Kreis Olpe. Ab Donnerstag müssen geimpfte oder genesene Gäste in der Gastronomie einen zusätzlichen Test vorzeigen. Warum kaum Gastronomen Tests anbieten.

Seit Donnerstag dürfen Gastwirte und Kneipiers Gäste nur noch nach der 2G-Plus-Regel Einlass gewähren. Das bedeutet: Genesen, geimpft und zusätzlich tagesaktuell getestet. Besonderheit: Wer frisch „geboostert“ ist, braucht keinen Test. Und wenn die Wirte eine eigene Teststation am Eingang einrichten, können sich Kunden unmittelbar vor Bier und Schnitzel unter Aufsicht an Ort und Stelle testen lassen.

Wie unsere Spontan-Umfrage in der Gastronomie im Kreis Olpe ergab, sind dazu aber nur wenige bereit: „Im Bootshaus haben wir vorwiegend älteres Publikum, da sind die meisten ohnehin geboostert“, sagt Marc Wisseling, Betriebsleiter im Bootshaus am Biggesee und gleichzeitig Gesellschafter des Goldenen Löwen am Olper Marktplatz: „Auch im Löwen werden wir keine eigene Teststation anbieten. Dafür fehlt uns das Personal, das wir ja extra abstellen müssten.“ Zunächst werde er die Kundenentwicklung und Rückmeldung beobachten und gegebenenfalls nachjustieren.

Zeitlicher Ablauf würde gestört

Ronja Runte, Tochter der Inhaberin des Gasthofes Häner in Dahl/Friedrichsthal, argumentiert ähnlich: „Auf eine Testmöglichkeit hier bei uns verzichten wir erst einmal. Das würde den zeitlichen Ablauf stören, und wir bräuchten einen Mitarbeiter, der sich nur darum kümmert.“ Dass die neu eingeführte 2G-Plus-Regelung zu einem Einbruch der Kundenzahl führe, zeichne sich nicht ab: „Das schreckt die Leute offenbar kaum ab, wir haben für die nächsten Tage reichlich Reservierungen.“

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Selbsttests unter Aufsicht wird auch Kerstin Mosch, Inhaberin vom Gasthof Steinhoff in Schönholthausen, nicht anbieten. Zum einen sei der personelle Aufwand extrem hoch, zum anderen sei die Umsetzung auch aus hygienischen Gründen nicht so einfach. Mosch: „Wo soll der Getestete warten? Wo steht der Mitarbeiter? Hat der Mitarbeiter eine Schutzkleidung an?“, fragt sie und betont: „Alles ziemlich kompliziert.“

Auch die Familie Knoche, die den EssBahnhof in Grevenbrück betreibt, musste nicht lange überlegen. „Das Testen unserer Gäste kommt für uns nicht in Frage“, sagt Wirt Michael Knoche, schon angesichts der dünnen Personaldecke. Aber das ist nicht der einzige Grund. Der Gastronomie jetzt auch noch das Testen nichtgeboosterter Gäste aufzudrücken, das sei „eine Frechheit“. „Wir sind schon gebeutelt genug und jetzt sollen wir unsere Gäste auch noch beaufsichtigen, wenn sie das Ding in die Nase stecken. Da hört der Spaß auf.“

Großteil der Gäste schon geboostert

Dass man sich im EssBahnhof nicht testen lassen kann, werde nicht zu großen Einbußen führen, glaubt der erfahrene Gastronom. „Der Großteil unserer Gäste ist schon geboostert“. Woanders, zum Beispiel in Großstädten wie Dortmund, sehe das anders aus, wisse er aus der Branche. Michael Knoche will sich darauf konzentrieren, seinen Gästen einen unbeschwerten Aufenthalt in seinem Lokal zu bieten und hofft, dass die Politik sich nicht wieder andere Hürden einfallen lässt. „Wenn wir so weitermachen können wie jetzt, mit kleineren Feiern wie zum Beispiel Hochzeiten, kommen wir zurecht.“ Andreas Voss, Chef des Landhotels Voss in Saalhausen, hat mit der neuen Testmöglichkeit keine großen Probleme. „Unsere Gäste testen sich unter Aufsicht selber“, so der Hotelchef.

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Nach der neuen Coronaschutz-Verordnung können Testungen „vor Ort“ unter Aufsicht einer fachkundigen, geschulten oder unterwiesenen Person – wie bei der Mitarbeitertestung – vorgenommen werden. Ob und in welcher Form eine Testung stattfindet, entscheidet der Gastronom. Der ordnungsgemäß durchgeführte und dokumentierte Selbsttest berechtigt dann anschließend ausschließlich zum Zutritt des konkreten Gastronomiebetriebs, legitimiert also nicht zum Bummel durch diverse Lokalitäten.

Bei Voss können sich Gäste in der Teststelle Saalhausen direkt in der Nachbarschaft testen lassen. Wenn die geschlossen ist, eben im Hotelfoyer. Zutritt zum Restaurant ist dann erst nach Auswertung des Tests zu gewähren, soweit das Ergebnis negativ ist, heißt es in der Verordnung. „Das wird aber heißer gegessen, als gekocht“, meint Andreas Voss. Am Donnerstagmittag waren von 20 Gästen beim Mittagstisch 18 geboostert und zwei hatten einen externen Bürgertest dabei.