Helden. Familie Kleeschulte aus Helden vermietet ein Tiny House. Viele Gäste sind begeistert vom Minimalismus – und kaufen sich selbst ein Tiny House.
Sonnenlicht strömt durch die bodentiefen Holzfenster. Die Dielen haben sich aufgewärmt. Das Sofa mit den großen, pastellfarbenen Kissen sieht einladend aus. Zum Reinkuscheln. Auf dem Tisch davor steht eine Flasche Rotwein, als Willkommensgeschenk für die Gäste. Alles wirkt offen, gemütlich, heimelig. Schlaf- und Wohnzimmer, Küche, Bad. Und das alles gerade mal auf 24 Quadratmetern.
Tiny House passt sich der Natur und seinem Zweck an
Seit mittlerweile zwei Jahren steht das „Tiny House“ auf dem Gelände der Familie Kleeschulte in Helden. „Anfangs wollten wir das eigentlich persönlich nutzen, zum Arbeiten, oder auch, damit Gäste hier mal schlafen können. Schnell haben wir aber Spaß daran gefunden, das Tiny House an Touristen zu vermieten“, erklärt Nicola Kleeschulte. Sie wohnt mit ihrer Familie in dem Fachwerkhaus schräg gegenüber und kümmert sich in erster Linie mit ihrer Schwester Bettina um die Vermietung. Letztere brachte das Tiny House überhaupt erst ins Repetal.
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Bettina Kleeschulte ist Architektin und allein deswegen an gutem Wohnen interessiert – ökologisch, nachhaltig, lichtdurchflutet, einzigartig. Hinter dem Konzept steckt aber noch mehr: „Es geht um eine intelligente und vielseitige Wohnraumerweiterung, ausgerichtet auf die Bedürfnisse der Bewohner. Das Tiny House soll sich der Natur und seinem vorrangigen Einsatzzweck ideal anpassen“, sagt Bettina Kleeschulte. Der Zweck muss nicht immer gleich ein komplettes Wohnhaus sein. Es kann auch einfach nur eine Wohnraumergänzung darstellen, als Studentenbude auf Zeit dienen oder ein Arbeits- oder Hobbyzimmer sein. Ganz individuell. „Es richtet sich an Leute, die nachhaltige Gedanken haben – dass ein Grundstück nicht 500 Quadratmeter haben muss.“
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Holz-Rohbau ist auf einem Trailer gebaut
Bei dem Tiny House in Helden hat die Familie zunächst einen Trailer gekauft, auf dem das Haus errichtet wurde. Theoretisch ist es also mobil. Ihr Mann Detlev Beckmann ist Tischler und hat den Holz-Rohbau gefertigt. Fast sechs Monate werkelte er neben seiner Arbeit daran herum. Dazu kamen Elektro- und Wasserleitungen, die verlegt werden mussten. Nicola Kleeschulte schätzt, dass sie rund 70.000 Euro in das Tiny House, inklusive der Außenanlage, investiert haben. „Das geht auch bedeutend günstiger, wenn man nicht alles komplett neu kaufen muss oder die teuersten Materialien nimmt.“
Dadurch, dass die Wohnfläche um ein Vielfaches kleiner ist als bei einem gewöhnlichen Haus, ist eine klare Struktur unerlässlich. Es geht um die Besinnung auf das Wesentliche. Es gibt keine Ablenkung durch vollgestellte Regale, bis zum Anschlag gefüllte Schubladen oder mit Bildern zugehangene Wände. „Für Manche ist Downsizing genau das Richtige. Und es ist erstaunlich, wenn man erst mal erkennt, wie gut man eigentlich ohne viel Schnick-Schnack zurechtkommt“, erzählt Nicola Kleeschulte.
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Gäste schätzen die Abgeschiedenheit – ohne TV und WLAN
Bislang haben vor allem Pärchen oder Freunde in das Tiny House eingecheckt. „Wir hatten welche aus dem Nachbardorf hier, aber auch schon jemanden aus England. Die meisten bleiben dann zwei bis drei Tage“, verrät Nicola Kleeschulte. Ihre allerersten Gäste – zwei Schwestern – verbrachten eine ganze Woche hier. Theoretisch sind sogar Aufenthalte bis zu 28 Tage möglich; doch das hat bislang noch niemand in Anspruch genommen. „Die Leute schätzen die Abgeschiedenheit, die Nähe zur Natur und dass sie hier einfach mal richtig abschalten können.“ Denn WLAN und Fernseher gibt es hier nicht. Dafür aber eine Hängematte auf der Terrasse und eine Feuertonne, an der es auch schon gesellige Rotwein-Abende mit den Gastgebern gab.
Das Angebot des Tiny Houses richtet sich nicht nur an Touristen und Gäste, die eine außergewöhnliche Übernachtungsmöglichkeit suchen, sondern auch an solche, die mit dem Gedanken spielen, vielleicht selbst mal in einem eigenen Tiny House zu leben. Quasi reduziertes Wohnen auf Probe. Und tatsächlich sind daraus auch schon einige Aufträge für Bettina Kleeschulte hervorgegangen. „Das sind vor allem alleinstehende Leute, die sich das Leben in einem Tiny House vorstellen können, oder aber Familien, die es ähnlich wie wir machen wollen, und das Tiny House als Feriendomizil vermieten möchten.“ In der Corona-Zeit sei auch die Nachfrage nach einer Home-Office-Nutzung gestiegen, wonach das Tiny House ausgerichtet werden kann.
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Familie Kleeschulte möchte noch ein zweites Tiny House auf ihr Grundstück setzen, einen konkreten Plan, wie dieses aussehen soll, gibt es noch nicht. Nur so viel: Es wird individuell, modern und gemütlich.