Kreis Olpe/Attendorn. Die Meinung von Anwalt Christoph Hilleke aus Attendorn sorgt für Diskussion – er leugnet die Corona-Pandemie. Jetzt melden sich Mediziner zu Wort.
Es ist ein Thema, das für Diskussionen sorgt. Immer wieder gehen Menschen auf die Straße, die sich gegen die Corona-Schutzimpfung oder Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie wehren. Manche leugnen die Pandemie grundsätzlich. Einer von ihnen ist Christoph Hilleke (61) aus Attendorn (unsere Zeitung berichtete). Er spricht von „unterschlagenen Fakten“, von einer „Plandemie“. Er stellt die Zahlen des Robert-Koch-Institutes infrage, die Aussagekraft von PCR-Tests – und eine Überlastung des Gesundheitssystemes gebe es nicht. Seine Äußerungen stoßen auf Widerstand, auf Unverständnis und auf wütende Bürger – nicht nur, aber natürlich auch aus Attendorn. Doch was sagen Mediziner aus dem Kreis Olpe zu den Äußerungen?
Nur Quellen, die ins eigene Bild passen
„Das zu lesen, ist schwer zu ertragen“, sagt Stefan Spieren, Allgemeinmediziner mit Praxis in Hünsborn, klipp und klar. Aus medizinischer Sicht seien die Behauptungen, die Rechtsanwalt Christoph Hilleke aufstellt, haltlos. „Jeder kann seine Meinung kundtun. Doch, dass weit über die Hälfte der Menschen in Deutschland zum Beispiel geimpft sind, spricht für sich“, meint Spieren. Auf Menschen, die durch Covid einen geliebten Menschen verloren haben, nehme er mit einem solchen Verdrehen keine Rücksicht. „Wie fühlen sich diese Menschen, wenn sie so etwas lesen?“
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Offensichtlich werde nur das gesehen, was in das eigene Bild, zu der eigenen Einstellung passt, denkt der Mediziner. Dementsprechend werden die eigene Meinung unterstützende Argumente und Quellen ausgesucht. Stefan Spieren kennt das. Er erlebt es auch in seiner Praxis, wenn beispielsweise Personen den PCR-Test anzweifeln, so wie es auch Christoph Hilleke darstellt. „Der PCR-Test ist noch immer Goldstandard“, sagt Spieren deutlich. „Dieses Wegdrehen der wissenschaftlichen Erkenntnisse spricht gegen die Entscheidung der Mehrheit in Deutschland.“ Unverständlich sei es auch, bedenke man die zahlreichen Menschen, die an Long-Covid leiden. Würde ja bedeuten, dass sich diese Menschen eine Krankheit nur einbilden würden, so der Arzt.
Wichtig findet es Stefan Spieren jedoch, auch Menschen wie Christoph Hilleke zu Wort kommen zu lassen. „Auch sie haben ein Recht darauf, sich zu äußern“, sagt er und weiter: „Wichtig ist auch, dass man mit den Menschen spricht.“
Neutrale und seriöse Informationen solle man anbieten. So könne noch der ein oder andere erreicht werden. Auch, wenn ein Gespräch zunächst aussichtslos erscheint.
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Konsens aus der Wissenschaft
Dr. Jan Goebel aus Olpe zählt eine Reihe von Dachverbänden auf Nachfrage dieser Redaktion auf, die alle eines gemeinsam haben: Sie alle weisen auf die realen Gefahren der Pandemie hin. „Wenn wir auf diesen Konsens aus der Wissenschaft nicht mehr vertrauen würden, wem sollen wir dann noch trauen?“, fragt der Mediziner aus der Gemeinschaftspraxis am Imberg und stellt klar: „Ja, es gibt die Pandemie. Es gibt Menschen, die sterben an Corona. Ja, es wird periodisch immer wieder zu einer Überbelastung des Gesundheitssystems kommen und ganz klar: Der PCR-Test ist der effektivste Nachweis einer Covid-Erkrankung.“ Kurzum: Wer Corona leugne, dem könne auch der erfahrene Arzt nicht mehr helfen.