Kreis Olpe. Geimpfte und Genesene profitieren von Lockerungen, z.B. beim Friseur. Im Kreis Olpe fordern auch Kinobetreiber und Gastronomen Erleichterungen.

Seit Montag gelten in NRW erste Erleichterungen für Menschen, die vollständig gegen das Coronavirus geimpft sind oder von einer Corona-Erkrankung genesen sind. Das teilte Ministerpräsident Armin Laschet am Samstag im Rahmen einer Pressekonferenz mit. Für vollständig Geimpfte und Genesene entfällt demnach zum Beispiel die Testpflicht beim Einkaufen oder beim Friseur. Allerdings: Die Gastronomie oder auch die Kulturbranche bleibt von diesen Lockerungen unberührt. Wie reagieren Betroffene aus dem Kreis Olpe auf diesen Vorstoß?

Friseur

Janina Kotowski, Friseurmeisterin und Inhaberin des Salons „Geheimtipp“ in Wenden ist etwas ratlos. „Alles ist total chaotisch“, sagt sie. Erst zu, dann auf, dann nur auf mit Test und jetzt auf mit Test, aber nicht für alle. Dieser Zick-Zack-Kurs sorge für Unsicherheit bei den Kunden: „Uns ist viel Kundschaft weggefallen. Seitdem die Kunden einen tagesaktuellen negativen Corona-Test vorzeigen müssen, haben wir einen Rückgang von 50 Prozent“, so Kotowski.

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Oft wisse man nicht mehr, an was man sich eigentlich aktuell halten müsse. „Als die Testpflicht bei Friseuren eingeführt wurde, habe ich am Montag Selbsttests gekauft – bis am Dienstag dann die Anweisung von der Handwerkskammer kam, dass doch nur Schnelltests von zertifizierten Teststellen akzeptiert werden.“ Das ganze Prozedere koste Zeit und Nerven, auch die jetzt neu hinzugekommene Kontrolle der Geimpften und Genesenen. Beide Gruppen müssen eine Bescheinigung vom Impfzentrum bzw. vom Hausarzt vorlegen. Auf viele ihrer Kunden werde das aber ohnehin nicht zutreffen: „Ich schätze, das sind etwa 10 Prozent“, so Kotowski.

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Tourismus

Seit November ist die Atta-Höhle in Attendorn für Besucher aufgrund der Corona-Pandemie geschlossen. Aber: Könnten Geimpfte und von Covid-19-Genesene womöglich bald schon wieder die beliebte Tropfsteinhöhle besuchen?

Geschäftsführer Wolfgang Böhmer ist zurückhaltend. Er möchte zunächst abwarten, ob der Bund dem Vorpreschen von NRW und anderen Ländern folgt und deutschlandweit beschließen wird, Geimpften und Genesenen gewisse Privilegien einzuräumen. Gewappnet ist der Geschäftsführer allemal. Er beabsichtigt unter anderem, eine Teststation vor der Höhle aufzubauen. Dann dürften auch diejenigen, die negativ getestet würden, die Höhlen-Welt erforschen. Doch das alles ist noch Zukunftsmusik. Grundsätzlich sagt Böhmer: „Wir gehören sicherlich nicht zu den Corona-Leugnern, aber die Anzahl der Geimpften wird immer mehr. Dadurch entstehen Potenziale, die wir nutzen sollten, um wieder mehr Freiheiten zu schaffen.“

Kultur

Lieber gestern als heute würde auch Christin Cordes, Betreiberin vom Attendorner JAC-Kino und vom Lichtspielhaus in Altenhundem, die Türen für Besucher wieder öffnen. Nur: Eine echte Perspektive macht die junge Frau derzeit nicht aus. Selbst für den Fall, dass Genesene und Geimpfte grundsätzlich wieder das Kino besuchen dürften, ohne dafür ein negatives Testergebnis vorlegen zu müssen. „Müssen diese Menschen dann trotzdem Masken am Sitzplatz tragen? Dürfen wir Popcorn und Getränke verkaufen?“, stellt Cordes zwei wesentliche Fragen, die es zunächst zu beantworten gelte. Kurzum: Sie könne heute überhaupt noch keine Einschätzung abgeben, gerade im Hinblick auf drohende Auflagen. „Ich könnte mir auch ein Open-Air-Kino vorstellen, aber selbst dafür haben wir aktuell keine Planungsgrundlage. Ich habe das Gefühl, dass willkürlich verboten und dann wieder erlaubt wird“, beklagt die Kinobetreiberin.

Gastronomie

Bernhard Schwermer, Gastwirt und DEHOGA-Kreisvorsitzender, ist überzeugt, dass die Gastronomen im Kreis Olpe lieber heute als morgen wieder öffnen würden – auch für das noch zahlenmäßig überschaubare Klientel der Geimpften und Genesenen.

Das wohl Wichtigste: „Es wäre eine Perspektive, dass wir endlich wieder arbeiten dürfen“, so Schwermer. Denn diese Aussicht fehle immer noch vollends. Man sei von den Beschlüssen der Regierung abhängig. „Ich glaube, es würde sich lohnen, zumindest wieder zwei oder drei Stunden am Tag zu öffnen“, sagt der Wirt des Rhein-Weser-Turms, der wie alle anderen derzeit nur Außer-Haus-Speisen anbieten darf. Mittelfristig hofft Schwermer, „dass es bald für zwei oder drei Wochen gutes Wetter gibt, die Infektionszahlen runter gehen und wir dann wieder öffnen dürfen.“