe eine Coronaschutzimpfung anbieten.