Kreis Olpe. Jubiläum für das Impfzentrum des Kreises Olpe in Attendorn: Seit 100 Tagen wird dort geimpft. Die Impfquoten sind nirgends in der Region so hoch.

Am Dienstag, 18. Mai, ist das Impfzentrum des Kreises Olpe in Attendorn 100 Tage in Betrieb. Bisher eine Erfolgsgeschichte? Oder doch eher eine holprige Angelegenheit mit Auf und Abs und langen Wartezeiten? Und wäre es vielleicht besser gewesen, das Impfen bei den Hausärzten zu konzentrieren als auf die Impfzentren zu setzen?

Für Stefan Spieren aus Hünsborn, den ärztlichen Leiter des Impfzentrums im Kreis Olpe, liegen die Antworten auf der Hand: „Wer darüber nachdenkt, dass das nur zu den Hausärzten gehört, der sollte sich die Impfzahlen anschauen und dann die Hausärzte fragen, ob sie alleine, ohne die Impfzentren, arbeiten möchten.“ Dazu gebe es auch eine Umfrage des Ärzteverbundes mit dem Ergebnis, dass Impfen ohne die Impfzentren nicht funktioniere. Für Spieren schreibt das Impfzentrum des Kreises eindeutig eine Erfolgsgeschichte: „Wer sich die Zahlen anschaut, der sieht, warum das Impfzentrum eine Erfolgsgeschichte ist. Wir liegen im Kreis Olpe deutlich über dem Bundes-Durchschnitt. Das spricht für sich.“

Die Impfzahlen, die die Kassenärztliche Vereinigung täglich herausgibt, stützen die Position Spierens. Der Kreis Olpe steht im Vergleich zu anderen Kreisen bestens da: So sind im heimischen Impfzentrum bisher rund 41.700 Erstimpfungen verabreicht worden, im Nachbarkreis Siegen gerade einmal 53.000, obwohl im Kreis Siegen mehr als doppelt so viele Menschen leben, wie im Kreis Olpe. In ganz Südwestfalen nimmt der Kreis Olpe mit seinen Impfzahlen den Spitzenplatz ein.

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Auf die Frage, ob das Impfzentrum auch den 1.000. Tag noch erleben werden, sagt der Hünsborner: „Das liegt nicht in unserer Hand, das entscheidet das NRW-Gesundheitsministerium. Solange wir Impfstoffe bekommen, wird das Impfzentrum bestehen bleiben.“

Bilanz der Apotheker

Eine Zwischenbilanz nach 100 Tagen Impfzentrum ziehen auch die dort tätigen Apotheker und die Pharmazeutisch-technischen Assistenten (PTA), denn mit der Eröffnung des Impfzentrums am 8. Februar sei auch das pharmazeutische Personal an sieben Tagen pro Woche im Einsatz: „In der Herzkammer des Impfzentrums haben bislang rund 160 unserer Leute den teils hochsensiblen Corona-Impfstoff für die Verimpfung auf- und vorbereitet. Insgesamt haben wir rund 50.000 Impfdosen dem medizinischen Team passgenau zur Verfügung gestellt“, erklärt Apotheker Ulf Ullenboom, Pharmazeutischer Leiter im hiesigen Impfzentrum, „ganz gleich ob Astrazeneca oder Biontech – alle Impfstoffe gehen durch unsere Hände.“

Das pharmazeutische Personal habe die Impfung mit den neu entwickelten mRNA-Impfstoffen von Biontech und Moderna überhaupt erst möglich gemacht. Die Bereitstellung des Impfstoffs, vor allem von Biontech durch pharmazeutisches Personal sei alles andere als trivial. „Mehrfach umgedreht, aber nicht geschüttelt“ lautet frei nach James Bond die Devise, lacht Ullenboom. Jeder noch so kleine Fehler könne die Wirksamkeit gefährden: „Wird der Impfstoff in diesem Zustand auch nur einmal kräftig geschüttelt, muss er verworfen werden“, erläutert Ullenboom die Brisanz im Umgang mit dem hochsensiblen Impfstoff, der keine Fehler verzeihe und noch dazu weltweit gefragt und daher schwer zu bekommen sei.

Sechs bis sieben Spritzen

Aus jedem Impfstoff-Fläschchen würden sechs, wenn möglich auch sieben Spritzen aufgezogen und mit größter Vorsicht dem medizinischen Personal übergeben. Auch hier müsse man Vorsicht walten lassen: „Schlagen die Spritzen beim Transport in einer Schale aneinander, kann der Impfstoff seine Wirkung verlieren. Daher kommen für den Transport keine einfachen Behälter, sondern speziell angefertigte Schalen aus dem 3D-Drucker zum Einsatz, damit nichts klappert, wackelt oder aneinanderschlagen kann. Hinzu kommt noch eine genaue Dokumentation, da das Vakzin nach Aufbereitung nur zwei Stunden lang verimpft werden darf“, so Ullenboom weiter.

Die exakten Abläufe und die Aufteilung der Arbeitsschritte im heilberuflichen Team von Apothekern und Ärzten seien vielfach durchgespielt worden. „Die Zahl der insgesamt rund 160 freiwilligen Apotheker und PTA im Kreis Olpe zeigt die hohe Motivation in unserem Beruf. Wir möchten und wir werden auch weiterhin unseren Beitrag leisten, dass wir durch massenhafte Impfungen zu einer Herdenimmunität gelangen und die Corona-Pandemie bewältigen“, sagt Ullenboom.

Was sagt Landrat Theo Melcher?

Theo Melcher: „Das ist zweifellos eine Erfolgsgeschichte, von der ich hoffe, dass sie spätestens bis Ende des Jahres zu Ende geschrieben sein wird, weil wir dann ein Impfzentrum nicht mehr benötigen. Mein aufrichtiger Dank gilt allen dort Tätigen, sie alle leisten Hervorragendes, haben es geschafft, in kurzer Zeit sehr viele Menschen zu impfen.“

Bereits 48,5 Prozent der Gesamtbevölkerung sei erstgeimpft und 12,9 Prozent zweitgeimpft. Eingerechnet, dass Kinder und Jugendliche unter 15 noch nicht geimpft werden könnten, habe der Kreis Olpe bereits 56 Prozent Erstgeimpfte und 15 Prozent Zweitgeimpfte. Melcher: „Das ist nur möglich gewesen, weil dort pragmatisch gearbeitet wurde.“