Kreis Olpe. Immer seltener wird ein Corona-Schnelltest benötigt. Die Betreiber der Testzentren im Kreis Olpe warnen: „Werden nächste Welle verschlafen.“

Viele Vorgaben, wie beispielsweise ein negativer Corona-Test, der zum Besuch in der Gastronomie verpflichtend war, werden dieser Tage zurückgenommen. Den sinkenden Inzidenzwerten sei Dank. Zudem steigt, wenn auch langsam, die Zahl der Geimpften. Weniger Beschränkungen und mehr Freiheiten sorgen dafür, dass auch im Kreis Olpe die Zahl der Schnelltests an den diversen Stationen von Apotheken, DRK und Co. zurückgeht. Doch was bedeutet das für die Schnelltestzentren?

„Die Nachfrage geht ein wenig zurück“, sagt Florian Junker, Betreiber der „Mein Schnelltestzentrum GbR“, mit Standort in der Olper Hütte. „Wir sind jetzt wieder auf dem Niveau, wo wir am Anfang waren. Zwischenzeitlich waren wir bei 700 bis 800 Tests am Tag, jetzt wieder bei 150 bis 200.“ Sorgen bereitet ihm aber die Corona-Testverordnung, die seitens der Bundesregierung derzeit überarbeitet wird.

+++ Testzentren im Kreis Olpe: Wo Corona-Schnelltests möglich sind +++

Der Grund: Die Kostenübernahme seitens des Bundes soll nach ersten Informationen reduziert werden. Florian Junker bezieht sich dabei auf Medien-Recherchen. Unter anderem soll dem „Handelsblatt“ der Entwurf vorliegen. Im Entwurf soll stehen, dass Betreiber von Teststellen künftig nicht mehr zwölf Euro für die Entnahme des Abstrichs abrechnen können, sondern nur noch acht Euro. Auch Materialkosten sollen demnach geringer vergütet werden.

„Es wird im ländlichen Raum nicht mehr viele geben, die das weiterführen werden“, sagt Florian Junker. „Und das halte ich für sehr gefährlich. Ich habe die Befürchtung, dass wir die nächste Welle verschlafen werden. Man sieht ja in Großbritannien, wo die Reise hingeht. Testen ist momentan das einzige verlässliche Instrument, das wir haben.“

Stärkere Kontrollen sollen kommen

Hintergrund: Gesundheitsminister Spahn will Medien-Informationen zufolge damit den Schnelltestbetrug eindämmen, stärkere Kontrollen einführen. Das befürwortet Florian Junker. „Endlich werden mehr Kriterien zur Abrechnung drinstehen“, sagt er. „Das ist längst überfällig gewesen. Als seriöser Anbieter haben wir damit kein Problem.“ Dennoch: Die offenbar anstehende Kürzung der Kostenübernahme seitens des Bundes macht Junker Sorgen. Er hebt die Kosten und den Einsatz der Testzentren hervor, betont, dass die Leistung der Testzentren nicht geringer werde. Er empfiehlt eine Anpassung mit Augenmaß.

Auch Manuel Eberts, Betreiber der neuen Fitnessgrube in Meggen, möchte abwarten, was die neue Corona-Testverordnung ergibt. „Unser Plan ist es, bis zum 30. Juni auf jeden Fall weiterzumachen“, sagt Manuel Eberts. „Und je nachdem, was die Bundesregierung dann sagt, überlegen wir uns, wie es weiter geht.“ Die Nachfrage sei zwar noch da, schwinde aber langsam. „In dieser Woche sind es 50 Prozent weniger als in der Vorwoche“, sagt Manuel Eberts. „Und auch die lag schon 20 Prozent unter dem Schnitt im Mai.“

+++ Wie sehr vermissen Sie die Schützenfeste: Jetzt beim Schützen-Check mitmachen und gewinnen! +++

„Bei uns ist es sehr ruhig aktuell“, sagt Julian Halbe, Pressesprecher des DRK-Kreisverbandes, das acht Teststationen kreisweit betreibt. Auch wenn die Nachfrage nach Schnelltests zurückgeht, so wird das Deutsche Rote Kreuz zumindest vorerst keine Terminkontingente einstampfen. Halbe nennt auch ein konkretes Beispiel: Wenn Ende Juni in Attendorn der Kultursommer beginnt, können sich die Besucher dieser Veranstaltung zuvor beim DRK in der Hansestadt testen lassen. „Für solche, aber auch andere Fälle bleibt bei uns alles wie gehabt. Die ehrenamtlichen Helfer sind nach wie vor sehr motiviert“, ergänzt Halbe.

Schüler und Familien vor den Zeugnisübergaben

Ganz anders bewertet Kirsten Reska, Geschäftsführerin von Maxsport in Attendorn, die Situation. Das Fitnessstudio, das aufgrund der Pandemie monatelang geschlossen war und erst seit wenigen Tagen wieder geöffnet ist, betreibt eine Reihe von Teststationen im Kreis – direkt vor den Studios in Attendorn und Trockenbrück, zum Beispiel aber auch vor der Sauerlandhalle in Altenhundem. „Dort werden wir auch gebraucht, weil wir dort Schüler und Familien vor den Zeugnisübergaben testen“, erklärt Reska.

Am Campingplatz in Sondern streichen die Fitnessstudio-Mitarbeiter Urlauber ab, vor dem Hotel Platte in Niederhelden sind es zum Beispiel Seminarteilnehmer. Und wenn im Juli das Elspe-Festival an den Start geht, wird das Team von Kirsten Reska auch dort testen, testen, testen. „Insgesamt habe ich den Eindruck, dass die Leute weiter zu unseren Teststationen kommen und sehr verantwortungsvoll handeln, beispielsweise vor dem Besuch im Altenheim“, fasst die Geschäftsführerin zusammen.

Alexander Schürholz aus Drolshagen, der in Kooperation mit dem Unternehmen Kreutz-Medprodukt (Lohmar) seit Mitte April eine Teststelle in Berlinghausen betreibt, bestätigt zwar ein rückläufiges Interesse, ein zeitnahes Ende der Berlinghauser Teststelle sieht er aber noch nicht: „In der Hochphase von Mitte Mai bis vor einer Woche haben wir in der Spitze 250 bis 350 Menschen hier getestet, jetzt sind es etwa 40 bis 50 Prozent weniger.“ Bisher seien vier Testpersonen positiv gewesen.

Schürholz’ Fazit: „Man merkt natürlich, dass es weniger wird, aber es läuft noch. Wir denken momentan noch nicht an ein Ende unseres Zentrums hier. Man weiß ja auch noch nicht, wie sich die Zahlen angesichts der Mutanten wie der Delta-Variante entwickelten.“ Von montags bis mittwochs ebbe das Interesse an der Station in Berlinghausen stark ab, mit Blick auf das Wochenende nehme es wieder zu.

Unverständlich ist für Schürholz die Ankündigung der Politik, die Kostenerstattung für die Tests zu kürzen.