Meggen. Viele Friseure beklagen die höheren Auflagen durch die Notbremse. Der Salon Hardenacke in Meggen zeigt, wie es aber auch funktionieren kann.

Irgendwie ist es fast schon normal geworden. Stäbchen ins linke Nasenloch, Stäbchen ins rechte Nasenloch, 15 Minuten auf das Ergebnis warten. „Seitdem die Teststelle hier ist, nehme ich das Angebot auch öfter wahr“, sagt Sophia Hussain und schaut dabei immer wieder in das E-Mail-Postfach auf ihrem Smartphone. Die 38-Jährige hat gleich einen Termin im Friseur-Salon Hardenacke in Meggen. Nur waschen, schneiden, föhnen, ein bisschen Kontur reinbekommen. Praktisch, dass schräg gegenüber das Maxsport sein mittlerweile drittes Corona-Testzentrum im Kreis Olpe eingerichtet hat.

Bürokratische Hürden sind minimiert

Hussain kommt selbst aus Meggen, ist mittlerweile seit 15 Jahren Stammkundin beim Salon Hardenacke. Dass sie für den Besuch inzwischen ein negatives Schnelltestergebnis vorweisen muss, ist neu. Sonderlich aufwendig findet sie das allerdings nicht. „Das geht ja wirklich super schnell. Zumal man sich hier direkt gegenüber testen lassen kann.“ Ein guter Kundenservice, der die bürokratischen Hürden minimiert. Und der bereits vor dem Inkrafttreten der Notbremse geplant war.

Die Testpflicht bei Friseuren sei absehbar gewesen, nicht zuletzt wegen der steigenden Zahlen und den vorangegangenen Diskussionen in der Politik, meint Friseurmeisterin Marina Hardenacke. „Deswegen haben wir uns auch schon vorher Gedanken darüber gemacht, wie wir das mit der Testpflicht so unkompliziert wie möglich machen können“, sagt sie. Hauptsache nicht mehr schließen müssen.

Drei Tage vor Testpflicht in Betrieb

Mit dem Testen und wie man innerhalb kürzester Zeit ein Schnelltestzentrum ins Leben ruft, damit kennt sich mittlerweile Maxsport-Geschäftsführerin Kerstin Reska aus Attendorn ganz gut aus. „Weil wir gut befreundet sind, habe ich sie gefragt, ob man hier so etwas auch auf die Beine stellen könnte“, erzählt Hardenacke. Das frühere Schneiderei-Lädchen in der Albrecht-Dürer-Straße 8 – keine 50 Meter von dem Salon entfernt – stand nämlich leer. Ein idealer Standort. „Als Kirsten davon erfahren hat, hat sie sich wie eine Löwin da reingehangen und alles organisiert“, sagt Hardenacke und lacht. Vergangenen Mittwoch konnte das Schnelltestzentrum in Meggen schließlich an den Start gehen; drei Tage vor der Friseur-Testpflicht.

Das schnelle Handeln hat sich schon jetzt ausgezahlt. „Wenn die Kooperation nicht so gut geklappt hätte, hätte ich mit Sicherheit mehr Absagen gehabt“, ist sich Hardenacke sicher. Bislang seien keine Kunden abgesprungen, nur Diskussionen am Telefon habe sie hin und wieder führen müssen. „Das sind dann solche Fragen, ob das wirklich sein muss, obwohl man sich doch kerngesund fühlt. Aber es bringt ja nichts darüber zu diskutieren. Im Endeffekt schützen uns diese Tests ja alle.“ Zumal sie derzeit das einzige Mittel darstellen, um weitermachen zu können. „Ich habe ja auch eine Verantwortung unseren Mitarbeitern gegenüber. Die möchte ich nicht immer wieder in Kurzarbeit schicken müssen“, meint Hardenacke. Und natürlich profitieren auch sie von dem Testangebot auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Mehr Tests, mehr Sicherheit, mehr Normalität.

Arzthelferin Tanja Horn nimmt einen Nasenabstrich bei Sophia Hussain im Schnelltestzentrum in Meggen. Sobald sie das negative Testergebnis per E-Mail zugeschickt bekommt, darf sie ihren Termin im Friseursalon Hardenacke Haardesign wahrnehmen. 
Arzthelferin Tanja Horn nimmt einen Nasenabstrich bei Sophia Hussain im Schnelltestzentrum in Meggen. Sobald sie das negative Testergebnis per E-Mail zugeschickt bekommt, darf sie ihren Termin im Friseursalon Hardenacke Haardesign wahrnehmen.  © Britta Prasse

Sobald Sophia Hussain ihr negatives Testergebnis per E-Mail erhält, kann es losgehen. Vorher noch mal eben die Hände desinfizieren und den Bogen zur Kontaktverfolgung ausfüllen. Eigentlich sei der Friseurbesuch in ihrem Fall noch nicht so dringend gewesen. „Als die Friseure im März wieder öffnen durften, habe ich mir sofort einen Termin geben lassen. Und auch schon den Termin für heute vereinbart – falls die Friseure doch wieder kurzfristig schließen müssen“, erzählt Hussain. Lieber auf Nummer sicher gehen, auch bei der Frisur. „Das sagen viele Kunden“, bestätigt auch Marina Hardenacke. Lehren aus der monatelangen Schließung, in der Ansätze unerträglich, der Spliss unübersehbar und Kurzhaarfrisuren formlos wurden.

Mit Astrazeneca geimpft

Vielleicht kann Hussain schon bald einen Friseur-Termin wahrnehmen, ohne sich vorher testen zu lassen. Die 38-jährige Polizistin wurde nämlich schon Mitte März im Attendorner Impfzentrum geimpft. „Mit Astrazeneca – und ein paar Tage später kam dann die Nachricht, dass der Impfstoff nicht mehr bei Unter-60-Jährigen eingesetzt werden sollte“, sagt sie schmunzelnd und in einer Tonlage, die verrät, dass sie darüber schon öfter gesprochen hat. Nebenwirkungen habe sie aber keine gehabt. Ende Mai bzw. Anfang Juni soll dann ihre Zweitimpfung erfolgen. Vielleicht ist dann auch schon die politische Entscheidung gefallen, inwieweit Vollgeimpfte Freiheiten zurückerhalten sollen.

Bis dahin wird erst mal weiter getestet und im Salon die Musik aufgedreht. „Wir haben uns bewusst dagegen entschieden, Nachrichten über dem Bildschirm laufen zu lassen. Hier sollen die Leute abschalten und eine schöne Zeit haben, einfach mal an etwas anderes denken“, so Hardenacke. Hauptsache ein Stück Normalität abseits von Corona.

>>> HIER WIRD GETESTET

  • Das Maxsport verfügt mittlerweile über drei Testzentren im Kreis Olpe: in Attendorn (Am Eckenbach 22), in Lennestadt (Elsperstraße 4) und in Meggen (Albrecht-Dürer-Straße 8). Bis zu 100 Personen können pro Stunde getestet werden.
  • In erster Linie erfolgen die Abstriche durch das Maxsport-Personal, das entsprechend geschult wurde. Derzeit werden aber auch weitere Helfer auf 450-Euro-Basis gesucht. Medizinische Grundkenntnisse sind hierbei von Vorteil.
  • Eine Übersicht über die Schnelltest-Zentren im Kreis Olpe gibt es unter wp.de/schnelltest-olpe.