Attendorn. Der Kunst- und Kulturverein „Kultura“ ist in Attendorn eine feste Größe. Doch nun ist der Verein in seiner Existenz bedroht. Das ist der Grund.
Sie sorgten für Kunstausstellungen im Attendorner Rathaus, brachten den Poetry-Slam in die Hoesch-Hallen und der „Literarische Frühschoppen“ gehört zur festen Größe in der Kulturlandschaft der Hansestadt. Doch das alle steht jetzt vor dem Aus. Niemand möchte die Vorstandsarbeit im Kunst- und Kulturverein „Kultura“ übernehmen.
Bei der letzten Mitgliederversammlung standen Wahlen für den gesamten Vorstand an. Das eingespielte Team um die Vorsitzenden Gisela Kiese und Monika Schulte-Klaus, um Kassenwart Franz Josef Rawe und Schriftführerin Katharina Richard stand aus Alters- und Krankheitsgründen nicht mehr zur Verfügung. In vielen Gesprächen wurde vorab nach möglichen Unterstützern gesucht, die bereit sind, Verantwortung für die kulturelle Arbeit mitzutragen. „In Pandemiezeiten sicher eine fast unmögliche Suche nach Menschen, die sich für kulturelle Veranstaltungen engagieren möchten und gleichzeitig Verantwortung tragen müssten“, diese Erfahrung machten Gisela Kiese und ihre Mitstreiter.
Ausstehende Veranstaltungen finden statt
Da bisher keine neuen Interessenten gefunden wurden, beendete der bisherige Vorstand seine Amtszeit und wurde von der Mitgliederversammlung entlastet. Die Vereinssatzung sieht vor, dass, wenn kein neuer Vorstand gefunden wird, in einer außerordentlichen Mitgliederversammlung die Auflösung des Vereins beschlossen werden muss. Um das zu verhindern, richtet das Kultura-Team einen letzten „Hilferuf“ an alle, denen der Erhalt des Vereins am Herzen liegt. „Wir suchen Menschen, die auch weiterhin diese sehr interessante und erfüllende Arbeit übernehmen möchten.“
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Die zwei noch ausstehenden Veranstaltungen „Literatur um 11“ zum französischen Existentialismus – Simone de Beauvoir am 12. September und Albert Camus am 3. Oktober mit Prof. Dr. Decher – finden im JAC-Kino wie angekündigt statt, vorbehaltlich der Coronasituation.
Jazzgrößen kamen nach Attendorn
Jazzgrößen wie Barbara Dennerlein und Ali Claudi fanden in der Vergangenheit dank des Vereins, der 2010 den Namen „Kultura“ erhielt (siehe Infobox) den Weg nach Attendorn. Kunstausstellungen mit Arbeiten von Horst Janssen, Malte Sartorius, Otmar Alt, Günter Grass oder Armin Müller-Stahl waren Highlights in den jeweiligen Veranstaltungsjahren. Kabarettisten wie Hans Scheibner, Jürgen Becker, Volker Pispers, Erwin Grosche, Herbert Knebel waren Gäste. Ab 2004 wurde der „Literarische Frühschoppen“, später dann umbenannt in „Literatur um 11“ mit Prof. Dr. Decher, eine feste Einrichtung.
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Angebotene Museumsfahrten zu großen Ausstellungen wurden ebenfalls organisiert. Neue Schwerpunkte wie Lesungen von Helmuth Karasek, Hanns-Josef Ortheil, Katharina Thalbach, Martin Walser, Christine Westermann kamen hinzu. Aber auch junge Autoren wurden eingeladen. Mit zwei restlos ausverkauften Poetry-Slams in den Hoesch-Hallen konnten viele junge Literaturfans begeistert werden.
Vielfältige und hochwertige Events in fast 30 Jahren
Der Verein Kultura hat in den fast 30 Jahren seines Bestehens viele vielfältige und hochwertige Veranstaltungen angeboten. Ausgehend vom 1992/93 gegründeten Verein zur Förderung von Kunst und Kultur in Attendorn, kurz VFKKA, der Grafik, Jazz und Kabarett schwerpunktmäßig angeboten hatte, wurde im Jahr 2010 der Vereinsname in Kultura - Kunst und Kulturverein Attendorn geändert. Im 20. Jubiläumsjahr stand der Verein schon einmal kurz vor der Auflösung. Buchstäblich in letzter Minute fand sich ein neuer Vorstand, der sich erstmals Ende 2012 traf und im Januar 2013 auf der Jahreshauptversammlung gewählt wurde. Auch dieses Mal hoffen alle auf eine Rettung in letzter Minute. Interessierte können sich melden bei Gisela Kiese, Relekes Weg 9, in Attendorn. Telefon: 02722 70310, E-Mail: info@kultura-attendorn.de, Infos im Netz: www.kultura-attendorn.de
Das vielfältige Angebot des Kulturvereins deckt gerade im Bereich der Kunstausstellungen und der Lesungen eine Lücke im kulturellen Leben der Stadt Attendorn ab. „Es wäre sehr schade, wenn diese Veranstaltungen nicht mehr angeboten werden könnten“, hofft das Vorstandsteam doch noch auf eine Wende zum Guten.