Kreis Olpe. Die Test-Strategie für den Einzelhandel im Kreis Olpe stößt in der Politik auf Zustimmung. Sie solle möglichst auch auf Restaurants ausgeweitet.

Der Kreis Olpe will sich weiter auf den „Weg der verantwortungsvollen Öffnung“ machen. So fasste Landrat Theo Melcher den Konsens zusammen, der sich am Mittwochabend in der Sitzung des Ausschusses für Umwelt und Kreisentwicklung zeigte. Widerspruch zur seit Dienstag geltenden Test-Strategie gab es keinen.

„Freiheiten, die mit dem früher Normalen vergleichbar sind“ wünschte sich etwa Fred Josef Hansen, Fraktionsvorsitzender der Grünen im Kreistag. Seine Fraktion hatte daher beantragt, dass der Kreis Olpe das Tübinger Modell übernehmen solle, das für negativ getestete Personen Öffnungen nicht nur im Einzelhandel, sondern auch in der Gastronomie und in der Kultur ermöglicht. Durch diese Öffnungsperspektive könnten viel mehr Menschen zu einem Test motiviert werden, so dass mehr Infektionen entdeckt und deren Ausbreitung verhindert werden.

Tatsächlich gebe es seit Beginn der Teststrategie „eine verstärkte Inanspruchnahme“ der Teststellen, erklärte Landrat Theo Melcher, „die Kapazitäten waren bislang aber noch nicht ausgeschöpft.“ Insgesamt wurden im Kreis Olpe seit dem 9. März 13.000 Schnelltests durchgeführt. In 77 Fällen wurde eine Infektion entdeckt.

Zweiter Test nach dem Einkauf?

Dass die Sieben-Tage-Inzidenz zuletzt wieder zurückging, nachdem sie sich in der vergangenen Woche verdoppelt hatte, interpretierten Hansen wie Melcher als „stabile Situation“. „Ich bin dankbar, dass wir wegkommen von einer reinen Verbotssystematik“, so der Landrat.

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Auch Joachim Hoffmann (FDP) begrüßt die Initiative. „Ein Schutz vor Infektionen ist möglich“, bekräftigte er, allerdings gebe es beim Tübinger Modell eine Unsicherheit, weil jedes Testergebnis nur eine Momentaufnahme sei. Er regte an, Kunden nach einem längeren Einkaufsbummel noch einmal zu testen. Fallen beide Tests negativ aus, könne ausgeschlossen werden, dass die Betroffenen während des Shoppens infektiös waren. Sei der zweite Test hingegen positiv, könnten auf der Stelle mögliche Kontaktpersonen in den Geschäften ermittelt werden.

Dr. Claudia Lamprecht vom Gesundheitsamt stellte jedoch infrage, ob sich Kunden zu dem zweiten Test motivieren ließen. „Ich halte es für schwierig, eine wissenschaftliche Aussage zu treffen“, erklärte die Amtsärztin, „wenn Wege gefunden würden, wäre das natürlich begrüßenswert.“

Außerdem, so forderte die FDP, sollten Geschäftsleute selber Schnelltests für ihre Kunden anbieten können, um die Hürden für einen Einkauf abzubauen. Die Organisation könnten die Werbegemeinschaften übernehmen, schlug Fred Josef Hansen vor. Wenn der Kreis Haushaltsmittel in die Hand nimmt, könnte damit auch mehr als ein kostenfreier Test pro Woche ermöglicht werden.

Bewerbung als Modellregion in Arbeit

„Wir setzen hier heute ein wesentliches Zeichen“, unterstützte Sebastian Menn (SPD) die Überlegungen. „Wir haben ein Konzept und wir geben Perspektiven.“ Vorsichtiger äußerte sich Franz Lenze (CDU): „Man kommt in der Sache weiter, wenn man wissenschaftlich herangeht.“ Er warnte vor einer „Pseudo-Sicherheit“, denn die Test-Ergebnisse seien nach bisherigen Erkenntnissen in zwei Prozent der Fälle auch falsch.

Mit einer weiteren Begleitung und Fortentwicklung der Teststrategie – auch im Zusammenspiel mit den Städten und Gemeinden – erklärte sich der gesamte Ausschuss einverstanden. Allzu große Hoffnungen, dass bisher geschlossene Branchen schon bald wieder öffnen dürfen, relativierte der Landrat jedoch: „Weder die Corona-Schutzverordnung noch die angekündigten Modellprojekte geben einem Landrat entsprechende Freiheiten“, sei man auf Beschlüsse aus Berlin und Düsseldorf angewiesen.

In einem Modellprojekt könnte höchstens die Öffnung einer bestimmten Branche ermöglicht werden. „Das sollte – ich hoffe, da sind wir uns einig – der Restaurant-Bereich sein“, sagte Theo Melcher. Wie Ende vergangener Woche angekündigt, werde sich der Kreis Olpe als Modellregion bewerben. Am Dienstag Mittag habe das Land die Anforderungen für eine Bewerbung mitgeteilt, schon am Mittwoch, 31. März, mussten alle Unterlagen übermittelt werden. „Wir sind noch an der Arbeit“, sagte der Landrat, „der 31. März geht ja bis 24 Uhr.“