Elspe/Kreis Olpe. In Elspe hat die CDU im Kreis Olpe ihren Kandidaten für die Bundestagswahl gekürt. So spannend wie bei Winnetou lief es diesmal aber nicht ab.

Keine rauchenden Colts, keine Explosionen – und auch der Spannungsbogen war deutlich flacher, als die Besucher der Naturbühne in Elspe es sonst gewohnt sind. Wo normalerweise die Geschichten um Winnetou das Publikum begeistern, kürte am Samstag die CDU unter Einhaltung aller Corona-Regeln ihren Kandidaten für den Bundestag. Und Favorit Florian Müller setzte sich schon im ersten Wahlgang mit klarer Mehrheit gegen Kerstin Brauer und Paul Rötz durch.

„Als jemand, der als Kind die Karl-May-Bücher förmlich verschlungen hat, habe ich 40 Jahre lang davon geträumt, auf dieser Bühne zu stehen“, begrüßte CDU-Kreisvorsitzender Jochen Ritter die Parteimitglieder aus dem Kreis Olpe und dem südlichen Märkischen Kreis – verzichtete aber auf alle nur denkbaren Stunts zwischen Tipis und Saloon. Bei Temperaturen kurz über dem Gefrierpunkt und immer wieder einsetzendem Starkregen sollte die Veranstaltung möglichst schnell über die Bühne gebracht werden.

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15 Minuten erhielten die drei Kandidierenden jeweils, um sich und ihr Programm noch einmal vorzustellen. Und schon hier deutete sich an, dass Florian Müller eine Mehrheit der Parteimitglieder hinter sich wissen konnte. Er beschrieb sich als „Fortschrittsantreiber“ und erhielt damit als einziger Bewerber schon während seiner Rede mehrfach Zwischenapplaus. „Ich stehe vor Ihnen als ein im Sauerland verwurzelter Familienpapa“, stellte er seine Verbundenheit zur Region heraus. „Ich bin ein Überzeugungstäter für unsere Verbindung aus Heimat und High-Tech.“

Die Situation seiner Partei brachte der 32-Jährige schonungsloser zur Sprache als seine Mitbewerber. Nach der Maskenaffäre müsse die Partei ihre Glaubwürdigkeit wiedergewinnen. Das Verhalten einzelner Abgeordneter sei „schäbig“ und sie hätten „in unserer Partei nichts verloren“. Doch auch programmatisch merkte er Erneuerungsbedarf an. Die CDU müsse wieder klar machen, wofür sie stehe. „Für mehr Eigenverantwortung und die Freiheit des Einzelnen.“

Kerstin Brauer setzt Spitze gegen Müller

Kerstin Brauer, Ratsfrau aus Lennestadt und Vorsitzende der Frauen-Union in Südwestfalen, beklagte in ihrer Rede, dass das Sauerland bei Zuschüssen zu oft übergangen werde. „Wir können nicht rumjammern. Hier werden die Ärmel hochgekrempelt und es wird angepackt“, sagte sie. Das dürfe aber nicht dazu führen, dass der ländliche Raum etwa beim 5G-Ausbau links liegen bleibe. Als Polizistin setzte sie einen weiteren Schwerpunkt auf die innere Sicherheit – und auch sie griff Maskenaffäre und Aserbaidschan-Connection auf: „Die Mandate müssen im Mittelpunkt stehen und dürfen nicht Mittel zum Zweck sein. Es gilt, Vertrauen wiederaufzubauen.“

Eine Spitze gegen den frisch gebackenen Familienvater Florian Müller setzte sie ganz zum Schluss: Sie verwies auf ihre Erfahrung als Mutter erwachsener Kinder, „die nicht mehr mit Kinderkrankheiten zu kämpfen hat“.

Paul Rötz sprach in seiner Rede von einer „Schicksalswahl“. Nach dem Abschied von Angela Merkel müsse Resignation verhindert werden. „Das können wir uns nicht leisten.“ Er setzt seine Hoffnung in die Tatkraft und Kompetenz der jungen Menschen. „Wir müssen unsere schlauen, jungen Leute hier halten und weiterbilden.“ Daher müssten „Misslichkeiten“ wie schlechtes WLAN an Schulen abgestellt werden. Zudem attackierte der 73 Jahre alte Rentner aus Olpe die Grünen: „Wir dürfen uns unser prosperierendes Land nicht vom politischen Gegner kaputt machen lassen.“

Strategiereferent bei der Lufthansa

Am Ende entfielen 113 Stimmen auf Florian Müller, 24 auf Kerstin Brauer und drei auf Paul Rötz. Die weiteren Bewerber Hildegard Hansmann-Machula aus Finnentrop-Weringhausen und Bernd Hesse aus Wenden hatten ihre Kandidaturen bereits im Vorfeld der Aufstellungsversammlung zurückgezogen.

Florian Müller arbeitet als Strategiereferent für die Lufthansa. Zuvor war er Pressesprecher bei der Arbeitsagentur Siegen und anschließend Büroleiter von Matthias Heider im Deutschen Bundestag. Der bisherige Abgeordnete hatte im Herbst überraschend angekündigt, nach zwölf Jahren nicht wieder kandidieren zu wollen.

Im Wahlkreis Olpe/Märkischer Kreis I bewerben sich neben Müller noch Nezahat Baradari (SPD) und Johannes Vogel (FDP) um ein Direktmandat. Holger Thamm soll nächste Woche für die Grünen nominiert werden. Weitere Bewerber sind noch nicht bekannt.