Olpe. Herber Schlag für die Olper Gastroszene: Lünings schließen das Café con leche. Auch der Cafébetrieb in der Winterbergstraße öffnet nicht mehr.
Auf dem Gesicht von Konditormeister Maik Lüning zeichnet sich Erleichterung ab. Der Stein, der ihm schon vor einigen Tagen vom Herzen gefallen ist, wirkt wie eine Erlösung: „Ich will gar nicht drumherum reden. Ich kann nicht mehr, der Tank ist leer. Und deshalb bin ich froh, mich zu dieser Entscheidung durchgerungen zu haben.“
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Was er meint, dürfte in der Gastro-Szene der Kreisstadt und darüber hinaus für Aufsehen und Bedauern sorgen: Das Café con leche in der Kurfürst-Heinrich-Straße wird geschlossen, und zwar für immer. Während der Cafébetrieb am Stammsitz in der Winterbergstraße schon lange vorher eingestellt wurde, ist das „Con leche“ seit dem letzten Lockdown wieder täglich geöffnet. Bis Ende März, dann ist ,finito’. Zweifellos ein herber Schlag für die Olper City: Beide Lüning-Cafés gehörten zur Olper City wie der Pannenklöpper oder der Klumpen am Markt, für den die Krombacher bekanntlich einen neuen Pächter sucht.
Ganz wichtig ist Maik Lüning und seiner Frau Claudia (38), dass kein falscher Eindruck entsteht: „Die Konditorei und der Ladenverkauf in der Winterbergstraße gehen natürlich weiter.“
Notbremse
Ein wenig erinnert Lüning, wie er da am Ende des Küchentisches sitzt, an Max Eberl, den Manager von Borussia Mönchengladbach, der vor wenigen Tagen unter Tränen seinen Job aufgab. Aufgeben musste, wie er glaubhaft versicherte. Aus ähnlichen Gründen wie Lüning. Wie einer, der sein ,Ding’ gerne weiter gemacht hätte. Das ,Ding’, das ihm ans Herz gewachsen ist, ihm aber so zugesetzt hat, dass er die Notbremse ziehen muss.
Lüning: „Im vergangenen halben Jahr sind so viele Dinge zusammengekommen.“ Für sich genommen vielleicht Kleinigkeiten. Aber solche, die sich wie ein Puzzle zu einem Bild zusammengefügt haben. Und das Bild, das dann zu sehen gewesen sei, sei eindeutig gewesen: „Ich habe zwei Jahre keinen freien Tag mehr gehabt, ich konnte mich zuletzt selbst über schöne Dinge nicht mehr freuen. Als mir ein Freund von seinem Burnout und der Vorgeschichte erzählte, kam mir vieles bekannt vor. Es war einfach zu viel Druck im Kessel. Ich war mit meinem Kopf Non-Stop im Betrieb.“
Personelle Engpässe und die Corona-Auswirkungen hätten schließlich den Rest besorgt. Lüning: „Wenn im Herbst der nächste Buchstabe aus dem griechischen Alphabet ausgerufen wird, hätte ich ohnehin keine Kraft mehr“, spielt er auf eine mögliche weitere Welle an.
Konditoren-Dynastie
Dass ein gehöriger Schuss Wehmut mit in die Entscheidung hinein spielt, kann Lüning nicht verbergen: „Wir sind ja eine Konditoren-Dynastie, mittlerweile in der 5. Generation. Und ich bin der, der jetzt zuschließt.“ Lünings Vater Hermann, der heute noch in der Backstube in der Winterbergstraße wirbelt, wuchs in Dortmund auf, wo schon seine Ahnen Torten vom Feinsten schufen. Und auch Maik Lünings Mutter Gisela, die 2020 mit 67 Jahren völlig überraschend verstarb, stammt aus einer Iserlohner Konditor- und Bäckers-Familie.
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1975 wagte die Konditoren-Dynastie dann den Sprung nach Olpe ins Sauerland und kaufte das Haus in der Winterbergstraße, um Wurzeln zu schlagen. Sohn Maik trat in die Fußstapfen, lernte Konditor im Café Hecker in Gummersbach und übernahm später das Familienunternehmen. Eine Erfolgsgeschichte, die sich mit der Eröffnung des Café con leche 2007 fortsetzte. Das Café/Bistro im Schatten des Martinus-Krankenhauses hatte genau an dieser Stelle gefehlt. Jahrelang war das Café auch Sky-Sports-Bar und beliebter Treffpunkt für Fußballfans, die die Bundesliga ebenso verfolgten wie Champions League-Spiele - engagierte Diskussionen mit dem unverbesserlichen Bayern-Fan Lüning inklusive.
Blick geht nach vorn
Das ist jetzt Vergangenheit, der Blick ist nach vorn gerichtet: „Das Konditorgeschäft läuft prächtig. Sonntags gehen mitunter bis zu 40 Torten über die Ladentheke“, sagt Lüning. Das Konzept mit hausgemachter Qualität kommt an. Neben Torten gehören u. a. Brezel, Gebäck, Pralinen und Schokolade zum Portfolio der Lünings. Außer den Torten verschickt der Konditor seine Ware: „Von Sylt bis zum Bodensee.“ Und abgesehen von Hochzeits-Torten, so Lüning, sei dieses Geschäft unter Coronabedingungen sogar noch besser gelaufen als vorher.
Dicker Wermutstropfen: Im Café con leche sind aktuell noch sechs Vollzeitkräfte beschäftigt sowie 15 bis 20 Aushilfen.