Kreis Olpe. Eine Umfrage dieser Redaktion bei großen Unternehmen im Kreis Olpe zeigt: Nur wenige Mitarbeiter sind von der Autobahnsperrung stark betroffen.

„Es ist nicht auszuschließen, dass wir in Einzelfällen sogar über den einen oder anderen Jobtausch innerhalb der Gruppe nachdenken, um den Leuten diese Tortur zu ersparen“, kommentiert Unternehmer Arndt G. Kirchhoff aus Attendorn das, was viele Unternehmer und Berufspendler in diesen Tagen umtreibt, wenn es um die gesperrte Brücke auf der A 45 geht.

Kirchhoff

Die Autozulieferergruppe Kirchhoff hat Standorte in Iserlohn und Attendorn, wo insgesamt rund 1200 Menschen beschäftigt sind. „Wir haben das überschlagen. Etwa 75 davon sind als Pendler zwischen den beiden Regionen betroffen“, bestätigt Kerstin Rinscheid, Assistentin des Firmenchefs, auf Anfrage. Dabei gebe es echte Härtefälle, wie Kirchhoff bestätigt: „Wir haben Leute in Iserlohn, die aus Dillenburg anfahren.“

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In solchen Fällen werde eine Anfahrt durch das Nadelöhr Lüdenscheid zur kleinen Weltreise. Kirchhoff: „Deshalb nehmen wir das Thema ernst, bieten flexible Lösungen an und natürlich Home-Office, wo es möglich ist.“ Kündigungen, so Assistentin Rinscheid, habe die Kirchhoff-Gruppe wegen der A 45-Sperrung noch nicht entgegennehmen müssen, aber: „Von einigen anderen betroffenen Unternehmen haben wir das gehört.“

Krah

Teresa Mason-Hermann, Personal-Chefin der Krah-Gruppe (Elektronik) in Drolshagen (ca. 180 Beschäftigte), erklärt auf Anfrage: „Wir haben fünf betroffene Mitarbeiter, die von der Brückensperrung betroffen sind.“ Alle fünf wohnten allerdings direkt in Lüdenscheid. Etwa 65 Prozent der Krah-Beschäftigten in Drolshagen kämen aus der Postleitzahl-Region 57, die nächstgrößere Gruppe lebe im 51 bzw. 50er PLZ-Bereich. Krah biete den betroffenen Pendlern flexible Arbeitszeiten: „Mitarbeiter können also eine Rush-hour zeitlich umgehen.“ Home-Office sei schon vor der Brückenproblematik und vor Corona bei Krah etabliert, „ein stetiger Begleiter unserer Arbeitswelt.“ Wenn die Wohnsituation im Kreis Olpe nicht so angespannt wäre, so Mason-Hermann, könne man über einen Zweitwohnsitz nachdenken. „Für realistisch halte ich es aber nicht, dass sich an dem Packende schneller etwas ändert als bei dem Brückenneubau.“

Kemper

Christian Küster, einer der drei Geschäftsführer der Gebrüder Kemper aus Olpe, spricht auf Anfrage von weniger als einer Handvoll Beschäftigter am Standort Olpe, die betroffen seien: „Diesen Mitarbeitern bieten wir Homeoffice und Anpassungen der Arbeitszeiten.“ Grundsätzlich sagt er: „Der Neubau der Brücke sollte schnellstmöglich angegangen werden. Die im Raum stehenden Zeiträume für den Neubau sind nicht akzeptabel und sollten durch die Verantwortlichen der Autobahn GmbH deutlich verkürzt werden.“

Mennekes

Die Möglichkeit des mobilen Arbeitens von daheim wird auch den Mitarbeitern von Mennekes Elektrotechnik in Kirchhundem geboten, teilt Johannes Brand, Marketingleiter, mit. Jedoch seien dort nur wenige von der Sperrung betroffen – „einige Beschäftigte wohnen beispielsweise im Ruhrgebiet und im Märkischen Kreis.“

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Bereits seit Anfang der Corona-Pandemie sei dort auf Home Office in verschiedenen Abteilungen und Bereichen gesetzt worden, mit positiven Erfahrungen. „Weitere Ausgleichsmöglichkeiten für die von der Brückensperrung betroffenen Kollegen sind in Arbeit“, so Johannes Brand. Kündigungen aufgrund der Sperrung habe es noch nicht gegeben. Allerdings spiele das Thema eine wichtige Rolle bei der Mitarbeitergewinnung. „Bewerber, die in einer von der Sperrung betroffenen Region wohnen, reflektieren den möglichen Arbeitsweg kritischer und wägen deutlicher ab, ob eine überregionale Tätigkeit vor dem Hintergrund der Sperrung für sie in Frage kommt.“

Hensel

In Lennestadt bei der Gustav Hensel GmbH seien keine Mitarbeiter von der Brückensperrung betroffen, erläutert Sprecher Thomas Hanses. Gebe es in Zukunft solche Fälle, würde das Unternehmen individuelle Lösungen finden, um die Belastung zu reduzieren. Beispielsweise „die noch stärkere Nutzung von mobilem Arbeiten oder – wenn dies nicht möglich ist – auch die Stellung von Übernachtungsmöglichkeiten in der Nähe des Unternehmens“, so Thomas Hanses.

Aquatherm

Von den rund 400 Mitarbeitern, die bei Aquatherm in Attendorn arbeiten, stammen die meisten aus einem Umkreis von rund 35 Kilometern rund um die Hansestadt. Nur wenige seien laut Pressesprecherin Nicola Holweg daher von der Sperrung der Talbrücke betroffen: „Die Betroffenen arbeiten bei uns ausschließlich im kaufmännischen Bereich und nutzen vermehrt Home-Office-Regelungen, um dem Verkehrschaos zu entgehen.“ Aquatherm ist ein führender Hersteller von Kunststoff-Rohrleitsystemen.