Altenhundem. Fast ein Jahr lang hat sich die Frauengruppe „De Spassbacken“ wegen Corona nicht treffen können. Was dies für den Teamspirit bedeutet.
Welche Folgen die Corona-Pandemie für soziale und persönliche Beziehungen haben wird, das wird wohl erst in der Langzeitbetrachtung deutlich werden. Fakt ist, dass manche Gruppen – regional betrachtet – mehr unter den Beschränkungen der Pandemie leiden als andere. So gaben bei der Frage 3 unseres Corona-Checks, die lautete „Was vermissen Sie besonders?“ 94,1 Prozent der Frauen in Lennestadt an: Treffen mit Familie und Freunden. Dies ist bei dieser Frage der höchste Wert in allen Kommunen des Kreises Olpe. Bei der Betrachtung der Altersklassen leiden die 40- bis 60-Jährigen besonders darunter, dass persönliche Kontakte von heute auf morgen abgeschnitten wurden. Die sieben Frauen der „Spassbacken“ aus Altenhundem können ein Lied davon singen. Susanne Schneider, eine der sieben Damen, muss nicht lange überlegen: „Es war im Juni letzten Jahres, da haben wir uns das letzte Mal alle zusammen gesehen.“
Dieses letzte Treffen ist nun fast ein Jahr her und das ist völlig untypisch für die sympathische Frauengilde, deren Name auch Programm ist.
Karneval und Ehrenamt
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Mehr als 25 Jahre lang gestalteten die „Spassbacken“ den Frauenkarneval in Altenhundem, begeisterten das närrische Damenvolk mit ihren Sketchen auf der Bühne der Sauerlandhalle. Als die Frauen, allesamt in den 50er Lebensjahren, 2019 ihre Abschlussvorstellung gaben, war bereits klar, wie das Spaßbacken-Dasein weitergehen sollte. Nicht mehr so intensiv wie zu den aktiven Karnevalszeiten, als man jede Woche stundenlang zusammenhing. Aber monatliche Treffen, ganz abgesehen von Geburts- und anderen geselligen Feiern, waren fest eingeplant. Ebenso wie das ehrenamtliche Engagement. Seit Jahren unterstützen sie Hospizverein und Schützenverein Altenhundem bei den Militärmusikkonzerten in der Sauerlandhalle und veranstalteten Kabarettabende mit der Comedian Frieda Braun.
Kurz nach Karneval 2020, als die Gruppe die erste Session ohne eigenen Auftritts-Stress gefeiert hatte, machte Corona alle Zukunftsplanungen vorerst zunichte. Die WhatsApp-Gruppe und das Telefon wurden zum medialen Mittelpunkt. Keine Treffen mehr, keine gemeinsamen Wanderungen und auch die geplante Tour an die Nordsee war plötzlich so weit weg wie Lennestadt vom Südpol.
Persönliche Kontakte sind nicht zu ersetzen
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Die sieben Frauen merkten sehr bald, dass persönliche Kontakte durch nichts zu ersetzen sind – gerade in kritischen Lebensphasen. Denn auch bei den Spaßbacken machten alle ihre eigenen Corona-Erfahrungen: Sorgen um Familienangehörige, Eltern, Arbeitsplatz, Covid-Infektion, familiäre Todesfälle, Umzug in der Corona-Zeit und die bange Frage, wohin die Pandemie steuern wird und was noch alles kommen mag, überschatteten den Alltag der sieben Damen.
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„In diesen Tagen hätte es besonders gut getan, sich gemeinsam zu treffen, den gesamten Corona-Alltag hinter sich zu lassen, abzuschalten und mal wieder einige Stunden herzhaft zu lachen. Das hat uns immer Kraft gegeben“, sagt Susanne Schneider – von der persönlichen Umarmung unter Freundinnen ganz abgesehen. Alles war plötzlich weg. Auch die spontanen, kleinen Begegnungen im Ort oder beim Einkaufen. „Fünf von uns arbeiten im Einzelhandel, da konnte man sich immer mal kurz im Geschäft besuchen, aber nach dem Lockdown im Einzelhandel waren wir ja alle nur noch zuhause.“
Natürlich glühten die Telefondrähte, hielten sich die Frauen auf dem gleichen Informationsstand, aber die Gemeinschaftserlebnisse, die fröhlichen Stunden, die plötzlich nur noch in der Vergangenheit existierten, die fehlten und fehlen auch jetzt noch massiv.
Hoffen auf den Sommer
Umso mehr sehnen die sieben den Tag herbei, wenn das erste gemeinsame Treffen wieder möglich sein wird. „Wir freuen uns riesig, wenn wir wieder wandern oder im Sommer mal draußen zusammensitzen können“, sagt Susanne Schneider: „Dann können die Nachbarn direkt die Fenster schließen.“ Denn leise waren sie noch nie, die Altenhundemer Spaßbacken und dran wird auch die Corona-Pandemie nichts ändern.
Aber wird nach der Pandemie wieder alles so sein wie früher? Lässt sich die Uhr in die unbeschwerte Zeit vor Corona zurückdrehen? Christiane Deichmann, eine der Spaßbacken, glaubt, dass es vielleicht einige Zeit dauern wird: „Aber auch aufgrund der Erfahrungen, die wir alle machen mussten, wird der Zusammenhalt dann noch bewusster und intensiver sein.“