Lennestadt/Köln. Benni Bauerdick moderiert bei 1LIVE. Im Interview erzählt er, warum das schon immer sein Traumjob war und wie er zu diesem Radiosender kam.
Benni Bauerdick moderiert seit sechs Jahren Sendungen bei „1LIVE“ – dem größten Jugendradiosender Deutschlands. Dafür verließ der Lennestädter das Sauerland und zog nach Köln. Im Gespräch mit Ina Carolin Lisiewicz erzählt er, wie er zu 1LIVE gekommen ist, warum er oft unter der Bettdecke arbeitet und was ihn mit seiner alten Heimat verbindet.
Benni Bauerdick spricht Reportagen unter Bettdecke ein
Sie befinden sich gerade im Homeoffice. Wie sieht das bei einem Radiomoderator aus?
Benni Bauerdick: Ich bin zwei Wochen im Monat im Homeoffice und zwei Wochen bei 1LIVE. Da bin ich dann vor Ort im Studio in Köln. Nebenbei arbeite ich aber noch als Radioreporter für den Deutschlandfunk und als Redakteur für den „Kölner Treff“. Das mache ich dann tatsächlich alles von Zuhause aus. Auch die Reportagen, die ich für das Radio mache.
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Wie kann ich mir das vorstellen?
Das klingt immer sehr ulkig und auch ein bisschen anstrengend: Meine Reportagen spreche ich unter der Bettdecke im Bett ein. Ich wohne in einer Altbauwohnung. Wenn ich das nicht machen würde, wäre es zu hallig.
Verrutscht die Decke nicht?
Ich versuche mich gar nicht zu bewegen. Das ist eine krasse Herausforderung. Wenn eine Reportage fünf Minuten lang ist, brauche ich zehn Minuten, um alles einzusprechen. Das geht schon.
1LIVE: Benni Bauerdick moderiert zehn Sendungen pro Monat
Die Arbeit bei 1LIVE nimmt den größten Teil Ihrer Zeit ein, oder?
Genau. Da habe ich in den zwei Wochen zehn Sendungen. Fast alle, die beim Radio oder Fernsehen sind, sind Freiberufler. Da bleibt oft ganz viel Papierkram liegen. Das erledige ich dann auch im Homeoffice.
Wie sind Sie zu 1LIVE gekommen?
Nach meinem Abi am Gymnasium der Stadt Lennestadt habe ich erstmal meinen Zivildienst im Kinder- und Jugendhospiz Balthasar gemacht. Ich war mir nicht sicher, ob ich danach etwas Soziales machen will oder etwas mit Medien. Dann hat man mir bei der Berufsberatung geraten, Sozialwissenschaften zu studieren. Das habe ich dann an der Uni Siegen gemacht.
Von Radio Siegen zu 1LIVE: Wie es Benni Bauerdick geschafft hat
Wie ging es weiter?
Während des Studiums habe ich schon bei Radio Siegen gearbeitet. Erst als Reporter, später dann als Moderator und Redakteur. Zwischenzeitlich war ich dort auch fest angestellt. Insgesamt habe ich dort fünf Jahre gearbeitet. Mein Chef bei Radio Siegen hat immer gesagt: Das kannst du so hier nicht sagen, das klingt zu sehr nach 1LIVE. Und dann habe ich gedacht: Wenn der das ständig sagt, muss ich mich da wohl mal bewerben!
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Wie lief die Bewerbung ab?
Ich musste ein Castingverfahren durchlaufen und war für ein Bewerbungsgespräch, eine Probesendung und einen Wissenstest da. Dann haben sie mich glücklicherweise eingestellt.
Radio Siegen ist ein Lokalradio, 1LIVE ist da schon eine größere Hausnummer. War das keine Hürde?
Viele ehemalige Kolleginnen haben sich dort nicht beworben, weil sie Angst hatten, zu scheitern. Ich hatte das glücklicherweise nie. Ich bin da unbedarft rangegangen und habe mir gesagt: Ich habe ja nichts zu verlieren.
Benni Bauerdick: Bei 1LIVE zu arbeiten, war immer sein Traumjob
War es schon immer Ihr Traum, bei 1LIVE zu arbeiten?
Ja. Ich bin ein Sektorkind und mit 1LIVE groß geworden. Ich habe den Sender schon gehört, als ich ein Jugendlicher war. Als ich in der Schule gehänselt wurde, weil ich zu dem Zeitpunkt selbst noch nicht wusste, dass ich schwul bin. Da war 1LIVE prägend für mich. Die Moderatoren waren immer an meiner Seite. 1LIVE lief schon bei uns im Auto, als mich meine Mama zum Kindergarten gefahren hat. Ich wollte immer für diesen Sender arbeiten. Nie hätte ich gedacht, dass das klappt.
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Gab es auf dem Weg dahin auch Rückschläge?
Man muss sich in dieser Branche schon durchbeißen. Man arbeitet im Früh-, Spät-, Nachtdiensten und muss viel tun, um gesehen zu werden und Erfahrungen zu sammeln. Oft auch für wenig Geld. Dafür muss man bereit sein. Das funktioniert nur, wenn man mit Herzblut dabei ist. In meiner Karriere habe ich natürlich auch diverse Castings gehabt, wo es dann mal nicht geklappt hat. Das gehört dazu.
1LIVE: Benni Bauerdick moderiert in der zweiten Primetime
Seit kurzem haben Sie die Nachmittagssendung bei 1LIVE übernommen. Ist das nun eine Beförderung?
Ja, das ist es tatsächlich. Wir haben zwei Primetimes im Radio: Einmal die Morgensendung. Bei 1LIVE hören von 7 bis 8 Uhr allein eine Million Menschen zu. Und die zweite Primetime, wo nicht ganz so viele Menschen zuhören, aber annähernd so viele, ist der Nachmittag.
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Vorher haben Sie die Randzeiten moderiert?
Ja, vorher war ich ein Springer. Ich habe viel am Wochenende und in der Nacht gearbeitet. Das hat mir auch Spaß gemacht. Ich kann gar nicht sagen, dass mir etwas beim Radio mehr oder weniger Spaß macht. Aber jetzt die Nachmittagssendung mit Freddie Schürheck bekommen zu haben, ist noch mal etwas anderes. Da weiß man einfach, dass viele Menschen zuhören.
1LIVE: Benni Bauerdick hören fast eine Millionen Menschen zu
Ist man nicht total aufgeregt, wenn man zu fast einer Million Menschen spricht?
Ich bin tatsächlich inzwischen wahnsinnig entspannt. Früher war das anders. Mittlerweile bin ich nur noch angespannt, wenn es vor der Sendung hektisch wird. Wenn kurz davor zum Beispiel noch ein Interview aufgezeichnet werden muss. Dann schleudert man so in die Sendung rein und hat keine Zeit, vorher kurz noch mal durchzuatmen.
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Worauf legen Sie bei Ihrer Arbeit besonders viel Wert?
Ich möchte alle Menschen mit ins Boot holen. Eins meiner Anliegen ist die Andersartigkeit. Es ist befruchtend, dass wir alle anders sind. Da geht es um Herkunft, sexuelle Orientierung, aber auch um Menschen mit Handicaps. Das sollte man mit bedenken – nicht nur bei der Moderation. Es geht im Radio nicht nur um die Unterhaltung. Mir ist auch wichtig, in die Tiefe zu gehen und ehrliche Gespräche mit den Menschen zu führen. Das ist gleichzeitig auch das, was ich so sehr an dem Job liebe.
Olpe: „Als homosexueller Mann im Sauerland groß zu werden, ist alles andere als leicht“
Würden Sie sagen, dass besonders zwischenmenschliche Geschichten Ihre Stärke sind?
Ja, das sagt auch mein Umfeld. Ich denke, das liegt auch ein bisschen an meiner Vergangenheit. Als homosexueller junger Mann im Sauerland groß zu werden, ist alles andere als leicht. Man merkt, dass mit einem etwas anders ist als mit anderen und fühlt sich oft minderwertig. Da muss man erstmal lernen, dass das gar nicht so ist. Deswegen ist es mir so wichtig, mit Menschen ins Gespräch zu kommen und ihnen zuzuhören. Ich möchte mich für mehr Akzeptanz und Toleranz starkmachen.
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Sie setzen sich auch immer wieder für die LGBT-Community ein.
Ich habe als Teenie selbst mit mir und meiner sexuellen Orientierung gerungen. Ich will nicht, dass das in Zukunft noch so ist. Menschen sollen sich nicht dafür verantworten müssen, dass sie Männer oder Frauen lieben oder im falschen Körper geboren worden sind. Mir ist es wichtig, dass Hass und Diskriminierung in unserer Gesellschaft nicht mehr stattfinden.
Olpe: 1LIVE-Moderator setzt sich für Kinder- und Jugendhospiz Balthasar ein
Sie engagieren sich darüber hinaus auch für das Kinder- und Jugendhospiz Balthasar in Olpe, oder?
Seitdem ich dort Zivi war, bin ich sehr eng und emotional mit dem Haus verbunden. Ich habe dort schon viele Events ehrenamtlich moderiert. Ich bin ein Pate des Hauses und unterstütze es finanziell. In den letzten Jahren habe ich dort auch Reportagen über oder aus dem Kinderhospiz heraus gemacht. Ich möchte nach außen tragen, dass das nicht nur ein trauriger Ort ist. Dort wird auch viel gelacht und das Leben gefeiert. Das wissen ganz viele Menschen nicht.
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Was verbinden Sie sonst noch mit Ihrer alten Heimat?
Für mich ist das Sauerland ganz oft eine Ruhe-Oase. Die Medienbranche ist laut und schnelllebig. Eine glamouröse Glitzerwelt, in der man lebt und arbeitet. Manchmal hilft es mir dann, im Sauerland bei der family zu sein und ein bisschen runter- und rauszukommen. Das genieße ich immer total.
1LIVE-Moderator Benni Bauerdick: „Ich werde immer ein Sauerländer bleiben“
Gibt es etwas, was für Sie zu einem Heimatbesuch dazu gehört?
Am liebsten bin ich einfach bei uns Zuhause in Meggen. Wir haben ein großes Haus mit Balkon. Da gehört das von Mutti bekocht werden oder das Grillen im Sommer dazu. Wir fahren auch öfter nach Jagdhaus in Schmallenberg und gehen dort spazieren.
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Im Radio erwähnen Sie immer wieder, dass Sie aus dem Sauerland kommen. Wieso?
Auch wenn ich jetzt Kölner bin: Ich werde immer ein Sauerländer bleiben. Das ist ein Stück Heimat. Die Leute sollen wissen, dass ich da verwurzelt bin. Für viele ist der Mann oder die Frau im Radio immer sehr, sehr weit weg. Ich möchte den Menschen zeigen: Ich bin einer von euch.
Info: Benni Bauerdick arbeitet auch für den „Kölner Treff“
>> Benni Bauerdick ist verheiratet und 32 Jahre alt.
>> Seine Hobbies sind Freunde treffen, Kochen und Essen gehen. Außerdem hört er gerne Musik, liebt Konzerte und das Theater. Auch das Reisen gehört zu seinen Leidenschaften.
>> Seit 2015 ist er Moderator bei 1LIVE, seit 2017 Redakteur beim Kölner Treff.