Attendorn. Bei einer virtuellen Infoveranstaltung am Dienstagabend können interessierte Attendorner Fragen zum Wall-Center stellen. Das kam dabei heraus.
Seit zwei Jahren bewegt und erhitzt das geplante Einkaufszentrum namens Wall-Center am Attendorner Bahnhof die Gemüter. Mehrfach haben wir über das Vorhaben des Investors aus Düsseldorf (ITG) berichtet, über die prognostizierten Auswirkungen auf den bestehenden Einzelhandel, über geänderte Planungen, über Sorgen und Ängste der Anwohner, genauso wie über Chancen und vieles mehr.
Auf der einen Seite stehen die Befürworter, die hoffen, dass durch die Ansiedlung von großflächigem Einzelhandel am Bahnhof mehr Kaufkraft in Attendorn verbleibt und die Kundenfrequenz insgesamt zunimmt. Bekanntlich sollen die Drogerie Müller und ein Lebensmittelvollsortimenter samt Bäckerei (Edeka oder Hit) im Wall-Center einziehen, komplettiert durch eine Apotheke, ein kleine Cafébar und ein ebenerdiges Parkdeck. Kein Platz ist mehr für die Kik-Filiale, nachdem die Firma Dornseifer aus Hünsborn ein Grundstück auf dem überplanten Areal erworben hatte. Auf der anderen Seiten stehen die Skeptiker, die sich in erster Linie um den bestehenden Einzelhandel in der Innenstadt sorgen und sich dabei u.a. auf eine Auswirkungsanalyse (GMA) beziehen, die immense Kaufkraftabflüsse prognostiziert – raus aus der Innenstadt, rein ins neue Einkaufszentrum.
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Diese Argumente sind nicht neu. Und trotzdem kamen sie erwartungsgemäß am Dienstagabend zur Sprache. In einer virtuellen Veranstaltung, quasi der Startschuss der erneuten öffentlichen Beteiligung, die bis Anfang März andauern wird, konnten die Bürger der Hansestadt ihre Fragen und Anregungen loswerden. Dabei ging es schwerpunktmäßig um die Themen Parken und Verkehr (vor allem um die Anlieferverkehre über die Straße Am Zollstock), Umverteilung, Eingangssituation und Gestaltung des zweigeschossigen Gebäudes.
Einmal quer durch das Parkdeck
Gerade bei letztgenanntem Punkt ist der Investor auf einige Anregungen von Stadt und Bürgern eingegangen. So wird ein großer Teil des Dachs mit Photovoltaikanlagen versehen und begrünt, lamellenartige Fenster sorgen dafür, dass Kunden nicht in die Wohnzimmer der Nachbarhäuser gucken können und „Pflanzen werden die Fassade hochwachsen“, erklärte ITG-Architekt Arnd Gatermann.
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Besonderes Highlight aus Sicht des Investors sei der gläserne Erker am Eingang, der sich wunderbar in die Umgebung an der Bahnhofstraße einfügen würde. „Wir werden die Fassade mit Vor- und Rücksprüngen und mit verschiedenen Farben versehen, um eine einladende und transparente Gestaltung zu bekommen“, versprach er. Der Haupteingang werde barrierefrei sein, mit einer Schiebetür, direkt daneben führe aber auch eine Treppe ins erste Obergeschoss, wo die Kunden künftig einkaufen werden.
16 Fahrradstellplätze
Im ebenerdigen Parkdeck mit seinen mehr als 140 Parkplätzen entstehen unter anderem 16 überdachte Fahrradstellplätze und E-Ladestationen.
Die Eingangssituation war eines von vielen Themen, das die Bürger auch am Dienstag beschäftigte. Auf vielfachen Wunsch soll ein weiterer Eingang hin zum Mühlengraben entstehen, um kurze Wege über den Ostwall in die Innenstadt zu gewährleisten. Fakt ist aber auch: Bürger müssten dann einmal quer durch das Parkdeck laufen, um zum Haupteingang an der Bahnhofsstraße zu gelangen. Genau dieser soll auch dort bleiben, verteidigte Bürgermeister Christian Pospischil (SPD): „Wir wollen die Leute abholen, wo sie jetzt schon sind. Gerade die Nähe zum Zebra-Streifen vor dem Allee-Center ist uns wichtig, das ist vermutlich der am stärksten frequentierte Übergang in Attendorn. Davon wird am Ende auch die Innenstadt profitieren.“
Unterschiedliche Auffassungen
Hedwig Holthoff-Peiffer mahnte schließlich nicht nur die prognostizierten Umsatzumverteilungen an, sondern sie erklärte auch, dass es kaum Bedarfe für weitere Anbieter aus den Segmenten Drogerie/Körperpflege sowie Nahrung/Genuss gebe: „In diesen Bereichen haben wir schon eine sehr hohe Kundenzufriedenheit“, erklärte die Attendorner Bürgerin und bezog sich dabei unter anderem auf eine Passantenbefragung sowie auf die Ausführungen aus dem Innenstadtentwicklungskonzept. Beigeordneter Carsten Graumann entgegnete jedoch, dass die Stadt gerade in diesen Bereichen jedes Jahr Kaufkraft in Höhe von rund 15 Millionen Euro an die Nachbarkommunen verliere. Eine Annahme, die Holthoff-Peiffer nicht teilt.
Auf Fragen zur Bewirtschaftung und zu den genauen Öffnungszeiten des Parkdecks konnte die ITG noch keine Antworten liefern, nur so viel: Zumindest an Werktagen sei mit Sicherheit bis 22 Uhr geöffnet. Gut für die Anwohner: Die Anlieferverkehre, vor allem für den Lebensmittelvollsortimenter, dürften erst ab 6 Uhr erfolgen. Doch bei diesen Details bestehe noch Klärungsbedarf.