Attendorn/Kreis Olpe. Seit mehr als 30 Jahren befasst sich der ehemalige Schulrektor mit der jüdischen Geschichte in Attendorn. Dafür würdigt ihn Landrat Theo Melcher.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat Hartmut Hosenfeld aus Attendorn das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland verliehen. In einer Feierstunde im Kreishaus Olpe händigte Landrat Theo Melcher die Auszeichnung aus. Dabei würdigte er die Verdienste des 81-jährigen ehemaligen Sonderschulrektors, der sich durch sein jahrelanges Engagement im Bereich der Erinnerungskultur auszeichnungswürdige Verdienste erworben hat.

Hartmut Hosenfeld beschäftigt sich seit über 30 Jahren mit der jüdischen Geschichte in Attendorn. Er ist Autor der im In- und Ausland beachteten Bücher „Jüdisch in Attendorn“ und „Gabriel, ein unbekannter Stern aus Attendorn“. Im Rahmen seiner publizistischen Tätigkeiten hat er durch umfangreiche Forschungsarbeiten großen Anteil an der Aufarbeitung der Geschichte jüdischer Familien in Attendorn und der Verbrechen des Holocaust.

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Durch die Kontaktaufnahme und -pflege mit Nachfahren jüdischer Familien, die in Attendorn ansässig waren, leistet Hartmut Hosenfeld einen bedeutenden Beitrag zur Versöhnung. Durch seinen langjährigen und beständigen Einsatz schaffte er bei den Bürgern der Hansestadt Attendorn ein Bewusstsein für das jüdische Erbe der Stadt.

Pflege des jüdischen Friedhofs

Der pensionierte Schulleiter hält noch heute Lesungen und führt Schulklassen, Gruppen sowie andere Interessierte mit seiner besonderen Themen-Stadtführung „Durch das frühere jüdische Attendorn“ zu den Plätzen ehemaligen jüdischen Lebens in der Hansestadt. Insbesondere die Aufarbeitung der Zeit von 1933 bis 1945 sorgt dafür, dass auch dieses dunkle Kapitel der Attendorner Geschichte nicht in Vergessenheit gerät. Auch die Mitpflege des jüdischen Friedhofs sowie die Pflege der in seiner Heimatstadt verlegten „Stolpersteine“ des Künstlers Gunter Demnig übernimmt Hartmut Hosenfeld bis zum heutigen Tage. Beim jährlich stattfindenden „Friedensweg der Religionen“ übernimmt er die Erklärung zum Judentum.

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Die 2017 erschienenen lnfofolder „Stolpersteine in Attendorn“ und die dazu gehörende Gedenkblatt-Sammlung entstammen genauso der Feder Hartmut Hosenfelds wie das Konzept zur Errichtung einer Gedenkstele anlässlich des 80. Jahrestages der Reichspogromnacht im Jahr 2018. Rund um die Einweihung dieser Gedenkstele (Jüdisch in Attendorn) war Hartmut Hosenfeld als (Mit-)Organisator für das vielfältige kulturelle Programm verantwortlich, das sich mit der jüdischen Geschichte, Musik und Kultur beschäftigte.

Zur Person

Hartmut Hosenfeld ist verwitwet und Vater von zwei Kindern.

Bis zum Eintritt in den Ruhestand im Jahr 2002 war er als Sonderschulrektor und Leiter der Albert-Schweitzer-Schule tätig.

Die persönliche Großzügigkeit Hartmut Hosenfelds wird, unabhängig von seinem Einsatz zur Aufarbeitung der jüdischen Geschichte, auch durch seine hohe Spendenbereitschaft verdeutlicht. So werden die Einnahmen aus den „Stadtführungen durch das jüdische Attendorn“ und die Hälfte des Preisgeldes, das er 2016 für sein Lebenswerk als einer von vier Preisträgern des „Bürgerpreises der Hansestadt Attendorn“ erhielt, als Spendenzahlungen nach Kenia an die „Hupendo-School“ in Kangnemi weitergeleitet, einem Slum in Nairobi mit mehr als 100.000 Einwohnern. Mehrere tausend Euro sind über die Jahre an die Schule gegangen.

Besonderen Preis im Jahr 2019

In einer persönlichen Ergänzung erinnerte Landrat Theo Melcher daran, dass Hartmut Hosenfeld bzw. die wesentlich von ihm getragene Initiative „Jüdisch in Attendorn“ 2019 mit dem Preis „Kein Platz für Extremismus und Rassismus“ des Kreises Olpe ausgezeichnet wurde. Der Kreistag hatte festgestellt, dass das teilweise jahrzehntelange Engagement der Initiative der Intention des Preises ganz und gar entspricht.

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In der Begründung hieß es damals: „Durch die Aktivitäten der Initiative wird jüdisches Leben in Attendorn wieder sichtbar. Und aus der lebhaften Erinnerung wird stete Mahnung, gerade auch für jüngere und kommende Generationen. Damit leistet die Initiative einen unermesslich wichtigen und bleibenden Beitrag gegen Rassismus und Judenhass und für ein respektvolles Zusammenleben von Menschen unterschiedlicher Herkunft.“ Als erster Preisträger dieser Auszeichnung hat Hartmut Hosenfeld Maßstäbe gesetzt.