Kreis Olpe. Bei der Sauerland Klassik wird Helmut Freinecker aus Bayern mit seinem „Wimmelporsche“ an den Start gehen. Wie der Kfz-Meister auf die Idee kam.

Ein Scheunenfund ist er nicht, der Porsche 356 Super 90. Sechs Jahre lang wartete er in all seinen Einzelteilen im Keller von Porsche-Spezialist Helmut Freinecker auf seine besondere Restaurierung und Auferstehung. Bei der Sauerland-Klassik startet der „Wimmelporsche“ Ende September nun erstmals bei einer Oldtimer-Rallye.

2003 hat der Kfz-Meister und Oldtimer-Experte aus Oberbayern neben seiner alltäglichen Arbeit damit begonnen, den 59 Jahre alten Porsche zu restaurieren.

Ursprünglich, um ihn als Leihwagen seinen Kunden mit nach Hause zu geben, während er deren Porsche repariert. Der vielleicht schönste Leihwagen, den man aus einer Werkstatt mitbekommen kann. Im Herbst 2012 war der Sportwagen bis zur letzten Schraube zerlegt – leider in einem schlechteren Zustand, als Freinecker ursprünglich erwartete. Er widmete sich erst einmal seinen vielen Kundenaufträgen und ließ den Porsche im Keller schlummern.

Besondere Grundierung

Jahre später griff er an: Er sanierte den Unterboden und andere Teile, anschließend brachte er die Karosserie nach Stuttgart, wo sie ein Tauchbad mit anschließender KTL-Versiegelung (kathodische Tauchlackierung) bekam. Diese besondere Grundierung schützt das Fahrzeug fortan vor Korrosion, selbst in den verstecktesten Hohlräumen.

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Als Freinecker seinen Porsche 356 wieder in der bayerischen Werkstatt Mastertec hatte und die von der Zeit gezeichnete Karosserie betrachtete, dachte er sich: „Es wäre doch schade, all diese Zeitzeugen unter dick aufgetragener Spachtelmasse und perfektem Lack zu verstecken. Viel schöner wäre es doch, wenn dieser Porsche die Faszination für Oldtimer an die nächste Generation weitergeben könnte.“

Als der dreifache Vater eines Abends mit seinen Zwillingen in einem Wimmelbuch von Ali Mitgutsch aus den Sechzigerjahren blätterte, kam ihm die Idee zum Wimmelporsche. Genau solche Bilder sollen seinen Porsche schmücken, so originalgetreu wie möglich. Er nahm Kontakt auf zum Künstler Mitgutsch, der mittlerweile 84 Jahre alt ist. Parallel dazu suchte der Kfz-Meister im Internet via Ausschreibung einen „Maler für Kunstprojekt“. Tom Gehrke setzte sich gegen knapp 150 Konkurrenten durch, ein gelernter Schriften- und Dekorationsmaler.

Oben der Pool, links die Stadt

Nun ging alles ziemlich schnell, es galt, die richtigen Wimmelszenen für das Fahrzeug zu finden. Der Eigentümer hatte nur eine Vorgabe: Der Swimmingpool mit den Wassertänzern sollte oben auf dem Dach platziert werden. Die größte Herausforderung – neben dem Anspruch so originalgetreu wie nur möglich zu malen – war es, die runden Oberflächen sowie die Überschneidungen der einzelnen Szenen zu kreieren. In den Büchern blättert man von einer Szene zur nächsten, auf dem Porsche berühren sich die Szenen. Gehrke und Freinecker komponierten sozusagen ihre Wimmelszenen, der Künstler malte fortan fünf Wochen lang. Oben der Pool, links die Stadt, rechts das Land, hinten eine Baustelle, vorne eine Schneelandschaft mit Ski- und Schlittenfahrern.

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Während der Malphase klärte Freinecker die Rechte gemeinsam mit Mitgutschs Vertretern, die von Beginn an begeistert waren. Mitgutsch selbst, der Meister der Wimmelbücher, ließ sich Fotos zeigen und übermittelte seine besten Wünsche für das Projekt. Um die unter großem Aufwand in Handarbeit aufgetragenen Bilder zu schützen, entschied sich Freinecker gegen einen Klarlack, denn „der hätte die komplette Haptik des Fahrzeugs zerstört“. Für ihn kam nur eine Lösung infrage: Eine hochwertige Karnaubawachs-Versiegelung eines Schweizer Lack-Spezialisten, dessen deutscher Hauptsitz ist nur wenige Kilometer von Freineckers Werkstatt entfernt ist.

Fast 300 szenische Kunstwerke

Am 1. April schickt der Initiator seinen Wimmelporsche dann erstmals auf Reisen. Auf dass er von vielen Kindern und Erwachsenen berührt und bewundert wird. Der Wimmelporsche mit fast 300 szenischen Kunstwerken auf der Karosserie. Bei der Sauerland-Klassik geht Freinecker und sein Wimmelporsche zum ersten Mal bei einer Oldtimer-Rallye an den Start. Nicht nur für Kinder ist dieser Porsche 356 Super 90 ein besonderer Blickfang. Viele kleine Bilder und Szenen gilt es spätestens beim Start auf dem Klosterplatz von Attendorn am Donnerstag, 30. September, zu entdecken. Um die Bemalung seines Wimmelporsche bestmöglich zu schützen, spendieren die Macher der Sauerland-Klassik dem Porsche spezielle Startnummern in einer kleineren Form, die ausschließlich auf den Front- und Seitenscheiben angebracht werden dürfen.

Streckenkarte und Startliste im Internet

Alle Informationen zur Sauerland Klassik 2021 finden Sie im unter www.sauerland-klassik.de

Dort sind unter anderem die Streckenkarte und die Startliste einsehbar.

„Der auffällige Wimmelporsche wäre für unsere Zeitnehmer und Streckenposten natürlich auch ohne Startnummern leicht erkennbar, doch einen Bezug zur Teilnahme an der Sauerland-Klassik sollte es schon geben“, so Rallye-Organisator Peter Göbel, der sich über den Start dieses einmaligen Porsche 356 besonders freut. Die technischen Daten: Porsche 356 Super 90, Baujahr 1961.