Attendorn. Die Karnevalsgesellschaft Attendorn hat ihre Vorbereitungen für Rosenmontag und Veilchendienstag begonnen. Doch niemand weiß, was möglich ist.

Die Situation ist paradox, wenn nicht sogar bizarr. Seit Wochen haben in der Wagenbauhalle der Karnevalsgesellschaft Attendorn „Die Kattfiller“ die Vorbereitungen für den Kinderumzug auf Rosenmontag und den großen Veilchendienstagszug am 1. März 2022 begonnen. Zugleiter Frank Brettschneider liegen bereits Anmeldungen für 26 Motivwagen vor. Doch niemand kann angesichts der sich dramatisch zuspitzenden Corona-Situation sagen, ob der Straßenkarneval 2022 überhaupt stattfindet. „Wir versuchen alles möglich zu machen. Aber wir wissen auch nicht, was weiter passiert“, konnte Brettschneider am Sonntag im Restaurant Himmelreich bei der ersten von in dieser Session nur zwei Wagenbauerversammlungen „nicht in die Glaskugel blicken“.

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Die Karnevalsgesellschaft hält sich streng an die gesetzlichen Vorgaben. „Die Sicherheit ist für uns alle von höchster Bedeutung“, betonte Frank Brettschneider. Der Nachfolger von Christopher Huperz und Karnevalsprinz 2016 ist seit zwei Jahren für die närrischen Umzüge in Kattfilleria zuständig. Aber schon 2020 hat ihm Corona einen dicken Strich durch alle Planungen gemacht. Mit vielen Wagenbauern hat Elferratsmitglied Brettschneider in den letzten Wochen gesprochen. Die meistgestellten Fragen waren natürlich: Findet Karneval statt? Ist die monatelange Arbeit für die Motivwagen möglicherweise umsonst?

Einige Gruppen bauen zweigleisig

Fragen, auf die auch Frank Brettschneider nur diese Antwort hat. Straßenkarneval ist möglich, „wenn das Land und die Gesundheitslage es zulassen.“ Vorsichtshalber bauen einige Gruppen zweigleisig und wählen Themen, die auch 2023 noch aktuell sind. Denn eines scheint in der Karnevalshochburg Attendorn, die sich ja nicht umsonst Klein-Colonia nennt, festzustehen. In der Frage „Düsseldorf oder Köln“ schlagen sich die Kattfiller auf die Seite der Vorbilder aus der Domstadt.

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Das heißt: Eine Verschiebung des Veilchendienstagszuges in das Frühjahr oder Sommer können sich die Verantwortlichen nicht vorstellen. „Der Karneval beginnt am 11.11. und endet Aschermittwoch. Alles andere ist kein Karneval“, schloss sich Zugleiter Frank Brettschneider der Linie des Bundes Deutscher Karneval (BDK) an. Unterstützung bekam er von Thomas Dolanc, sein Vor-Vorgänger als Zugverantwortlicher. Dolanc sitzt in Gremien des Bundes Westfälischer Karneval (BWK). „Eine Verlegung des Straßenkarnevals ist dort nicht erwünscht. Der BWK will keinen Sommerkarneval“, stellte Dolanc klar.

Das Mitglied der Mooskämper Wagenbauer arbeitet bei der Stadt Attendorn und nannte einen weiteren Grund, der gegen eine Verschiebung des Veilchendienstagszuges spricht. „Die Hansestadt hat im Jubiläumsjahr so gut wie keinen Termin mehr frei.“ Zudem befürchtet Frank Brettschneider, dass im Frühjahr/Sommer nicht genügend Trecker für die großen Motivwagen zur Verfügung stehen. Sollte die KG Attendorn grünes Licht für die Umzüge Ende Februar/Anfang März bekommen, wissen Brettschneider und Co. wegen der Baustellen in der Innenstadt aber noch gar nicht, welcher Zugweg gefahren werden kann.

Zwei Engpässe in der Innenstadt

Auf jeden Fall gibt es wegen der Sitzbank zwischen dem Wäschehaus Brake und der neugestalten Kirchentreppe sowie vor dem China-Restaurant in der Kölner Straße zwei Engpässe, die eine Herausforderung für die Treckerfahrer werden. Deshalb dürfen die Motivwagen nicht breiter als 2,50 Meter sein.

2G plus im Restaurant

Die erste von in dieser Session nur zwei Wagenbauerversammlungen wurde am Sonntag im Restaurant Himmelreich unter 2G plus-Bedingungen (geimpft, genesen und tagesaktueller Test) durchgeführt. Wegen der Eingangskontrollen begann Zugleiter Frank Brettschneider die Versammlung einige Minuten später als 11.11 Uhr. Weil das Papier so knapp geworden ist, müssen die Konfettibestellungen in diesem Jahr sehr früh erfolgen. Das Angebot für Süßigkeiten ist vom Lieferanten radikal zusammengestrichen worden. Die KG Neuenhof baut in dieser Session keinen Karnevalswagen.

Gebaut wird in der großen Wagenbauhalle unter 2G-Bedingungen, deren Einhaltung von den einzelnen Gruppen kontrolliert werden muss. „Wir haben keine Glaskugel. Wenn wir dürfen, wird es Karnevalsumzüge geben“, schloss Zugleiter Frank Brettschneider die Sitzung im Restaurant Himmelreich, nicht ohne den Wagenbauern noch eine Aufmunterung mit auf den Weg zu geben. „Ihr habt schon so viele Arbeitsstunden in der Wagenbauhalle geleistet. Das ist eines der schönsten Hobbys der Welt.“ Und Brettschneider weiß, wovon er spricht.