Attendorn. Der Textil-Discounter sollte mit einer Müller-Filiale und einem Lebensmittelgeschäft ins neue Einkaufszentrum einziehen. Doch daraus wird nichts.
Es ist ruhig geworden um das geplante Einkaufszentrum am Attendorner Bahnhof. Zumindest in der öffentlichen Diskussion, die mitunter emotional und hitzig in den vergangenen Monaten geführt wurde. Die einen fürchten vor allem um die immensen, gutachterlich prognostizierten Kaufkraftabflüsse aus der Innenstadt rein ins neue Wall-Center, die anderen sehen die große Chance, dass nicht mehr so viel Kaufkraft insgesamt aus der Stadt, etwa nach Olpe, abfließt.
Hinter verschlossenen Türen jedoch hat der Investor aus der Landeshauptstadt, die ITG, die vergangenen Wochen und Monate dazu genutzt, seine ursprünglichen Pläne zu überarbeiten. Das musste auch der Investor, nachdem die Firma Dornseifer, die bekanntlich eine Filiale im benachbarten Allee-Center betreibt, ein Grundstück auf dem überplanten Areal am Bahnhof, genau genommen an der Straße Am Zollstock, erworben hatte. Die Konsequenz: Die Düsseldorfer müssen um das nicht mehr verfügbare Grundstück herumplanen, was zwangsläufig dazu führt, dass Gebäudezuschnitt und vor allem Größe des künftigen Einkaufszentrums kleiner ausfallen.
Genaue Details noch nicht öffentlich
„Die Verkaufsflächen werden neu aufgeteilt, bei der geringeren Fläche, die zur Verfügung steht, geht das gar nicht anders“, bestätigt Uwe Waschke, Amtsleiter für Bauen und Planen, auf Anfrage dieser Redaktion – ohne die genauen Planungsdetails zu nennen.
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Unseren Informationen zufolge ist der Textil-Discounter Kik, der eine Filiale auf dem Grundstück zwischen Zollstock, Mühlengraben und Bahnhofsstraße betreibt, der Leidtragende. Ursprünglich sollte der Discounter nämlich gemeinsam mit einer Müller-Filiale, mit einem Lebensmittelvollsortimenter, einer Apotheke und einer Cafébar ins neue Einkaufszentrum einziehen.
Doch daraus wird nichts. Offenbar ist weder Platz für den Discounter im neuen Wall-Center, noch bleibt die Immobilie, in der Kik aktuell beheimatet ist, bestehen. Heißt im Umkehrschluss: Das Gebäude wird für das neue Einkaufszentrum abgerissen und der Textil-Discounter muss nach einem neuen Standort suchen. Ein Sprecher des Unternehmens teilte uns auf Anfrage schriftlich mit: „Wir möchten (...) um Verständnis bitten, dass wir uns vor dem Hintergrund laufender Verhandlung derzeit nicht zum Standort Attendorn äußern können.“
Der angrenzende Bio- und Gemüseladen „Ecomar“ wird ebenso abgerissen. Durch den neuen Hansemarkt direkt gegenüber, der ein vergleichbares Angebot bereithält, entstehen dem Kunden laut Stadtteilmanagerin Kristin Meyer keine direkten Nachteile. Im Übrigen hatte die Stadt auch versucht, dem „Ecomar“-Betreiber in der Innenstadt einen neuen Laden zu vermitteln – vergeblich.
Öffentlichkeit wird erneut beteiligt
Nun ist es nur noch eine Frage von wenigen Wochen, bis die überarbeiteten Pläne der ITG an die Öffentlichkeit geraten. Denn was Bürgermeister Christian Pospischil (SPD) schon vor Monaten versprach, bestätigt nun Uwe Waschke: Eine erneute öffentliche Beteiligung an dem komplett neu aufgestellten Verfahren (die Politik hatte auch einen neuen Aufstellungsbeschluss gefasst) soll noch in diesem Jahr starten. Dann haben Bürger sowie Träger öffentlicher Belange wieder die Möglichkeit, Stellung zu den neuen Plänen zu nehmen.
Wichtig: Die Einwendungen, die in einer ersten öffentlichen Beteiligung eingegangen waren, besitzen keine Gültigkeit mehr. Zur Erinnerung: Weil die Corona-Pandemie vor allem die Einsichtnahme im Rathaus enorm erschwert hatte, sagte die Stadt eine Wiederholung dieses Verfahrensschrittes noch in diesem Jahr zu.
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Nichts geändert hat sich an den ITG-Plänen, eine ebenerdige Parkfläche im Erdgeschoss mit einzuplanen und auf den von einigen Politikern geforderten Wohnraum im zweiten Obergeschoss zu verzichten. Dort werden lediglich Technik- und Sozialräume entstehen, während sich die Kunden im 1. Obergeschoss bei Müller und Co. austoben werden. Die Stadt, bestätigt Waschke, würde es sehr begrüßen, wenn der Investor so viel Begrünen würde wie möglich. Eine Dachbegrünung wird es allerdings nicht geben. Den Einsatz von Photovoltaik würde die Stadt ebenso begrüßen, die Entscheidung fällt allerdings in Düsseldorf. Sollte das gesamte Verfahren bis Ende kommenden Jahres abgeschlossen sein, könnten die Bagger im Jahr 2023, also direkt nach dem 800-jährigen Stadtjubiläum, anrücken.