Elspe. Das Elspe Festival wird Modellprojekt: Hier soll erprobt werden, wie Großveranstaltungen in Corona-Zeiten möglich sind. Es gibt aber Fragezeichen.

Gute Nachrichten gibt es in Zeiten der Corona-Pandemie nicht so viele, deshalb strahlten Lennestadts Bürgermeister Tobias Puspas, Landtagsabgeordneter Jochen Ritter (CDU) und Philipp Aßhoff, Geschäftsführer des Elspe Festivals gestern Nachmittag zu Recht um die Wette. Das Elspe Festival wird Modellprojekt für größere Kultur- bzw. Open-Air-Veranstaltungen mit digitaler Abstandsüberwachung in NRW und das Veranstaltungskonzept, das in den nächsten Tagen ermittelt wird, soll demnächst Vorbildcharakter für alle Freiluft-Kulturveranstalter im Land haben. Gut möglich ist auch, dass demnächst nicht nur die Elsper Indianer wieder in den Sattel steigen, sondern bekannte Stars aus Pop und Kultur in Elspe auftreten werden.

Als NRW-Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart (FDP) am Freitagmorgen Lennestadt als eine von 14 Modellregionen in NRW nannte, in denen es bald erweiterte Öffnungszeiten geben soll, hatte das für Verwunderung gesorgt. Hier geht es aber nicht ums gesamte Stadtgebiet, sondern im Kern um das Elsper Festival-Gelände.

Start am 26. April

Bereits am 30. März, noch vor der Bewerbung des Kreises Olpe als Modellregion, hatte Lennestadts Bürgermeister Tobias Puspas zusammen mit Jochen Ritter die Fühler nach Düsseldorf ausgestreckt. „Als räumlich begrenzte Projekte gesucht wurden, schrillten bei uns die Alarmglocken“, so Puspas.

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Weil das Elspe Festival nicht nur die passende Location und Infrastruktur vorweisen kann, sondern mit seinem Indian Summer im letzten Jahr bewiesen habe, dass es erfolgreiche Hygiene- und Abstandskonzepte schreiben und umsetzen kann, sei das Team von Europas größter Freilichtbühne ein idealer Partner, so Puspas. Das, so Jochen Ritter, habe auch die Staatskanzlei überzeugt.

Da Lennestadt bzw. Elspe zur zweiten Gruppe der Modellprojekte gehört, startet das Projekt erst am 26. April. Welche Anforderungen und Auflagen es genau geben wird, ist noch unklar. Puspas will bereits am Montag eine Projektgruppe im Rathaus einsetzen, um zusammen mit Vertretern des Elspe Festivals ein vorläufiges Konzept zu erstellen.

Fragezeichen Inzidenz

Wichtigen Input soll auch das Lennestädter Unternehmen Localino liefern, das „ein großer Player auf dem Feld der digitalen Kontaktverfolgung und Abstandsmessungen ist“, so der Bürgermeister. Auch eine wissenschaftliche Begleitung schwebt Puspas vor. „Wir wollen kein Klein-Klein in Elspe, sondern zeigen, dass Veranstaltungen unter freiem Himmel mit vielen Zuschauern möglich sind“, so Puspas.

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Aber natürlich gehe es auch darum, dem Elsper Unternehmen, das im letzten Jahr von keinem Förderprogramm profitieren konnte, wirtschaftlich zu helfen.

Für das Elspe Festival ist das Projekt wie ein Sechser im Lotto. Wenn alles klappt, könnten nicht nur die Karl-May-Festspiele am 26. Juni wie geplant starten, sondern auch der geplante zweite Indian Summer im Herbst. Mehr noch: Aßhoff und auch die Stadt hoffen, zusätzlich hochkarätige Künstler aus Rock, Pop und Kultur auf die Elsper Bühne zu holen. Die ersten Kontakte sind bereits geknüpft, Namen will Aßhoff aber noch nicht nennen.

In Anlehnung an das bestehende Abstands- und Hygienekonzept des Elspe Festivals, das Teil der Bewerbung als Modellprojekt war, kann sich Aßhoff Konzerte mit 50 Prozent Zuschauerauslastung vorstellen, das wären immerhin rund 2000 Menschen. „Es ist eine große Chance, die wir nutzen sollten“, so Ritter.

Allerdings gibt es noch ein, zwei Fragezeichen. Um die Modellversuche überhaupt zu starten, muss die Inzidenzahl im Kreis Olpe mindestens eine Woche lang vorher unter 100 liegen. Auch im Kreis Olpe steigen die Zahlen derzeit wieder an. Tobias Puspas sieht noch eine zweite Gefahr: „Ich hoffe, dass die Modellprojekte nicht durch einen bundesweiten Beschluss wieder zunichte gemacht werden.“