Attendorn. Vertreter von THW, DRK, DLRG und Feuerwehr sprechen mit Attendorns Bürgermeister über die Hochwasser-Einsätze. Das haben sie erlebt.

Zu einem Erfahrungsaustausch nach dem Einsatz in den Hochwasser-Krisengebieten traf sich Bürgermeister Christian Pospischil (SPD) jüngst mit Vertretern der Hilfsorganisationen aus der Hansestadt. Zugführer Patric Vogl vom THW-Ortsverband, Rotkreuzleiter Marco Steinrode vom DRK-Ortsverein, Leiter Fachdienste Manuel Plugge von der DLRG-Ortsgruppe und der Stellvertretende Leiter der Freiwilligen Feuerwehr Attendorn, Peter Heuel, waren der Einladung ins Attendorner Rathaus gefolgt.

Das Quartett berichtete aus erster Hand über die oft wochenlangen Einsätze der Hilfsorganisationen in den Hochwassergebieten. Trotz ihrer langjährigen Erfahrung im Rettungswesen waren den vier Verantwortlichen die Einsätze, die zahlreiche Helferinnen und Helfer aus Attendorn in den Einsatzgebiete an ihre Grenzen gebracht hatten, unter die Haut gegangen.

Bei Evakuierungen geholfen

„Das war der größte Einsatz in der über 50-jährigen Geschichte unseres Ortsverbandes“ fasste Patric Vogl vom THW zusammen. Als Mitte Juli die ersten Alarmierungen bei den verschiedenen Hilfsorganisationen eintrafen, beschränkten sich die Einsatzgebiete zunächst auf den Kreis Olpe. Insbesondere am Fretterbachtal und in Lenhausen, aber auch über die Kreisgrenzen hinaus in Fröndenberg und Hagen.

Was bereits einen Tag später mit den ersten Einsätzen im Ahrtal folgte, sprengte dann alle bisherigen Dimensionen. So half das DRK Attendorn bei der Evakuierung von Krankenhäusern und Altenheimen, sorgte für Medikamenten-Nachschub und kümmerte sich um die Verpflegung und Betreuung der Betroffenen und der Hilfskräfte. „Das ging allen Helfenden an die Nieren“, wird auch Rotkreuzleiter Marco Steinrode die Eindrücke nicht vergessen. Bis zu 40 Rotkreuz-Helfer aus dem gesamten Kreisgebiet, darunter 15 aus Attendorn, waren im Einsatz.

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Eine in etwa gleich große THW-Einheit aus der Hansestadt war für das Absichern von Häusern und die Notinfrastruktur verantwortlich. Die Einheiten waren unter anderem in einer Zeltstadt im Phantasialand in Brühl untergebracht, von wo es dann in die verschiedenen Einsatzgebiete ging. Auch die DLRG-Ortsgruppe Attendorn war vom ersten Tag an im Einsatz. Die ausgebildeten Strömungsretter sicherten die Einsatzkräfte im Wasser und verbauten Sandsäcke. „In Lenhausen haben wir einige Menschen aus ihren Häusern retten können“, schildert Manuel Plugge die Eindrücke des ersten Einsatztages, dem noch zahlreiche in Blessem und Erftstadt folgen sollten. Und das alles als zusätzlicher Dienst neben dem sommerlichen Wachdienst-Alltag an Biggesee und Listersee.

Im Rahmen der „Mobilen Führungsunterstützung“ waren Führungskräfte der Feuerwehren aus dem Kreis Siegen-Wittgenstein und dem Kreis Olpe in Erftstadt ebenfalls im Einsatz. So auch Peter Heuel. „Am Samstag haben wir noch mit dem neuen Abrollcontainer Besprechung geübt, am Sonntag kam er dann bereits zum Einsatz.“

Unbürokratische Hilfe versprochen

Die vier Vertreter der Attendorner Hilfsorganisationen berichteten allesamt insbesondere von den massiven Kommunikationsschwierigkeiten im Einsatzgebiet. „Kein Strom, kein Digitalfunk und der Analogfunk war auch nur beschränkt einsatzbereit. Das war die kommunikative Steinzeit. Ausfallsicher waren am Ende nur Papier und Bleistift“, so der einhellige Tenor.

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Mit dem Abstand von einigen Wochen blicken die vier Hilfsorganisationen zurück auf eine kräftezehrende und anspruchsvolle Zeit. Gleichzeitig geht der Blick nach vorne. So hat die Attendorner Feuerwehr einen Notstromaggregat-Anhänger in Auftrag gegeben. Bei der DLRG wird man nun noch mehr Strömungsretter ausbilden. Beim DRK werden auf Landesebene zahlreiche lang bewährte Unimogs angeschafft, die sich in diesem Einsatz bewährt haben. Auch das THW wird bei der Materialbeschaffung vom Bund ausgestattet.

Attendorns Bürgermeister Christian Pospischil hörte aufmerksam zu und sicherte allen Hilfsorganisationen unbürokratische Unterstützung zu, sollte diese nötig sein: „Egal, ob bei der Ausrüstung, beim Material und nicht zuletzt beim Menschen selbst: Bitte lassen Sie mich wissen, wenn irgendwo der Schuh drückt. Es ist im Interesse der Stadt und der Menschen in Attendorn, dass die Hilfsorganisationen vor Ort bestmöglich ausgestattet sind.“