Attendorn. In zwei Jahren feiert die Hansestadt Attendorn ihren 800. Geburtstag. Dieter Auert hat sich hingesetzt und gemalt. Das ist dabei herausgekommen:

„Ich bin wohl der einzige Karnevalsprinz in Attendorn, der in einem Jahr zwei Mal in einem Festzug durch die Stadt gefahren ist“, schmunzelt Dieter Auert. Das war 1972, im Jahr des 750-jährigen Stadtjubiläums. Auert regierte als Prinz Dieter I. die Narrenschar, genoss den Veilchendienstagszug auf seinem Prinzenwagen mit dem Motiv einer Weltkugel. Monate später stand der heute 85-Jährige wieder auf seinem umgebauten Prinzenwagen, auf dem jetzt auch Platz für den Elferrat war, und machte beim großen Festzug zum Stadtjubiläum der stolzen Hansestadt mit.

„Damals haben wir von der Karnevalsgesellschaft 1000 Kostüme bei einem Verleih in Korschenbroich geordert“, erinnert sich Dieter Auert noch gut. Organisiert hatte das der unvergessene Richard Korte. In zwei Jahren feiert das Attendorner Urgestein mit den vielen Talenten sein 50-jähriges Prinzenjubiläum. „Wenn der liebe Gott es will“, sagt Dieter Auert, der im November 86 Jahre alt wird. Einen Festzug zur 800-Jahrfeier wird es dann aber nicht geben. Darauf haben sich die Verantwortlichen wegen der vielen geplanten Festivitäten und Veranstaltungen 2022 schon geeinigt.

Wegen Corona nur zuhause

Dieter Auert - gelernter Anstreicher und Maler, ehemaliger Gastwirt im „Jägerhaus“, Zeremonienmeister, Büttenredner, Mitgründer des Prinzenkomitees und der Plattdeutschen Runde – hat sich auf seine Art und Weise schon mit dem 800. Geburtstag seiner Heimatstadt beschäftigt. „Ich gehe wegen Corona ja nicht mehr viel raus. Da habe ich mich hingesetzt und gemalt“, erzählt das Attendorner Original. Und gemalt wird bei ihm immer, „wenn ich Lust und Laune habe“.

Kein Nachtwächter mehr

Als Nachtwächter hat sich Dieter Auert vor ein paar Jahren zurückgezogen. Stadtführungen macht er aber immer noch. Zurzeit hat er aus gesundheitlichen Gründen aber eine Pause eingelegt. Ob und in welcher Form die beliebten Führungen durch die „rauhen Nächte“ am Ende des Jahres durchgeführt werden können, steht Corona-bedingt noch nicht fest. Die Plattdeutsche Messe in Waldenburg musste bereits abgesagt werden.

Herausgekommen ist ein lustiges Stadtlogo, das in den schweren Zeiten von Corona ein bisschen Hoffnung und Freude verbreiten soll. Deshalb hat Dieter Auert seine Zeichnung auch „Vorfreude“ genannt. Vorfreude auf die Zeit nach dem tückischen Virus und Vorfreude auf das Stadtjubiläum im Jahr 2022. „Ich habe auf meine Art verschiedene Dinge miteinander verflochten“, berichtet der ehemalige „Nachtwächter“. Dazu gehört der Spruch „Altes erhalten – Neues gestalten“. Damit spielt Auert auf das vieldiskutierte Innenstadtentwicklungskonzept an, auf dessen Fertigstellung zum Stadtjubiläum sich schon die „alten Gemäuer“ im Vordergrund der Zeichnung freuen.

Kein Platz für die Atta-Höhle

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Zum Stadtbild gehören natürlich der lachende Sauerländer Dom, die evangelische Erlöserkirche, das Südsauerlandmuseum, der Bieketurm und ein altes Fachwerkhaus. „Die Attahöhle und die Burg Schnellenberg hätten auch dazugehört. Aber es war einfach kein Platz mehr“, sagt Dieter Auert. Dazu hat er einen Nachtwächter gemalt, der gerade in sein Horn bläst. In dieser Rolle hat der Attendorner bei seinen Führungen viele Jahre lang Gästen und Einheimischen Anekdoten und Wissenswertes aus der Stadtgeschichte erzählt. Das erledigt inzwischen sein Nachfolger Peter „Pittjes“ Höffer.

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Hinter dem Zwiebelturm der Pfarrkirche ist das Stadtwappen abgebildet, mit einem Hinweis auf das Stadtjubiläum 2022. Im oberen linken Feld hat Auert den Attendorner Halbmond gezeichnet mit der Rundschrift: „Und immer wieder geht die Sonne auf“. Der Spruch soll Hoffnung machen, dass es nach schweren Zeiten wieder weitergeht.

Niemandem gezeigt

Vielen wird ein Detail des lustigen Stadtlogos bekannt vorkommen. Der lachende Sauerländer Dom mit seinem Zwiebelturm erinnert an das Bühnenbild in der Stadthalle. Auch das hat der 85-Jährige entworfen. 2019 hat Auert zum letzten Mal einen der überdimensionalen Sessions-Orden gemalt, die an Karneval in der Halle aufgehängt werden.

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Offiziell gemeldet hat sich Auert mit seinem lustigen Stadtlogo im Rathaus noch nicht. „Ich habe das noch keinem gezeigt“, betont das Attendorner Original, holt am Ende des Besuchs unserer Zeitung seine „Quetsche“ mit den vielen einprogrammierten Liedern heraus und verabschiedet den Reporter mit einem leisen, nachdenklichen Lied.

Auf das Stadtjubiläum freut sich der Karnevalsprinz von 1972 schon. „Wenn der liebe Gott es will“, wird der dann 87-Jährige im Veilchendienstagszug als Jubelprinz durch die Stadt gefahren. Die Zugmoderation aus dem Fenster bei „Brake“ am Alten Markt muss dann jemand anderes übernehmen.