Kreis Olpe. Seit Montag arbeiten alle Kitas im Kreis mit Lolli-Tests auf PCR-Basis. Infektionszahlen schnellen in die Höhe – mit erwartbaren Auswirkungen.

Wenn im Katholischen Kindergarten St. Nikolaus in Grevenbrück der Oldie „Lollypop“ aus dem Lautsprecher tönt, dann wissen die Kinder schon, was jetzt kommt: der Lolli-Pool-Test. Seit Montag müssen alle Kitas im Kreis Olpe diese Tests anwenden, um Corona-Infektionen unter Kindern und Erzieherinnen per PCR-Test zu identifizieren. Das Ergebnis ist bezeichnend: Es gibt viel mehr Infizierte als bisher angenommen. In Altenhundem bleibt deshalb am Freitag der katholische Kindergarten geschlossen, zu viele Erzieherinnen und Kinder sind positiv.

Lolli-Tests auf PCR-Basis lösen Schnelltests ab

Der Kreistag hatte am 13. Dezember 2021 beschlossen, allen Kindertageseinrichtungen Lolli-Pool-Tests auf PCR-Basis zur Verfügung zu stellen. Damit werden die bisherigen Antigen-Selbsttests abgelöst.

Das Prozedere ist überall gleich. Kinder und Beschäftigte werden seit dem 17. Januar mit einem einfachen Speicheltest zweimal pro Woche (Montag/Mittwoch oder Dienstag/Donnerstag) in ihrer Kita-Gruppe getestet.

Die Erzieherinnen in der Kita St. Nikolaus müssen ihre Schützlinge nicht lange bitten. Ruckzuck haben sie ihren zugeteilten Platz im Stühlchenkreis gefunden. Dann bekommt jedes Kind seinen Lolly, also ein Stäbchen mit Tupfer. „Nur unten anfassen und so lange in eurem Mund behalten, bis die Musik aufhört“, erklärt Fachkraft Gabi Schröder. „Lollypop, lollypop“ ertönt es wieder und schon geht’s los. Auch die Erzieherinnen machen mit. Nach ca. 30 Sekunden werden alle Stäbchen eingesammelt und in ein beschriftetes Röhrchen gesteckt. Diese Proben bilden jetzt einen Pool.

Zwei Mal pro Woche an der Reihe

Im täglichen Wechsel kommt so jedes der 64 Kinder in der Kita zweimal pro Woche an die Reihe. Die Pool-Röhrchen werden noch am gleichen Morgen von einem Labor per PCR-Test auf eine Coronainfektion untersucht. Am nächsten Morgen um 6 Uhr bekommt Kita-Leiterin Martina Tigges-Wichtmann das Ergebnis. Beim ersten Pooltest am Mittwoch im Kindergarten St. Nikolaus waren zwei von vier Pools positiv. In allen Katholischen Kindergärten in Lennestadt unter dem Dach der Kita GmbH waren es 16 positive Pools, sieben von acht allein im St. Marien Kindergarten in Altenhundem.

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Ist ein Pool positiv müssen die Eltern aller „Pool-Kinder“ den gleichen Lolly-Test noch einmal zu Hause machen und beim Kindergarten mit Namensangabe kontaktlos abgeben. Im Labor werden diese Proben dann noch einmal einzeln untersucht und so die positiven Fälle ermittelt. Im St. Nikolaus Kindergarten waren am Mittwoch zwei Kinder und eine Erzieherin positiv, in Altenhundem neun Erzieherinnen, die nun alle in Quarantäne sind. Deshalb bleibe der Kindergarten in Altenhundem am Freitag geschlossen, so Claudia Sternberg, Regionalleiterin der Kita GmbH. Fachleute haben das Ergebnis kommen sehen, denn bisher gab es in den Kitas nur Schnelltests. „Bei zu geringer Virenlast schlagen die Schnelltests nicht an. Durch die PCR-Tests werden jetzt viel mehr Infektionen erkannt. Das ist für die Einrichtungen im Moment nicht schön, das Positive ist, es bringt für alle und den Betrieb der Einrichtungen mehr Sicherheit, wenn alle Infektionen schnell aufgedeckt werden“, so Sternberg.

Stress und Mehrarbeit

Für die Kita-Teams bedeutet das Prozedere Stress und Mehrarbeit. „Für die Kinder ist das kein Problem, wir versuchen das kindgerecht und spielerisch zu vermitteln, aber für uns ist das schon sehr aufwendig“, so Martina Tigges-Wichtmann. Ständig müssten Arbeitspläne geändert werden, die Beratungsgespräche mit den Eltern seien zeitraubend. Weil die Ergebnisse der Einzeltests nach einem positiven Pooltest mitunter zu spät kommen, müssten auch gesunde Kinder teilweise zwei Tage zu Hause bleiben, bemängelt die Leiterin.

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Mit einem „blauen Auge“ sind derzeit noch die sechs Kindergärten der Gesellschaft der Franziskanerinnen im Kreis Olpe davongekommen, wie die Regionalleiterin der GFO, Birgit Löcker, auf Anfrage berichten kann: „Bis jetzt war noch keine Mitarbeiterin in unseren Kindergärten positiv, es gab quer durch alle Einrichtungen aber jeweils drei positive Pool-Tests, diese Woche also insgesamt in sechs Kindergartengruppen.“ Löcker bestätigt, dass die Pooltestungen grundsätzlich eine verlässliche Testform seien, gerade für die Leiterinnen aber auch erheblichen Mehraufwand bedeute. In den GFO-Kindergärten habe es weniger als zehn Eltern gegeben, die die Pool-Testung ablehnen. „Wenn in dem Pool der nicht mitgetesteten Kinder aber ein positiver Test auftritt, müssen die Eltern ihre Kinder selbst mittels PCR und auf eigene Kosten testen und 14 Tage lang dreimal die Woche Schnelltests machen.“

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Ein wenig Überzeugungsarbeit bei den Eltern mit Vorbehalten musste auch Ruth Schulte, Leiterin des Familienzentrums Panama in Bamenohl mit seinen 76 Kindern, leisten. „Ich kann die Sorge der Eltern, dass die Kinder bei positiven Pooltests regelmäßig zuhause bleiben müssen, verstehen. Für die Kinder ist es aber nicht schön, wenn ausgerechnet sie nicht den Lolly-Test machen dürfen. Wir stehen dieser Testmöglichkeit bei unseren Kleinen sehr positiv gegenüber“, erklärt die Leiterin auf Anfrage. Am Donnerstag gab es dann auch gleich den ersten positiven Pool-Test in dem Bamenohler Kindergarten.