Attendorn. Aufgeschoben ist nicht aufgehoben: Eigentlich sollte der sanierte Bieketurm schon im April 2020 neu eingeweiht werden. Doch dann kam Corona.

Auf diesen Tag hatte nicht nur Schützenhauptmann Sascha Koch lange warten müssen. Eigentlich sollte der mit öffentlichen Fördermitteln und privaten Spenden sanierte Bieketurm schon im April 2020 neu eingeweiht werden. Am Samstagabend holte die Schützengesellschaft Attendorn 1222 unter Corona-Bedingungen diesen Termin nach. Für Bürgermeister Christian Pospischil war diese Feier mit Marschmusik, Schützenuniformen und gut gelaunten Gästen „ein Zeichen, dass die Normalität“ zurückkehrt. Langsam zwar, aber immerhin.

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Pospischil erinnerte an die „lange und faszinierende Geschichte des Bieketurms“, der wie sein kleiner Bruder, der Pulverturm, den verheerenden Stadtbrand von 1812 überstanden hatte. Heute ist der Turm, Relikt der historischen Stadtbefestigung und seit 2004 im Besitz der Schützengesellschaft, für den Bürgermeister „ein Hingucker, Wegweiser und ein populäres Fotomotiv“. Attendorns erster Bürger bedankte sich bei den Schützen, die „viel Herzblut“ in die Sanierung des markanten Turms am Feuerteich gesteckt haben. „Die Turmwächter von heute machen einen exzellenten Job“, lobte er das Engagement der Schützen, die wie die Stadt im nächsten Jahr ihr 800-jähriges Jubiläum feiern.

Seit 1993 Zeughaus und Schützenmuseum

Der aus dem 13. Jahrhundert stammende Bieketurm dient der Schützengesellschaft seit 1993 als Zeughaus und Schützenmuseum. In seiner wechselvollen Geschichte wurde das historische Gebäude als Lagerstätte für Heu, Eiskeller und sogar Gefängnis genutzt. Untergebracht waren hier auch eine Transformatorenstation für die Energieversorgung der Stadt oder Räume für die Pfarrjugend.

Der sanierte Bieketurm, Zeughaus und Schützenmuseum, wird mit Verspätung am Samstag eingeweiht.
Der sanierte Bieketurm, Zeughaus und Schützenmuseum, wird mit Verspätung am Samstag eingeweiht. © martin droste

Noch heute ist der für rund 143.000 Euro sanierte Turm für Überraschungen gut. So wurde bei den Bauarbeiten im Inneren ein Holzstück entdeckt, das aus einem um 1488 gefällten Baum stammt. Das ergab eine genaue Datierung. „Aber keine Angst“, beruhigte Hauptmann Sascha Koch die Schützen und Ehrengäste. „Das Jubiläum muss nicht abgesagt werden.“

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„Ein dickes Danke schön“ richtete der Schützenhauptmann an alle Förderer, Spender und Handwerker, die dafür gesorgt haben, dass der Bieketurm nach seiner umfangreichen Renovierung „in neuem Glanz erstrahlt“. Geld gab es von der NRW-Stiftung, der Deutschen Stiftung Denkmalschutz und aus dem Leader-Programm der Europäischen Union. Die 20.000 Euro von der Stadt Attendorn nannte Bürgermeister Christian Pospischil „eine lohnenswerte Investition“.

Beseitigung des wuchernden Efeus

Bevor es an die Sanierung vom Schieferdach bis zum Geländer ging, war erst einmal Muskelkraft des Schützenvorstandes und vieler Helfer bei der Beseitigung des wuchernden Efeus nötig. Freigelegt und wieder sichtbar gemacht wurden die ehemaligen Schießscharten, was Schützenhauptmann Sascha Koch als „neues Highlight“ bezeichnete. Rechtzeitig zur Einweihung des Bieketurms konnte das neue Beleuchtungssystem der Stadt eingeschaltet werden.

Dank an Sebastian Klimpel

Für seinen Einsatz bei der Sanierung des Bieketurms bedankte sich Hauptmann Sascha Koch besonders bei Sebastian Klimpel. Das Beiratsmitglied, Begleitoffizier der 1. Kompanie, hat zwar nicht „eine Woche im Turm übernachtet“, wie Koch schmunzelnd anmerkte, aber als „Turmwächter“ viele Stunden ehrenamtliche Arbeit geleistet.

Die Einweihungsveranstaltung wurde mit bis zu 50 Prozent der Kosten vom Land gefördert. Möglich gemacht hat das ein Förderbescheid aus einem entsprechenden Programm. Daran erinnerte der CDU-Landtagsabgeordnete Jochen Ritter, der als Schüler des Rivius-Gymnasiums oft am Bieketurm vorbeigegangen ist.

Vikar Sascha Heinrich übernahm die Einsegnung des Turms. Vor einigen Wochen hat die Schützengesellschaft eine Spendenaktion für die Opfer der Jahrhundertflut im Ahrtal gestartet. Hauptmann Sascha Koch und einige Vorstandsmitglieder waren selbst als Helfer vor Ort. Bis Samstag kamen über 4.500 Euro zusammen. Das Geld wird an die Bürger-Schützengesellschaft Ahrweiler übergeben. Dazu gehören auch die 250 Euro, die vier Attendorner Jungs in den Sommerferien gesammelt haben: Felix Siepe, Luca Teuber, Dimi Paschalidis und Marc Drexelius. Dafür gab es ein Extralob vom Schützenhauptmann.