Attendorn. Die Politik wird sich erneut mit den Plänen zum Wall-Center am Bahnhof befassen. Unter anderem geht es um die künftige Park- und Verkehrslage.

Es gibt in der Hansestadt Attendorn kaum ein Thema, das so emotional diskutiert wird wie das geplante neue Einkaufszentrum auf dem ehemaligen Busbahnhof. Befürworter sehen die große Chance, dass das Wall-Center mit seinem Lebensmittelvollsortimenter (knapp 2000 Quadratmeter Verkaufsfläche) und dem Drogeriemarkt Müller (knapp 1200 Quadratmeter Verkaufsfläche) deutlich mehr Kaufkraft in Attendorn bindet. Skeptiker sorgen sich vor allem um den Einzelhandel in der Innenstadt, der unter dem Konkurrenz-Angebot leiden könnte. Und es gibt auch Stimmen, die beispielsweise kritisieren, dass im Wall-Center keine Wohnungen entstehen. Etliche Gutachten haben sämtliche Vor- und Nachteile sowie Auswirkungen intensiv beleuchtet.

Nun wird sich die Politik mit diesem Großbauprojekt der ITG, dem Investor aus Düsseldorf, am kommenden Montag im zuständigen Ausschuss erneut befassen. Zum einen, weil der Investor bekanntlich um ein nicht mehr verfügbares Grundstück am Zollstock – dieses hat die Firma Dornseifer aus Hünsborn erworben – herumplanen muss und die geänderten Pläne von der Politik abgesegnet werden müssen. Und zum anderen, weil die Öffentlichkeit aufgrund der Corona-Pandemie nicht in der Form beteiligt werden konnte wie ursprünglich gedacht. Deshalb sollen die Lokalpolitiker erneut ihre Zustimmung zu dem Bauprojekt geben und anschließend die Bürger und Träger öffentlicher Belange ein weiteres Mal beteiligt werden. In der Hoffnung, dass die Pandemie dies auch zulässt.

Gegenüber vom Bürgerzentrum

Neben den Auswirkungen auf den innerstädtischen Handel spielt sicherlich die künftige Parkplatz-Situation im Wall-Center eine große Rolle. Zumal direkt gegenüber ein Bürgerzentrum inklusive Jugendzentrum und Gastronomie entsteht. Man braucht also kein Hellseher zu sein, um zu erahnen, dass hier in Zukunft viele Autofahrer unterwegs sind.

Helfen soll dabei in erster Linie das ebenerdige Parkdeck, das ins Einkaufszentrum integriert und Platz für 116 Stellplätze bieten wird. Hinzu kommen weitere 18 nicht überdachte Parkplätze auf der Westseite des Gebäudes. Vermutlich werden diese Parkplätze aber den Mitarbeitern vorbehalten sein, die einmal quer durch das Parkdeck fahren müssen und dann durch ein Tor auf besagte Parkfläche gelangen. Ebenso entstehen acht weitere „Outdoor-Parkplätze“, wohl ebenso für die Mitarbeiter des Einkaufszentrums gedacht, direkt an der Straße Am Zollstock.

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Im Vergleich zum Status quo auf dem ehemaligen Busbahnhof, auf dem aktuell bis zu 86 Autos parken können, entsteht faktisch ein deutliches Mehr an Parkflächen. Kleines Aber: Weil die Firma Dornseifer, die im benachbarten Allee-Center einen Frischemarkt betreibt, ein 440 Quadratmeter großes Grundstück auf dem Areal erworben hat, steht dem Investor insgesamt weniger Fläche zur Verfügung. Daher reduziert sich auch das Parkplatz-Angebot im Vergleich zu den ersten Planungen um etwa 20 Stellplätze.

Eine Frage, die auch Uwe Waschke, Amtsleiter Bauen und Planen im Rathaus, schon oft gestellt wurde: Können in Zukunft auch die Besucher des gegenüberliegenden Bürgerzentrums, das Mitte 2022 bezugsfähig sein soll, das Parkdeck nutzen – vielleicht sogar kostenfrei? „Unser Wunsch wäre das durchaus“, sagt Waschke und schränkt gleich ein: „Für den Investor spielt hierbei aber die Haftungsfrage eine zentrale Rolle.“ Man sei mit den Düsseldorfern in dieser Frage im Austausch, so der Amtsleiter.

Ingenieurbüro aus Bochum

Wesentlich ist zudem die Frage, ob es vor allem auf der Straße „Am Zollstock“ während der Hauptverkehrszeiten am Morgen und am Nachmittag zu Verkehrsbehinderungen und Wartezeiten kommen wird. Nein, sagt ein vom Investor beauftragtes Ingenieurbüro für Verkehrswesen aus Bochum, das sich die derzeitige Situation angeschaut hat und darauf aufbauend eine Prognose stellt. Die Experten haben als Quintessenz herausgearbeitet, dass die „derzeitigen und die prognostizierten Verkehrsbelastungen (...) mit einer mindestens guten Verkehrsqualität abgewickelt werden können“. Das heißt, dass die Bochumer weder davon ausgehen, dass es zu Rückstaus im Kreisverkehr, über den die Autofahrer auch künftig auf das Gelände gelangen, kommen wird. Noch machen sich die Experten Sorgen, dass die Anlieferverkehre, die über den Zollstock abgewickelt werden, Schwierigkeiten aufwerfen.

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In der Sitzungsvorlage für den Ausschuss nächste Woche fasst die Stadt deshalb zusammen: „Die Verkehrsuntersuchung weist nach, dass das öffentliche Straßennetz (...) vor dem Hintergrund der prognostizierten Zunahme des Verkehrsaufkommens in der Lage ist, einen reibungslosen Verkehrsfluss zu garantieren.“