Kreis Olpe. Im Oktober fallen die kostenlosen Schnelltests weg und jeder muss selbst bezahlen. Betreiber im Kreis Olpe wollen die nächsten Wochen abwarten.

Ab dem 11. Oktober gehören die kostenlosen Schnelltests der Vergangenheit an und jeder Bürger muss ins eigene Portemonnaie greifen, will er sich auf eine mögliche Corona-Infektion testen lassen. Ausgenommen sind die Unter-12-Jährigen und Personen, die aus medizinischen Gründen keine Impfung bekommen. Bund und Länder hatten sich zuletzt auf diese Regelungen geeinigt, um den Druck auf Impfunwillige zu erhöhen. Gleichzeitig soll nicht mehr die Allgemeinheit, also der Steuerzahler, für die Kosten aufkommen. Doch wie geht es mit den zahlreichen Test-Stellen im Kreis Olpe weiter?

Florian Junker, Betreiber der „Mein Schnelltest GbR“ mit Standort an der Olper Hütte, denkt nicht daran, den Testbetrieb einzustellen. Im Gegenteil. Er und sein Team sind jetzt auch mobil unterwegs. Und zwar im Kreis Olpe und Siegen-Wittgenstein bei größeren Veranstaltungen. Eben für die spontan Entschlossenen, um Kultur noch sicherer zu machen. „Solange unsere Kinder nicht geimpft sind, lasse ich mich jeden Tag testen“, sagt der Familienvater und betont: „Wir werden so lange testen, wie es wirtschaftlich irgendwie machbar ist.“ Reich werde er mit den Test-Stellen, die er betreibt, nicht. Das sei aber auch nicht das Ziel.

+++ Lesen Sie hier: Corona im Kreis Olpe: Was wird aus den Schnelltest-Zentren? +++

Wie künftig die finanzielle Situation aussehe, wenn aus eigener Tasche gezahlt werden muss, könne er noch nicht sagen. Er stellt jedenfalls fest, dass die Bereitschaft, für einen Test zu zahlen, gestiegen sei – auch bei denen, die keinen Negativ-Nachweis brauchen. „Das Verständnis ist gewachsen, wofür dieser Test eigentlich gut ist“, so Junker. „Nämlich für die Sicherheit aller.“

Stundenzahl wird reduziert

Es ist der berühmte Blick in die Glaskugel, den Apotheker Lukas Peiffer aus Attendorn (Löwen-Apotheke) für uns wirft. Denn wie es mit seiner Teststation im Detail weitergeht, kann er heute noch nicht absehen. „Wir müssen abwarten, wie groß die Nachfrage bis zum Oktober sein wird. Sicherlich werden wir die Stundenzahl für Testungen reduzieren. Es ist schwer zu sagen, wie sich der Markt reguliert“, sagt der Apotheker, der natürlich auch weiß, dass es am Ende eine finanzielle Frage ist.

Auch interessant

Denn welchen Preis müssen die Test-Kunden ab dem 11. Oktober tatsächlich bezahlen? Lukas Peiffer kalkuliert mit minimum 15 Euro. Schon allein, um die Kosten für Personal, Test-Kits und Software zu decken. Aktuell kassiert ein Testbetreiber für Einkauf des Materials und Entnahme des Tests rund 12 Euro und damit deutlich weniger als noch vor einigen Wochen, als man rund 20 Euro kassierte.

+++ Lesen Sie hier: Kreis Olpe: Ansturm auf FFP2-Masken in den Apotheken +++

Der finanzielle Aspekt ist für das DRK als gemeinnützige Organisation nicht das entscheidende Kriterium, trotzdem müssen die Kosten abgedeckt werden. Großer Vorteil: Personalkosten hat das DRK kaum zu tragen, sind die Helfer bekanntlich ehrenamtlich unterwegs. „Wie es mit unseren Testzentren weitergeht und wie hoch der Bedarf ab Oktober noch ist, diese Fragen kann ich derzeit nicht beantworten“, sagt Julian Halbe, Pressesprecher des DRK, auf Anfrage.

Testungen gehen zurück

Nur so viel: Die Zahl der Testungen hat in den vergangenen Wochen stark nachgelassen. Mit Blick auf das nahende Ferienende sicherlich keine große Überraschung. „Trotzdem haben wir immer mal wieder auch Leute dabei, die sich trotz einer Impfung testen lassen, um für sich zu sehen, ob sie gesund sind“, so Halbe. Zudem würden bei Veranstaltungen wie zuletzt dem Stadtfest in Lennestadt oder dem Gaukler-Fest in Attendorn am kommenden Wochenende die Test-Zahlen wieder nach oben gehen.

+++ Das könnte Sie interessieren: Kostenpflichtige Tests: Betreiber nennen mögliche Preise +++

„Für uns ist das momentan eine Hängepartie. Wir können nicht wirklich absehen, was ab Oktober passieren wird“, meint auch Thorsten Dunckel, Leiter der Johannis-Apotheke in Grevenbrück. Aktuell werden hier durchschnittlich etwa 30 Corona-Schnelltests pro Tag durchgeführt, in der Spitze waren es auch mal 100 pro Tag. „Um den Betrieb der Teststation wirtschaftlich aufrechterhalten zu können, müssen wir täglich mindestens 20 bis 25 Tests durchführen“, erklärt er. Sonst würde sich der Aufwand mit geschultem Fachpersonal, Material und Test-Kits nicht rechnen. Anders sehe es aus, wenn die Tests nicht mehr in einer separaten Räumlichkeit, sondern in der Apotheke selbst vom Stammpersonal durchgeführt werden könnten. Zumindest ließe sich so täglich eine Handvoll Tests neben dem Alltagsgeschäft durchführen.

Im Ausland deutlich teurer

Dunckel rechnet damit, dass sich der Preis für einen Schnelltest bei 15 bis 18 Euro einpendeln wird – also in etwa so, wie es auch Peiffer kalkuliert. „Im Vergleich mit dem europäischen Ausland ist das noch günstig“, so Dunckel. In Italien koste ein Test mindestens 20 Euro, in den Niederlanden oder in Spanien mindestens 30 Euro. Dass die Tests ab dem 11. Oktober nicht mehr kostenlos sind, findet der Apotheker verständlich: „Man kann den Bund nicht ewig in die Verpflichtung nehmen. Er kann bis Mitte Oktober jedem Bürger und jeder Bürgerin in Deutschland ein Impfangebot machen. Vor diesem Hintergrund hat er seine Pflicht getan. Letztendlich muss jeder für sich entscheiden, ob er das macht – aber dann auch mit den Konsequenzen leben.“

Der Apotheker geht davon aus, dass mit dem Wegfallen der kostenfreien Tests der Druck auf Nicht-Geimpfte weiterwächst. „Da wird sich der ein oder andere überlegen, sich doch noch impfen zu lassen.“