Kreis Olpe. Für Lkw-Fahrer aus dem Kreis Olpe, die normalerweise auf der Sauerlandlinie in Richtung Ruhrgebiet unterwegs sind, ist die Sperrung der Supergau.
Die Sperrung der Autobahn 45 zwischen Lüdenscheid-Mitte und Lüdenscheid-Nord sorgt bei vielen Speditionen aus dem Kreis Olpe für einen enormen Planungs- und erhöhten Zeitaufwand. Auf ihrem Weg zum Kunden müssen viele Lkw-Fahrer die A 45, die aufgrund von Schäden an der Stahlkonstruktion der Talbrücke Rahmede seit Ende letzter Woche komplett dicht ist, umfahren.
+++ Lesen Sie hier: Wenden: So läuft es im neuen Amazon-Verteilerzentrum in Gerlingen +++
„Das ist schon eine Nummer“, betont Bernhard Heisiep von der gleichnamigen Spedition aus Bamenohl, die in erster Linie Stahlprodukte transportiert. Auf dem Weg ins Ruhrgebiet müssen seine Fahrer mindestens einen Umweg von 50 Kilometern in Kauf nehmen, betont der Bamenohler im Gespräch mit dieser Redaktion. Seine Fahrer, die ins westliche Ruhrgebiet (Richtung Duisburg) wollen, fahren über Köln und nutzen die A 4. „Ich muss niemandem sagen, dass morgens auch hier die Hölle auf der Straße los ist“, sagt Heisiep. Seine Spediteure, die ins östliche Ruhrgebiet, also nach Dortmund müssen, weichen über Hüsten und Werl aus, also zum Großteil über Land. Das Ganze kostet in erster Linie viel Zeit. Heisiep glaubt im Übrigen nicht, dass die A 45 so schnell wieder für den Verkehr freigegeben wird – schon gar nicht für den Schwerlastverkehr.
Für viele Hauptverkehrsader
Auch Axel Maschner, Geschäftsführer der Oberveischeder Transportlogistik, äußert sich im Gespräch mit der Redaktion zu der Situation: „Milde gesagt ist das einfach eine Katastrophe, eigentlich auch ein Supergau.“ Die Strecke sei für das Olper Transportunternehmen die Hauptverkehrsader. Was Maschner besonders verärgert: Seit Jahren sei bekannt, dass an der Brücke etwas nicht in Ordnung ist und niemand habe früher gehandelt.
Die Umfahrungen führen nicht nur zu einem enormen Zeitverlust, sondern verursachen auch deutlich höhere Kosten, berichtet der Geschäftsführer. „Die Lenneschiene ist noch gesperrt und sonst gibt es kaum Ausweichstrecken. Wir müssen also großräumig umfahren und das kostet verdammt viel Geld.“ Maschner ist zwar optimistisch, dass sich der Verkehr irgendwann einspielen wird, doch wann das sein wird, das wisse derzeit niemand.
+++ Lesen Sie hier: Warum die Villa Höffken nicht versteigert wird +++
Ähnlich verhält sich die Situation bei der Spedition Thorsten Diem in Olpe. „Das ist aktuell katastrophal“, sagt Niederlassungsleiter David Kreiser. Man schicke die Fahrzeuge zwar früher los, doch auch hier spiele der Kostenfaktor eine maßgebliche Rolle. Wenn es sich so auswirke, dass auch weiterhin keine Lkw die Brücke auf der A 45 befahren dürfen, dann müsse man vor allem mit den Kunden im Norden Gespräche führen und gegebenenfalls die Konditionen erhöhen, erläutert Kreiser. Mindestens zwei bis drei Stunden länger seien seine Fahrer unterwegs. „Wir müssen jetzt einfach mal abwarten. Meine Befürchtung ist, dass die Talbrücke Rahmede für Lkw komplett gesperrt bleibt.“ Und das würde nicht nur große Umfahrungen und erhöhte Kosten bedeuten, sondern mit Blick auf den anstehenden Winter auch mehr Gefahrenpotenziale.
Insbesondere die Umleitungen durch Lüdenscheid und die Nachbarorte sind teils mit Steigungen und vielen Kurven verbunden. „Das wird noch alles ein Thema werden, mit dem Schnee, aber auch die zunehmende Belastung durch Lärm und Abgase für die Anwohner.“ Aktuell könne man nur abwarten und mit ortskundigen Fahrern die bestmögliche Strecke fahren.
IHK-Chef: „Böse Überraschung“
Bei der Rademacher Transport GmbH aus der Kreisstadt hingegen hat die Sperrung der Brücke auf der A 45 kaum Auswirkungen. „Natürlich wäre es für uns schön, wenn wir drei Häuser weiter auf die Bahn fahren könnten“, sagt Speditionsabteilungsleiter Christian Rinkens. Doch man könne ohne großartige Probleme über die A 4 fahren und sei dann ebenfalls schnell auf der Bahn. „Die Umleitung hilft uns.“ Da viele Kunden des Unternehmens zum Beispiel im Osten ansässig sind, berichtet Rinkens, sei man auf die Strecke der A 45 nicht zwangsläufig angewiesen. „Wenn man die Kunden im Umkreis hat, klar, dann ist das sehr schwierig. Aber wir sind da aktuell nicht von betroffen.“
Von einer „bösen Weihnachtsüberraschung“ sprach jüngst auch Klaus Gräbener, Chef der Industrie- und Handelskammer Siegen/Olpe. Er weiß um die vielen Unternehmen, die täglich die A 45 nutzen, um ihre Produkte von A nach B zu bringen. „Wenn es Dimensionen wie bei der Leverkusener Brücke annimmt, dann können wir uns warm anziehen.“ Davon, so hoffen vor allem die Spediteure aus dem Kreis Olpe, bleiben sie verschont.