Wie die Meyers in der Adolfsburg in Oberhundem wohnen

Kirchhundem. Unsere Serie Hausbesuche öffnet Türen, die sonst verschlossen sind. Heute zeigen Peter und Sebastian Meyer, wie sie in der Adolfsburg wohnen.

Wo einst Johann Adolf von Fürstenberg sein adeliges Haupt zur Nachtruhe bettete, steht jetzt das Himmelbett von Peter (54) und Sebastian (49) Meyer. Das Ehepaar lebt seit 22 Jahren auf der Adolfsburg in Oberhundem seinen Traum vom Wohnen in einem historischen Schloss. Kein Dornröschen weit und breit, dafür gibt es zwei glückliche Prinzen. Zwischen Tonnengewölbe und Stuckwerk, Denkmalschutz und Design verwandeln die Meyers und die weiteren Miteigentümer das barocke Baukunstwerk in einen Ort des fröhlichen Alltags.

Hausbesuch- So wohnt es sich im Schloss Adolfsburg

Das Schloss Adolfsburg in Oberhundem ist in Eigentumswohnungen aufgeteilt worden. Die Eheleute Peter und Sebastian Meyer haben eine davon gekauft. Sie leben sehr individuell. © FUNKE Foto Services | Jakob Studnar

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„Angefangen hat die Sache auf dem Campingplatz in Waldenburg bei Attendorn“, schildert der in Duisburg aufgewachsene Peter Meyer. Dort hatten seine Eltern einen Wohnwagen, und Ende der 1990er Jahre stand in der Zeitung eine Anzeige: „Wollten Sie schon immer mal im Traumschloss wohnen?“. Die Meyers entschieden sich innerhalb von zehn Minuten, eine 55-Quadratmeter-Einheit zu kaufen. „Mittlerweile haben wir etwas über 300 Quadratmeter und sind die zweitgrößten Miteigentümer hier“, so der frühere Bundeswehr-Offizier. 42 deutsche und niederländische Miteigentümer gibt es im höchstgelegenen Wasserschloss Deutschlands. Peter Meyer, Major im Ruhestand und Betriebswirt, ist seit 17 Jahren im Eigentümerbeirat und seit 15 Jahren Beiratsvorsitzender.

Ritterrüstung zur Begrüßung

Eine Ritterrüstung begrüßt im Kapellenflügel die Gäste. Die Treppe führt zur Fürstenempore. Von hier aus konnten die Besitzer des Schlosses dereinst dem Gottesdienst folgen, ohne sich unten unters Volk zu mischen. Die Eheleute haben die Empore mit einem antiken Eichentisch und Sesseln möbliert. Das ist ein guter Platz, um sich mit Freunden und Nachbarn zu treffen. Die Tafel dürfte auch niemand stehlen, sie wiegt stolze 150 Kilogramm.

Jagdschloss und Kloster

Eine Etage höher befinden sich Küche, Esszimmer und Wohnzimmer. Hier sieht es aus wie in einem Märchen. Im Internet und auf Auktionen suchen die Meyers nach Möbeln, Accessoires und Kunstwerken, die in ihr Traumschloss passen.

Die Adolfsburg hat eine wechselvolle Geschichte. Nachdem die Familie von Fürstenberg ihren Stammsitz auf Schloss Herdringen nahm, wurde das Gemäuer zum Jagdschloss. Später mieteten sich die Missionare von der Heiligen Familie ein. Als der Orden 1956 nach Lennestadt zog, verfiel die Adolfsburg. Mitte der 1980er Jahre versuchte ein Investor, die Anlage zu sanieren und eine neue Nutzung zu finden. Schließlich wurde das Schloss in Appartements unterteilt, die in den Verkauf gingen.

„Das Gebäude ist erst 1985 unter Denkmalschutz gekommen, als schon teilweise grauenhafte Bausünden begangen worden waren“, berichtet Peter Meyer. Heute muss jede Sanierung mit den Fachbehörden abgestimmt werden, das ist nicht immer unstrittig, denn Vorschriften gibt es viele und Fördergelder wenig. Die Eigentümergemeinschaft schätzt die Besonderheiten des Bauwerks, zum Beispiel die Adolfsburger Balkendecken mit ihren 27 Meter langen Balken aus Eiche. Seit 2001 sind die Dächer an der Reihe. Alleine die Haube des kleinen Uhrenturms hat 100.000 Euro gekostet. „Wir müssen in den nächsten Jahren vier Dächer sanieren. Das ist ein Volumen von 450.000 Euro, und es gibt keinen Zuschuss“, beschreibt Peter Meyer die Verantwortung.

Lieblingsplatz am Fenster

„Das ist mein Lieblingsplatz“, begeistert sich Sebastian Meyer. Inzwischen sind wir im Gräftenhaus, das die Meyers als Sommer- und Gästewohnung nutzen. Sie haben das historische Mauerwerk freigelegt und kombinieren dazu Möbel aus Stahlrohr und Leder. Die Wände sind 1,2 Meter dick, entsprechend tief sind die Fensterlaibungen. Sebastian Meyer sitzt gerne in dem Sessel neben dem Kamin und genießt den bezaubernden Ausblick auf den gepflegten Schlosshof. Von Dornröschens Dornen fehlt jede Spur, ein Gärtner hält Rasen und Buchenhecken in Form.

Sebastian Meyer ist Koch von Beruf. Seinen Mann hat er 1993 in München kennengelernt. „Wir sind seit fast 28 Jahren zusammen“, sagt er. „Wir durften lange nicht heiraten.“ Vor Jahren haben sie die Eltern von Peter zu sich genommen und gepflegt. Die Adolfsburg nutzten sie nur am Wochenende und im Urlaub. Dann starb zuletzt die Mutter; Peter und Sebastian zogen nach Berlin. „Dort sind wir nie richtig angekommen“, blicken beide zurück. Seit 1. Dezember 2018 wohnt das Paar in Oberhundem. „Hier haben wir alles gefunden, was wir in Berlin vermisst haben, soziale Kontakte, gute Nachbarschaft, wir bringen uns in der Gemeinde ein, engagieren uns, fahren den Bürgerbus, sind im Schützenverein.“ Seit der Kommunalwahl ist Peter Meyer zudem CDU-Ratsherr und Vorsitzender des Ausschusses für Bauen, Umwelt und Gemeindeentwicklung.

Kunststoffputz abgeschlagen

Im Gräftenhaus haben die Meyers nicht nur den Kunststoffputz von den Wänden geschlagen, sondern auch eine neue Küche eingebaut, mit fünfflammigem Gasherd. Selbst das Badezimmer zeugt von der Liebe zum Detail und der Freude, Altes und Neues zu kombinieren. An jeder Wand befindet sich ein Spiegel, das verleiht dem Raum Tiefe. Und in der Fensternische steht eine englische Tischleuchte mit einem Schirm aus handbemaltem Pergament. Selbst Dornröschen könnte sich kein schöneres Boudoir wünschen. „Dieses Schloss“, sagt das Ehepaar Meyer aus tiefstem Herzen, „dieses Schloss muss man lieben und leben.“