Attendorn. Attendorns Bürgermeister steht weiter zu den Wall-Center-Plänen – und weist Kritik zurück. Warum er dem Bürgerantrag kaum Chancen einräumt.

Grundsätzlich, sagt Attendorns Bürgermeister Christian Pospischil (SPD), sei es das Recht eines jeden Bürgers, Anträge zu Entscheidungen oder Entwicklungen zu stellen. So, wie es zuletzt besorgte Einwohner getan haben, die sich gegen den bevorstehenden Verkauf der städtischen Liegenschaften am Bahnhof an die ITG (Immobilien Treuhand GmbH) zur Wehr setzen. Dort will, wie mehrfach berichtet, der Düsseldorfer Investor ein Einkaufszentrum („Wall-Center“) bauen, in das unter anderem eine Drogerie und ein Lebensmittelvollsortimenter einziehen sollen. Die Initiatoren des Einwohnerantrags fordern Stadt und Politik jedoch auf, mit diesem Verkauf abzuwarten und zunächst einen städtebaulichen Wettbewerb hinsichtlich baulicher Gestaltung und realisierbarer Warensegmente zu starten – also einen Investorenwettbewerb.

Eine Forderung, die der Bürgermeister nicht verstehen kann: „Ich will deutlich sagen: Es hat in den Jahren 2018 und 2019 ein Verhandlungsverfahren mit vier Interessenten bzw. potenziellen Investoren gegeben. Anhand einer objektiven Bewertungsmatrix hat sich die ITG durchgesetzt.“ Der Investor aus der Landeshauptstadt, ergänzt Baudezernent Carsten Graumann, sei am Ende der einzige gewesen, der ein Angebot abgegeben habe. „Das haben die anderen aufgrund der Anforderungen nicht getan.“

Ratsbeschluss besteht

Zu diesen Anforderungen, die sich aus den Zielen des Innenstadtentwicklungskonzeptes ablesen lassen, gehört unter anderem, dass der Investor neue Markteilnehmer in die Hansestadt bringt und genügend Parkplätze (geplant sind rund 150) zur Verfügung stellt. Die Politik hatte per Ratsbeschluss entschieden, dass die ITG als Investor das neue Einkaufszentrum realisieren möge. Dieser Beschluss hat weiterhin Bestand. Graumann resümiert: „Wir haben ein ganz offenes und transparentes Verfahren durchgeführt.“

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Genau das negieren die Initiatoren des Bürgerantrags, die Stadt und Politik vorwerfen, die Planungen am Bahnhof „unter Ausschluss der Bürger unserer Stadt“ vorangetrieben zu haben. Ein Vorwurf, der Rolf Schöpf (CDU) zornig macht: „Im Rahmen unserer Möglichkeiten haben wir als Politik immer ein transparentes Vorgehen gewählt.“

Ein solches Vorgehen beansprucht auch der Bürgermeister für sich, der im Gespräch mit dieser Redaktion nicht müde wird zu betonen, welchen Nutzen das künftige Einkaufszentrum habe. Pospischil: „In unserer Stadt gibt es mit Ausnahme des ehemaligen Busbahnhofes keine andere Möglichkeit, großflächigen Einzelhandel anzusiedeln.“ Gerade in den Segmenten Drogerie und Lebensmittel sehe sich die Hansestadt enormen Kaufkraftabflüssen ausgesetzt. Zum Einkaufen fahren viele Attendorner lieber nach Olpe oder Bamenohl.

Innenstadt verödet nicht

„Wir haben von vielen Attendorner Bürgern immer wieder vernommen, dass sie sich einen weiteren Drogeriemarkt oder einen Lebensmittelvollsortimenter wünschen“, erklärt Pospischil. Auch die Angst vieler Händler, die Innenstadt drohe durch das Wall-Center zu veröden, sei unbegründet. „Nach Aussage der Gutachter wird die Innenstadt sogar gestärkt und wir verzahnen sie mit dem Allee- und dem Wall-Center.“ Das wiederum streiten die Skeptiker ab, die viel mehr ein Ausbluten der Händler in der City befürchten. Tenor: Kaum jemand wird noch kommen, wenn man im „Wall-Center“ parken und einkaufen kann. Ebenso verliere die Stadt keinen Einfluss auf die ITG, falls der Verkauf beschlossen wird. Kämmerer Klaus Hesener beruhigt: „Es gibt einfach Spielregeln, an die sich der Investor zwingend halten muss.“

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Nicht zuletzt tue ein zusätzlicher Wettbewerb der Stadt gut, sagt Pospischil. „Wir brauchen eine Auswahl, um attraktiv zu bleiben“, springt ihm der Kämmerer bei, der laut eigener Aussage bis heute noch von keinem anderen Investor gehört habe, der mit realisierbaren Mietern im Gepäck das Einkaufszentrum bauen würde.

Zwei Jahre könnten verloren gehen

Hesener sagt: „Wir können uns glücklich schätzen, einen solchen Investor überhaupt an der Hand zu haben. Natürlich haben auch wir Chancen und Risiken abgewägt, und am Ende muss man auch sagen, dass sich viele Wünsche einfach nicht umsetzen lassen.“ Während in anderen Städten immer mehr Geschäfte dicht machen, stehe in der Hansestadt ein Investor vor der Tür, der zusätzlichen Handel schafft, unterstreicht das Trio.

+++ Mehr Informationen aus dem Kreis Olpe finden Sie hier: www.wp.de/olpe +++

Sollten Politik und Stadt der Forderung nach einem Investorenwettstreit nachkommen, würde man in Attendorn mindestens zwei Jahre verlieren. „So einen Realisierungswettbewerb macht man nicht mal eben so. Das würde uns um Jahre zurückwerfen“, betont Christian Pospischil. Nicht zuletzt sei der Bürgerantrag sehr spät eingereicht worden, denn bereits kommende Woche Mittwoch tagt der Stadtrat. Bis dahin müssten mindestens 1200 Unterschriften gesammelt und diese auch geprüft werden. Denn eine Unterschrift darf nur leisten, wer seit mindestens drei Monaten in Attendorn wohnt.