Kreis Olpe. Die Benzinpreise im Kreis Olpe haben ein Rekordniveau erreicht. Das trifft Autofahrer, Spediteure und Bus-Unternehmen. Wie sie damit umgehen.

Klaus-Dieter Wern, Chef der Wern Group und damit auch der im Kreis Olpe fahrenden Verkehrsbetriebe Westfalen-Süd, nimmt kein Blatt vor den Mund: „Die Spritpreise gehen durch die Decke, und wenn der Dieselpreis um einen Cent steigt, bedeutet das für uns Mehrkosten von rund 40.000 Euro pro Jahr.“ Bis 2020 habe er noch rund 88 Cent pro Liter bezahlt, selbst als Großabnehmer müsse er derzeit immerhin rund 1,20 Euro pro Liter zahlen. Also 32 Cent mehr als 2019. Die Wern Group unterhalte einen Bus-Fuhrpark mit 228 Omnibussen, die bis auf wenige Ausnahmen im Öffentlichen Personennahverkehr unterwegs seien. Und der Spritverbrauch dieser Fahrzeuge kann sich dementsprechend sehen lassen: „Wir brauchen etwa 4,2 bis 4,5 Millionen Liter Diesel pro Jahr.“

Derzeit gelte für die VWS aber noch eine Corona-Sonderregelung, über die auch die steigenden Kraftstoffpreise abgefedert würden. „Wenn ich erhöhte Kosten habe, kann ich diese über die Sonderregelung abrechnen.“ Diese Regelung gelte aber nur noch bis Ende des Jahres. Und für die Zeit danach müsse die Politik helfen. Wern: „Am Montag steht dieses Thema bei uns auf der Agenda. Ich werde mich mit meinem Prokuristen zusammensetzen, und wir werden uns dann an den Zweckverband ÖPNV Westfalen-Süd wenden und um Hilfe rufen müssen.“ Bei den derzeit horrenden Spritpreisen wäre er andernfalls gezwungen, die Ticketpreise deutlich zu erhöhen.

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Bestätigt wird Klaus Dieter Wern von Günter Padt, Geschäftsführer des Zweckverbands Personennahverkehr Westfalen-Süd (ZWS). Abgesehen vom zuletzt explodierenden Spritpreis seien seit Beginn der Corona-Pandemie die Einnahmen im ÖPNV drastisch eingebrochen und hätten längst noch nicht das Niveau von 2019 erreicht. Padt weiter: „Mit den steigenden Energiepreisen laufen die Kosten- und Erlösschere noch weiter auseinander. Wir als öffentliche Hand haben schon seit September 2020 einen öffentlichen Dienstleistungsauftrag für die VWS erteilt. Das heißt, die öffentliche Hand pumpt erhebliche Finanzmittel in das System, damit der ÖPNV überhaupt noch so angeboten werden kann.“ Padt bestätigt, dass die beiden Kreise über diesen Auftrag mehr als acht Millionen Euro zur Verfügung stellen müssten. Wie viel davon über den Corona-Rettungsschirm von Bund und Land zurück flössen, wollte er nicht beziffern.

Millionen-Loch im ÖPNV

Padt: „Wir stehen momentan vor einem großen Loch. Und das kann nicht über die Verkehrsunternehmen allein finanziert werden.“ Dementsprechend müssten für das kommende Jahr die Kreise einspringen. Beschlussfassungen seien im nächsten Sitzungsblock der Kreistage in Olpe und Siegen-Wittgenstein angedacht. Die Fahrkartenpreise müssten marktgerecht bleiben. Padt: „Sonst können wir die Verkehrswende nicht schaffen.“

Mit den steigenden Spritkosten muss auch Bernhard Heisiep, Chef der gleichnamigen Spedition aus Bamenohl, die Frachtpreise für seine Kunden erhöhen. Das habe er bereits Anfang des Jahres zwei Mal getan, und auch zum 1. November erhöht der Unternehmer die Preise erneut um rund vier Prozent. Anders gehe es nicht mehr. „Aufs ganze Jahr 2021 gerechnet, muss ich die Frachtpreise, allein aufgrund der Spritpreise, um zehn bis zwölf Prozent anziehen“, erklärt Heisiep, dessen Fuhrpark aus 23 Fahrzeugen besteht. Hauptsächlich fahren seine Spediteure im Auftrag heimischer Unternehmen, etwa aus der Automobilbranche, Stahlprodukte durch ganz Deutschland.

Aber nicht nur Busunternehmer und Spediteure haben Grund zum Klagen. Auch Otto Normalverbraucher bekommt die Preisrallye auf dem Energiesektor zu spüren – und das gleich mehrfach. „Es wird ja alles teurer, Sprit, Strom, Gas und Heizöl, es trifft also jeden“, sagt Stefan Kremer, Heizöl-Händler aus Grevenbrück. Der Preis für Öl ist in den letzten 12 Monaten um mehr als 100 Prozent gestiegen. Kein Wunder also: „Die Stimmung ist schlecht, die Leute sind sauer und genervt“, so Kremer.