Kreis Olpe. Das Impfzentrum in Attendorn erhält derzeit weniger Corona-Impfstoff als im April. Der Kreis Olpe wirft dem Bund vor, Versprechen zu brechen.
Allen Störungen und Hindernissen zum Trotz werden Ende der Woche 50 Prozent der Menschen im Kreis Olpe, die gegen das Coronavirus geimpft werden können, auch eine Erstimpfung erhalten haben. Das kündigte Andreas Sprenger, Leiter des Krisenstabs beim Kreis Olpe, am Mittwoch im Arbeitskreis Corona an. Bislang seien 45,2 Prozent der Bevölkerung ab 16 Jahren – für Jüngere ist noch kein Impfstoff zugelassen – zumindest zum Teil vor einer Erkrankung geschützt.
Trotz dieses Meilensteins zeigte sich Andreas Sprenger in der Arbeitskreis-Sitzung fast schon verzweifelt. Denn rund läuft die bundesweite Verteilung des Impfstoffs längst noch nicht. „Wir kriegen nicht das, was uns seit März versprochen wird“, sagte er, „im Moment gibt es sogar weniger als noch im April.“ Statt wie im Vormonat 2500 Dosen pro Woche treffen nun noch 1340 Dosen im Impfzentrum in Attendorn ein. Damit sind am Tag ungefähr 200 Erstimpfungen möglich. „Wir könnten locker mehr als das Doppelte.“ Zweitimpfungen hingegen seien sichergestellt.
Impfungen im Frauenhaus
Vom neu zugelassenen Impfstoff des Unternehmens „Johnson & Johnson“ habe der Kreis Olpe bislang nur 70 Dosen erhalten. Da dieses Vakzin schon nach einer Impfung vollen Schutz bietet, wurden damit zunächst wohnungslose Menschen geimpft. Eine „rollende Praxis“ war im Auftrag des Impfzentrums im Kreisgebiet unterwegs, die Impfbereitschaft unter den Obdachlosen sei groß gewesen.
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Das bestätigte auch Julian Halbe, Pressesprecher des DRK, der bei der Tour dabei war und erklärt: „Die Resonanz bei den Obdachlosen war durchweg positiv. Sie waren nicht nur froh, die Impfung erhalten zu haben, sondern auch dankbar, dass sie nicht bis zum Impfzentrum im Industriegebiet kommen mussten.“ Die Impfungen wurden nämlich direkt vor den Obdachlosen-Unterbringungen durchgeführt.
Die übrigen „Johnson & Johnson“-Bestände sollen nun an die Bewohnerinnen des Frauenhauses verimpft werden.
Auch Asylbewerberheime werden in den nächsten Tagen und Wochen von Teams des Impfzentrums angefahren. „Für sie können wir aber nur das nehmen, was am Ende des Tages übrig bleibt“, erläutert Andreas Sprenger. Ein Sonderkontingent stelle das Land nur für zentrale Unterbringungseinrichtungen wie in Olpe zur Verfügung. Dort ermittle der Kreis derzeit den Bedarf, die Impfungen sollen dann Mitte Mai beginnen.
Buchungen nur noch über KVWL
Vor Herausforderungen steht das Impfzentrum auch weiterhin in Fragen der Logistik. Die Terminbuchungen sollen ab sofort ausschließlich über die Kassenärztliche Vereinigung (Tel. 116117 oder über das Online-Buchungsportal) erfolgen – nicht mehr über die Online-Plattform des Kreises. „Über die Buchungen vor Ort hatten wir eine hohe Flexibilität“, sagt der Krisenstabsleiter. Wenn Personen trotz Termin nicht im Impfzentrum erschienen sind, konnten über das Portal des Kreises kurzfristig Buchungsmöglichkeiten eröffnet werden. „Das ist jetzt weggefallen.“
Hinzu kommt, dass ab nächster Woche die ersten Zweitimpfungen für die Unter-60-Jährigen, die als Erstimpfung Astrazeneca erhalten hatten, anstehen. „Diese Impflinge können bei der Zweitimpfung zwischen Biontech-Pfizer und Astrazeneca wählen“, erklärt Andreas Sprenger. Damit könne weniger genau vorhergesagt werden, welcher Impfstoff in welcher Menge benötigt wird.
Mutmaßlich führt beides dazu, dass abends mehr Impfstoff übrig bleibt, für den dann spontan Empfänger gesucht werden müssen. Bis jetzt sei dies immer gelungen. „Und wir dafür auch weiterhin eine Lösung finden“, versichert er. „Aber Kontinuität, ich sag’s mal ganz vorsichtig, ist nicht immer zu erkennen.“