Ennest. Der Attendorner Bauunternehmer Alfred Schröder fährt mit zwei Kollegen und einem Freund nach Ahrweiler. Dort befreien sie die Straßen vom Müll.
Alfred Schröder ist ein Mann der Tat. Deshalb zögerte der Attendorner Bauunternehmer aus Ennest nicht, als er die Bilder von den Zerstörungen durch die Flutkatastrophe im Ahrtal im Fernsehen und in der Zeitung sah. Zusammen mit den Kollegen Timo und Nico Güthe aus Serkenrode und Freund Kevin Weyts aus Fretter machte sich Schröder mit schwerem Gerät auf den Weg nach Ahrweiler. Dort blieben die Sauerländer vier Tage und halfen mit Bagger und Treckern, die Müllberge an den Straßen abzufahren.
Die Bilder in Ahrweiler wird Schröder nicht vergessen. „Zerstörte Häuser, Straßen und Brücken, Schlamm und Müllberge an jeder Ecke. In Einfahrten und Gärten standen der Schlamm und Müll teilweise ein Meter hoch. Als wir dort angekommen sind, haben wir sofort damit begonnen, Einfahrten, Gärten und Hinterhöfe von Schlamm und Sperrmüll zu befreien und diesen dann mit unseren Anhängern auf die ausgewiesenen Lagerplätze zu fahren. Das ging bis spät in die Nacht“, schildert der Bauunternehmer aus Ennest seine ersten Eindrücke im Katastrophengebiet.
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Die vier Helfer aus dem Kreis Olpe hatten nicht lange überlegt und waren ziemlich spontan ins Ahrtal gefahren. Aber die Fachleute vom Bau hatten sich gut vorbereitet. Das wichtigste Gerät war ein Bagger von Alfred Schröder mit verschiedenen Anbaugeräten. In einem VW-Transporter wurden Kettensägen, Trennschleifer, Stromaggregat, Kanister mit Wasser und Tanks für Treibstoff mitgenommen. Timo und Nico Güthe aus Serkenrode machten sich mit zwei Treckern und Anhängern auf den Weg.
„Wir sind morgens gegen 4 Uhr in Attendorn gestartet und gegen 9 Uhr in Ahrweiler angekommen“, berichtet Alfred Schröder. Freiwillige Helfer gab es im Katastrophengebiet genug. Was zunächst fehlte, waren Experten mit schwerem Gerät. „Wir haben sofort angefangen“, blickt Schröder zurück. Arbeit gab es für die Sauerländer genug. „Jeder Keller war voll gelaufen“, sagt der gelernte LKW-Mechatroniker. Seine Kenntnisse auf diesem Gebiet sollten dem Ennester in den nächsten Tagen bei Fahrzeug- und Reifenpannen mehrfach zu Gute kommen.
Sportplatz dient als Sammelstelle
Die Müllberge an den Straßenrändern türmten sich meterhoch auf. Fuhre um Fuhre luden Alfred Schröder und Co. Schutt, Schlamm und Dreck auf die Anhänger und transportierten den Müll zu einem Sportplatz, der als Sammelplatz diente. Von dort wurde alles auf Lkw verladen. Die Arbeit war nicht ungefährlich. „Das größte Problem war, das niemand wusste, was da alles drin ist“, erzählt Schröder. Die Wassermassen hatten alles Mögliche mitgerissen und angeschwemmt, auch Gasflaschen von den umliegenden Campingplätzen.
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Eine kiloschwere Gasflasche explodierte, als der Ennester Unternehmer sie gerade mit dem Greifarm seines Baggers aufladen wollte. Es gab eine zischende Stichflamme, aber die schwere Maschine bewahrte Schröder vor schlimmerem. So ganz unversehrt kam der Helfer aus der Hansestadt doch nicht davon. Zwei Mal schlitzte er sich das Bein auf und wurde vom Deutschen Roten Kreuz verarztet.
Rückkehr im August
Ende August wollen die vier Helfer noch einmal für vier Tage nach Ahrweiler fahren. Beim ersten Einsatz im Katastrophengebiet hat Alfred Schröder viele Telefonnummern von betroffenen Anwohnern bekommen und weiß jetzt, wo er und seine Freunde gezielt helfen können.
Schröder glaubt, dass es noch viele Wochen dauern wird, bis der gesamte Unrat nach der Jahrhundertflut im Ahrtal abgefahren worden ist.
Das DRK versorgte die Sauerländer auch mit warmen Mahlzeiten. Untergebracht waren die Vier in einem Zimmer eines Anwohners in der oberen Etage. Ihre Tanks konnten die Helfer bei der Bundeswehr auffüllen. Seinen Bagger hat Alfred Schröder regelmäßig desinfiziert. Ein Problem war auch der bei 30 Grad staubtrockene Schlamm auf den Straßen, der das Atmen erschwerte.
Nur drei Stunden geschlafen
Es gab kein fließendes Wasser, die Stromversorgung war unterbrochen. Aber Alfred Schröder, Timo und Nico Güthe und Kevin Weyts hatten ja vorgesorgt. In der ersten Nacht arbeitete das Quartett fast durch. „Wir haben vielleicht drei Stunden geschlafen“, so Alfred Schröder. Das sollte in den folgenden Tagen auch nicht viel besser werden. Aber was Schröder und Co. für die harte Arbeit entschädigte, waren die herzlichen Reaktionen der Betroffenen und die gute Zusammenarbeit mit anderen Helfern und den Hilfsorganisationen.
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„So einen Zusammenhalt wie dort habe ich noch nie erlebt. Die Anwohner waren so glücklich, dass wir ihnen geholfen haben. Wir bekamen Getränke, Kuchen und Waffeln. Abends haben wir mit den Bewohnern die eine oder andere Flasche Bier getrunken und uns zum Teil unvorstellbare Geschichten angehört“, ist Alfred Schröder immer noch tief beeindruckt. Als die Helfer aus Ennest und dem Frettertal wieder nach Hause fuhren, war das für Schröder so, „als würde man sein zweites Zuhause verlassen“.