Heggen. Die Baupläne an der Hochstraße in Heggen sind gescheitert. Die Gemeinde schlägt jetzt eine andere Fläche vor, wo 15 Bauplätze entstehen könnten.

„Was lange währt, wird endlich gut. Das trifft hier leider nicht zu“, zeigte sich Oliver Scheermann, Bereichsleiter für Planen, Bauen und Wohnen bei der Gemeinde Finnentrop, im Umwelt-, Bau- und Planungsausschuss am Donnerstagabend etwas resigniert. Der Grund: Der bereits im Jahr 2019 eingeleitete Bebauungsplan für die Hochstraße in Heggen ist in einer Sackgasse gelandet.

Baugebiet in Heggen schrumpft von 15 auf vier Bauplätze

Zur Vorgeschichte: Auf einer Fläche von etwa 1,3 Hektar im Bereich der Hochstraße wollte die Gemeinde etwa 15 Bauplätze schaffen. Bei der landesplanerischen Abstimmung mit der Bezirksregierung Arnsberg im Frühjahr 2020 hat sich dann herausgestellt, dass für die neue auszuweisende Wohnbaufläche etwa 4 Hektar Wohnbauflächenreserven aus dem Flächennutzungsplan in innerstädtische Grünfläche, Fläche für die Landwirtschaft bzw. Wald umgewandelt werden sollten. Im Zuge der Grundstücksverhandlungen stellte sich jedoch heraus, dass für den Eigentümer der westlichen Fläche (etwa 0,7 Hektar) ein Verkauf zum damaligen Zeitpunkt nicht in Frage kam. Dementsprechend hätten nur noch etwa sieben Baugrundstücke realisiert werden können. Diese Änderung wurde der Bezirksregierung mitgeteilt – mit dem Ergebnis, dass noch 3,7 Hektar der Wohnbauflächenreserven umgewandelt werden müssten.

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„Nach weiteren Gesprächen mit den Grundstückseigentümern hat sich herausgestellt, dass ein Eigentümer an der Hochstraße auf keinen Fall an die Gemeinde veräußern will, da ihm der angebotene Verkaufspreis zu niedrig erscheint“, so Scheermann. Außerdem würden zwei andere Eigentümer planen, ihre Grundstücke selbst zu bebauen, sodass der Gemeinde nur noch vier Grundstücke zur Eigenvermarktung zu Verfügung stünden.

Laut Baugesetzbuch müssen Bauleitpläne eine nachhaltige städtebauliche Entwicklung unter der Berücksichtigung der Wohnbedürfnisse der Bevölkerung sicherstellen. „Bei einer Nachfrage von 50 Interessenten, die wir mittlerweile für den Bereich Heggen haben, können wir das für das Baugebiet Hochstraße nicht mehr gewährleisten“, fasste Scheermann zusammen.

Neues, potenzielles Baugebiet soll Im Sinkel/Am Sangerbach in Heggen entstehen

Um das große Interesse für Bauplätze in Heggen dennoch bedienen zu können, möchte sich die Gemeinde nun auf einen anderen Bereich konzentrieren. Denn: Im Bereich Im Sinkel/Am Sangerbach haben sich drei Grundstückseigentümer verkaufsbereit gezeigt. Dementsprechend geht die Verwaltung davon aus, dass die Verhandlungen über die rund 1,5 Hektar große Fläche zeitnah zum Abschluss gebracht werden können. Im Rahmen der Abstimmung mit der Bezirksregierung wurden keine Bedenken geäußert – solang die zuvor geforderten 3,7 Hektar Wohnbauflächenreserven aus dem Flächennutzungsplan herausgenommen werden.

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Der Vorschlag der Gemeindeverwaltung: die geplante Wohnbaufläche „Am Sangerbach“ gegen die ursprünglich geplante Wohnbaufläche „Hochstraße“ „einzutauschen“. Denn auf der rund 1,5 Hektar großen Fläche Im Sinkel/Am Sangerbach könnten 15 Bauplätze geschaffen werden, die von Anfang an beabsichtigt waren. „Wir hätten hier gegebenenfalls sogar die Möglichkeit in westlicher Richtung zu erweitern, sodass wir noch fünf, sechs weitere Grundstücke anbieten könnten. Dann wären wir für Heggen ganz gut aufgestellt“, unterstrich Scheermann die Vorteile. Dafür sollte das Verfahren an der Hochstraße jedoch am besten komplett eingestellt werden. „Denn wenn wir beide Verfahren weiterführen, hätten wir erhebliche Schwierigkeiten noch weitere Wohnbauflächenreserven zu finden, die wir für dieses Wohnbaugebiet herausnehmen müssten.“

Verhandlungen mit der Bezirksregierung wie ein „türkischer Basar“

Ralf Helmig, CDU-Fraktionsvorsitzender, bat in diesem Zusammenhang um Bedenkzeit. „Wir haben bei der Hochstraße noch Beratungsbedarf und würden das Thema deswegen gerne in die nächste Ausschusssitzung verschieben wollen.“ Ihn ärgerte auch das Verhalten der Bezirksregierung bei den Verhandlungen. „Geht es da immer so wie auf einem türkischen Basar zu? Dass man da für die größere Fläche genauso viel an bebaubaren Flächen herausnehmen möchte wie an der Hochstraße?“ Ulrich Hilleke, Leiter des Fachbereiches Planen, Bauen und Wohnen der Gemeinde, pflichtete ihm bei: „Das Verhältnis ist schon enorm. Das haben wir so bisher auch noch nicht kennengelernt.“

Die Ausschussmitglieder folgten dem CDU-Antrag, die Angelegenheit bis zur nächsten Sitzung nochmal zu überdenken. Eine vorläufige Entscheidung wird der Bauausschuss demnach erst am 4. November treffen.

>>> SO GEHT’S BEI DER JUGENDHERBERGE IN HEGGEN WEITER

  • Auch bei der Jugendherberge in Heggen soll – nach ihrem Abriss – ein Baugebiet entwickelt werden.
  • Wie Oliver Scheermann mitteilte, soll das Gebiet über die Ahauser Straße erschlossen werden und im nördlichen Bereich Platz für drei Mehrfamilienhäuser und im südlichen Bereich für zehn Einfamilienhäuser bieten.
  • Ralf Helmig (CDU) regte an, dass im Bebauungsplan offen gehalten werden sollte, dass auch seniorengerechtes Wohnen – womöglich sogar eine Tagespflege – auf der Fläche der Mehrfamilienhäuser entstehen könnte.