Kreis Olpe. Seit Montagmorgen können Senioren über 80 im Kreis Olpe einen Impftermin ausmachen. Theoretisch. Das Chaos sorgt bei Betroffenen für Verärgerung.

Mit Unverständnis, Wut und Ratlosigkeit reagieren viele Bürger aus dem Kreis Olpe auf den extrem holprigen Start bei der Vergabe für Corona-Impftermine, die am Montag für die Über-80-Jährigen landesweit gestartet sind. „Das ist eine Lachnummer“, ließ eine verärgerte Mutter aus Kirchhundem, die für ihre eigenen Eltern und ihre Schwiegereltern einen Termin im Impfzentrum in Attendorn vereinbaren wollte, ihrem Frust freien Lauf. Unzählige Male habe sie ihr Glück versucht – ohne Erfolg.

Dutzende Anrufe und Nachrichten erreichten unsere Redaktion – allesamt mit einem ähnlichen Tenor: Wer per Telefon über die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) einen Termin ausmachen wollte, kam entweder gar nicht erst durch oder verblieb endlos lang in der Warteschleife. Wer im Internet einen Termin vereinbaren wollte, der bekam nach langem Warten plötzlich angezeigt: „Internetseite nicht erreichbar“ oder „Es ist ein unerwarteter Fehler aufgetreten“. Die KVWL erklärte bereits am Montagmittag kleinlaut, dass es aufgrund extrem hoher Zugriffszahlen im Internet und aufgrund eines hohen Anruferaufkommens „zu erheblichen Verzögerungen bei der Terminbuchung“ gekommen sei.

„Gehäuftes Maß an Unvermögen“

„Es hat bis 11.30 Uhr gedauert, bis ich überhaupt mal eine Rückmeldung erhalten habe. Und dann die, dass alle Termine vergeben sind und ich es später noch einmal versuchen soll“, erklärt die Mutter aus der Gemeinde Kirchhundem, die anonym bleiben will.

Termin im Internet oder telefonisch vereinbaren

Seit Montagfrüh können Impftermine im Internet unter www.116117.de oder telefonisch über die Rufnummer 0800-11611702 vereinbart werden.

Die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe koordiniert die Terminvergabe.

Wolfgang Dröge (Tel.: 02722/51600) und Norbert Blum (02722/50838) vom Seniorenrat stehen Betroffenen aus der Hansestadt mit Rat und Tat zur Seite

Sie ist beileibe nicht die Einzige. „Dieses gehäufte Maß an Unvermögen ist unglaublich. Ich habe mich schon lange nicht mehr so aufgeregt. Die Internetseite ist tausend Mal abgestürzt oder es hat Stunden gedauert, bis sich die Seite aufgebaut hat“, echauffierte sich ein 64-jähriger Mann aus Kirchhundem, der für seine 89-jährige Mutter angerufen hatte. Und am Montagmittag maximal frustriert war. Und Heike Wunderlich betonte unter anderem: „Das darf nicht sein. Zum einen sind nicht ausreichend Impfdosen bestellt worden und zum anderen klappt noch nicht einmal die Terminvergabe reibungslos? Dafür fehlt mir das Verständnis.“

„Das ist eine absolute Zumutung und für ältere Menschen online nicht zu schaffen. Die Internetseite lädt nicht und ist überlastet. Wenn sie lädt und man den Vermittlungscode erhalten hat, ist ein technisches Problem aufgetreten und es geht nichts mehr“, kann auch ein Facebook-User aus Elspe nur mit dem Kopf schütteln.

Seniorenrat hilft

An diesem für Senioren, die sich in der Welt des Internets nicht auskenne, so komplizierten Terminvergabe-Verfahren übt auch die Mutter aus Kirchhundem scharfe Kritik: „Ich weiß nicht, wie das ein 90-Jähriger alleine schaffen soll. Man bekommt einen Verifizierungscode auf sein Handy geschickt und dann noch einen Vermittlungscode. Um sich überhaupt anmelden zu können, braucht man also Handy und Mail-Adresse. Meine Eltern und Schwiegereltern haben das nicht.“ Und andere Senioren im Ü-80-Alter sicherlich auch nicht.“

„Meine Schwiegermutter ist über 90 und hat mich am Freitag noch gefragt: Wie sollen wir das in unserem Alter noch schaffen?“, war auch Wolfgang Dröge vom Attendorner Seniorenrat sprachlos. Die gesamte Organisation sei für viele Senioren schlichtweg eine Überforderung.

Aus diesem Grunde hat sich der Seniorenrat dazu bereit erklärt, all denjenigen Senioren aus der Hansestadt, die eine Terminvereinbarung ohne Hilfe nicht bewerkstelligt bekommen, zu unterstützen. Hilfe, auf die viele Menschen angewiesen sind. Menschen, die mit Unverständnis und Wut reagieren.