Kreis Olpe/Attendorn. Eigentlich ist der Januar der Monat mit den meisten Urlaubsbuchungen. Doch im Attendorner Reisebüro sieht es anders aus – erneut..

Nach einem wiederholt schwierigen Jahr verzeichnen die Reisebüros seit Mitte November einen Anstieg bei den Urlaubsbuchungen, berichtet Monika Strauß-Schmidt, Teamleiterin im Reisebüro „DERPART“ in Attendorn. Dennoch sei es kein Vergleich in Hinblick auf die Zeit vor Corona – und das, obwohl der Januar eigentlich die buchungsstärkste Zeit ist.

Im Interview verrät die Touristikerin die beliebtesten Reiseziele und sie erklärt, was Urlauber jetzt beachten müssen.

Wie sieht es im Moment mit der Nachfrage bei den Buchungen aus?

Monika Strauß-Schmidt: Bei uns steigt die Nachfrage seit November deutlich an. Je nach neuen Corona-Meldungen mal mehr und mal weniger. Das sah vor der Pandemie anders aus. Da war der Januar einer der buchungsstärksten Monate im Jahr. Die Kunden sind im Moment verunsichert, ob sie frühzeitig buchen sollen oder lieber warten. Für eine gewisse Sicherheit sorgen Flex-Optionen.

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Was genau umfassen diese Flex-Optionen?

Die Flex-Optionen sind gegen Aufpreis buchbar und bieten den Kunden die Sicherheit, die Reise ohne Angabe von Gründen bis 22 oder 15 Tage vor Abreise kostenlos umbuchen oder stornieren zu können. Im Unterscheid zur Rücktrittsversicherung, die nur bei Krankheit der Reisenden oder nahestehenden Verwandten eintritt. Diese Optionen nehmen die Kunden gerne wahr.

Und wer bietet sie an?

Nahezu alle Veranstalter. Über die unterschiedlichen Preise und Bedingungen informieren wir unsere Kunden natürlich gerne.

Jetzt gab es zuletzt zwei Fälle, in denen Kreuzfahrten aufgrund von Corona-Ausbrüchen abgebrochen wurden. Wie wirkt sich so etwas auf das Geschäft aus? Haben Sie es kommen sehen?

In dem Maße haben wir nicht damit gerechnet. Auf den Kreuzfahrtschiffen werden schon seit langem starke und sehr strenge Vorsichtsmaßnahmen getroffen. Trotz Impfung muss vor Antritt der Reise ein PCR-Test vorgelegt werden, der nicht älter als 24 Stunden sein darf.

Auf den Schiffen wird regelmäßig getestet, überall stehen Desinfektionsgeräte, deren Benutzung auch überprüft wird. Das waren alles Punkte, die bei vielen Menschen ein gewisses Sicherheitsgefühl erzeugt haben.

Klingt sicher.

Richtig. Aber wir spüren die Auswirkungen dieser Vorfälle natürlich auch. Unsere Kreuzfahrt-Kunden fragen, was jetzt mit ihrer Kreuzfahrt ist, ob sie stattfindet. Außerdem werden die Menschen skeptisch, ob sie ihre Reise überhaupt antreten sollen. Egal, ob sie in die Karibik wollen oder auf den Atlantik.

Wie gehen Sie mit den Fragen dann um?

Theoretisch können wir nur wenig dazu sagen, ob man die Reise noch antreten soll. Das muss jeder für sich alleine entscheiden. Wenn die Kunden umbuchen wollen, müssen wir schauen, unter welchen Bedingungen das machbar ist. Allerdings kann man eine Kreuzfahrt auch nur auf eine andere Kreuzfahrt umbuchen – da stellt sich dann die Frage, wann es wohin gehen soll.

Seit Beginn der Pandemie ist auch Deutschland ein sehr beliebtes Reiseziel. Ist das nach wie vor der Fall?

Ja, Deutschland ist immer noch ganz oben auf der Liste, aber eben auch nicht das Günstigste. Die Nachfrage bestimmt den Preis und so sind diese seit der Pandemie enorm angestiegen. Viele reisen lieber im eigenen Auto, um bei Problemen schnell wieder nach Hause zu kommen. Einige Reiseziele, wie zum Beispiel Ägypten, Tunesien und Marokko, werden so gut wie gar nicht bei uns nachgefragt, obwohl sie preislich interessant sind.

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Denken Sie, dass die Menschen zu große Angst haben?

Viele haben die Befürchtung, dass es in diesen Ländern Mängel in der Krankenversorgung oder in der Hygiene geben könnte. Diese Menschen haben dann Angst, dass sie im Fall der Fälle nicht gut versorgt werden. Das ist angesichts der pandemischen Lage verständlich. Dennoch empfehle ich, dass man seine Urlaube am besten frühzeitig bucht. Nicht, dass das gewünschte Hotel aufgrund mangelnder Nachfrage schließt, der passende Flug oder Flugtag gestrichen wird. Da bieten sich dann wieder die vorab genannten Flex-Optionen an.

Sprich „Last Minute“ gibt’s gar nicht mehr?

Das bekannte und beliebte „Last Minute“ gibt es schon seit Jahren nicht mehr. Dafür bieten die Veranstalter gestaffelte Frühbucher- und Kinderfestpreise an. Dass man einfach mit dem Koffer auf gut Glück zum Flughafen fährt, das gibt es nicht mehr. Um hohe Kosten zu sparen, geben die Veranstalter eher eingekaufte Hotelzimmer an die Hoteliers zurück, als sie zu verscherbeln.

Interessant. Und wie sieht es mit Fernreisen aus?

Nachfragen für große Fernreisen gibt es im Moment wenige. Vor der Pandemie sah das natürlich ganz anders aus. Da hatten die Menschen auch Interesse an anderen Ziele, wie zum Beispiel Thailand oder Mauritius.

Aber aufwärts geht es ja trotzdem.

Ja, teilweise haben die Touristiker auch damit gerechnet, dass es jetzt aufwärts geht. Aber einen Ansturm würde ich es nicht nennen. Viele informieren sich und überlegen dann noch mal, ob sie den Mut haben, zu reisen: der ganze Aufwand mit den zusätzlichen Einreisebeschränkungen, mit den Formularen und Tests und die Ungewissheit, wie die Lage zum Reisetermin im gebuchten Ziel aussieht. Deshalb sind eben auch viele Kunden sehr verhalten.

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Und vor allem ändern sich die Regeln ständig, oder nicht?

Genau. Wobei ich sagen muss, dass wirklich wenig Kunden kommen, die uninformiert sind. Wenn Kunden für Mai Mallorca buchen wollen, wissen sie meistens genau, was sie für die Einreise benötigen. Da ist wirklich selten jemand dabei, der fragt, wo er denn jetzt hinkönnte.

Aber Sie müssen sich dennoch stetig informieren – oder?

Auf jeden Fall. Man muss immer auf dem Laufenden sein, was sich wo verändert. Wir haben zum Glück ein Krisenmanagement, das uns unterstützt und tagtäglich für die Länder die aktuellen Bedingungen veröffentlicht.

Das hilft uns schon deutlich weiter, sonst müssten wir eben immer alles vorab beim Auswärtigen Amt nachschauen.