Attendorn. Das Dach auf dem Hochhaus an der Stettiner Straße 2 in Attendorn ist besonders interessant für einige Mobilfunk-Anbieter. So sieht’s die Politik:
Es ist ein schmaler Grad. Zwischen Gesundheitsschutz auf der einen und technologischem Fortschritt auf der anderen Seite. Strahlenbelastung versus schnelle Leitungen. Eine äußerst knifflige Abwägung. Die Bundesregierung treibt bekanntlich den Mobilfunkausbau in Deutschland voran, Funklöcher sollen der Vergangenheit angehören. Dazu sollen bundesweit deutlich mehr Masten durch einfachere Genehmigungsphasen, verstärkt auch auf Gebäuden, die beispielsweise den Kommunen gehören, gebaut werden. Diese Strategie macht auch vor den Toren der Hansestadt keinen Halt.
Um jedoch zu verhindern, dass Mobilfunkbetreiber unaufhaltsam ihre Masten auf den Dächern Attendorns verteilen, hat die Stadt bereits im Jahr 2003 ein derzeit auf Eis gelegtes Mobilfunkkonzept verabschiedet. Sein Inhalt: Mobilfunk grundsätzlich ja, aber der Gesundheitsschutz der Menschen besitzt oberste Priorität. Seit dem Inkrafttreten des Konzeptes ist viel Zeit ins Land gegangen, der technische Fortschritt geht schnell voran. Es ist kaum verwunderlich, dass Unternehmen den Mobilfunkausbau nun auch konsequent in Attendorn vorantreiben wollen.
Rolf Schöpf (CDU) warnt eindringlich
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Im Blick haben sie dabei vor allem das Hochhaus an der Stettiner Straße 2 neben der Hanseschule. Dort sind bereits mehrere Funkmasten installiert. Die Politik hatte jedoch seinerzeit beschlossen, zum Schutz der Anwohner in dem Hochhaus und der Umgebung gewerblich nutzbare Anlagen zu verbieten. Das gilt bis heute. Und wird vermutlich auch erstmal so bleiben, denn die Politik kann sich mit dem Vorschlag aus dem Rathaus, das Mobilfunk-Verbot an der Stettiner Straße 2 aufzuheben, nicht anfreunden. „Da stehen wir nun und suchen die Lösung. Wir alle wollen dem Fortschritt nicht im Wege stehen. Aber was ist mit dem Schutzgut Mensch?“, bringt Rolf Schöpf (CDU) das Dilemma auf den Punkt.
Sein Plädoyer: „Wir kennen nicht die aktuelle Strahlenbelastung, können aber davon ausgehen, dass sie im Nachgang wohl höher ausfällt. Wenn wir hier unser letztes Pfund aus der Hand geben, machen wir uns nicht nur unglaubwürdig, sondern werden feststellen, wie sich alle Anbieter auf diesen einen Standort festlegen. Wie das auf dem Hochhaus aussehen wird, kann sich jeder selbst ausmalen.“ Aus diesem Grund hat die CDU jüngst im Ausschuss für Planen, Bauen und Umweltschutz die Verwaltung darum gebeten, zunächst nach alternativen Standorten für Funkmasten im Stadtgebiet Ausschau zu halten. Das wurde mit knapper Mehrheit auch beschlossen.
SPD-Vertreter unterschiedlicher Meinung
Die SPD, das machte Wolfgang Langenohl deutlich, sei bei dieser Frage zu keiner einheitlichen Meinung gekommen. Die knappe Mehrheit sprach sich jedoch für den Ansatz der Verwaltung aus, dem Mobilfunkausbau an dieser Stelle nicht (mehr) im Wege zu stehen. Langenohl: „Die Gesundheit der Menschen sollte immer unsere Vorgehensweise bestimmen. Allerdings müssen Funklöcher unbedingt der Vergangenheit angehören.“