Silberg/Bad Neuenahr-Ahrweiler. Nachdem in Ahrweiler viele Menschen ihr Hab und Gut durch die Flut verloren haben, machten sich einige Männer aus Silberg auf den Weg.

Sie alle hatten die Bilder gesehen. Aus dem Krisengebiet. Nach der Flutkatastrophe. Die Bilder der Zerstörung. Der Verzweiflung. „Aber wie es wirklich ist, kann man sich nur vorstellen, wenn man es gesehen hat“, sagt Dirk Kögler. Er ist einer der Männer der ehrenamtliche Helfergruppe, die die sich unter dem Motto „Silberg hilft Ahrweiler“ gebildet hat. Vergangene Woche waren sie vor Ort. Halfen den Menschen, die vie verloren haben. Was bleibt sind schlimme Erinnerungen – aber auch ein Gefühl, wenigstens ein bisschen geholfen zu haben. Und: Es soll nicht der letzte Einsatz gewesen sein.

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Dirk Kögler ist 47 Jahre alt und Vorsitzender des Karnevalvereins Silberg sowie zweifacher Vater. Für ihn und zehn weitere Männer aus Silberg und Rinsecke stand sofort fest, dass sie ins Krisengebiet reisen wollen, um zu helfen. Aber nicht ohne Vorbereitung. Vor allem nicht irgendwo hin. Die Truppe hat sich vorab informiert. Wo wird Hilfe benötigt? Was brauchen die Menschen? Wie kann geholfen werden? Schnell wurden sie auf ein Hotel in Bad Neuenahr-Ahrweiler aufmerksam. Vor Ort zeichnete sich ein dramatisches Bild ab. Schon auf dem Weg dorthin. Ganze Straßen wurden von der Flut einfach so weggespült. Häuser in Trümmern. Verzweifelte Menschen überall. „Wir haben das apokalyptische Bad Neuenahr-Ahrweiler kennengelernt“, sagt Dirk Kögler. „Je näher man der Ahr kam, desto mehr türmten sich die Müllhalden auf.“

Der Keller des Hotels in Bad Neuenahr wurde komplett überflutet. Bis ins erste Obergeschoss hat es das Wasser geschafft. Eine gerade neu eingerichtete Küche wurde zerstört. „Der Schlamm stand kniehoch. Und mitten drin das Porzellan, Küchenutensilien, Möbel“, erzählt Dirk Kögler. Alles musste raus. Die Helfertruppe hat sich vorab mit professionellen Geräten ausgestattet. Pumpen und Schläuche. Der Hagebaumarkt hat Schippen, Eimer und Stiefel zur Verfügung gestellt. Und jeder hat von Zuhause mitgebracht, was er finden konnte. Tagelang haben die Helfer gearbeitet. Permanent. Von morgens bis abends. „Das Hotel war riesig“, sagt Dirk Kögler. „Das waren ungefähr sechs Räume, die wir da von dem Schlamm befreit haben.“

Geschichten, die nah gehen

Eine alleinstehende Dame haben sie dort getroffen. Mittellos. Ohne Familie. Ihren ganzen Hausstand hat sie verloren. Nur mit ihrem Leben kam sie davon. „Wir haben sie unterstützt, das ganze Mobiliar auszuräumen“, erzählt Dirk Kögler. „Das war eine Woche, die einem physisch und psychisch stark zugesetzt hat. Keiner hat sich das vorab so vorgestellt.“ Abends saßen die Helfer mit den Menschen vor Ort zusammen. Haben ihnen zugehört. Geschichten, die teilweise schwer zu verdauen waren. Dirk Kögler erzählt von einem Feuerwehrmann und Vater, der seinen Urlaub abgebrochen hat, um vor Ort zu helfen. Er hat den Einsatz nicht überlebt. „Sowas geht einem natürlich sehr nah“, sagt Dirk Kögler. „Und so ist auch der Plan entstanden, den Menschen nachhaltiger zu helfen.“

Und genau das ist der Plan in Silberg. Eine große Gemeinschaft mit Herz, die sich engagieren möchte. Familien im Krisengebiet sollen begleitet werden. Regelmäßige Spendenaufrufe sollen dazu beitragen, ihnen aus der Not zu helfen. „Man kann die Familie vielleicht auch mal einladen, zwei Wochen Urlaub, um den Kopf freizukriegen“, sagt Dirk Kögler. „Die Leute hier wollen helfen. Und wer nicht mit runterfahren konnte, versucht jetzt anders zu helfen.“ Der Plan ist auch, noch mal in das Krisengebiet zu fahren. Aber auch dieses Mal muss das richtig koordiniert werden. „Auf gut Glück sollte man das nicht machen, da stört man nur“, betont Dirk Kögler. „Manche sind da auch nur unterwegs um Fotos zu machen. Oder gar Plünderer. Das ist auch die Angst der Menschen vor Ort.“