Kreis Olpe. Dr. Martin Junker hat den schleppenden Start vorausgeahnt. Inzwischen wenden sich immer mehr Patienten aus dem Kreis Olpe an ihre Hausärzte:

Der Start der Impftermin-Vergabe am Montag für Senioren über 80 Jahre sorgte bei der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL), die für die Koordinierung zuständig ist, für große technische Probleme. Wie berichtet, kamen viele Bürger auch aus dem Kreis Olpe weder telefonisch durch, noch hielt die Internetseite dem hohen Andrang stand.

„Die Überlastung der Systeme ist auf die sehr starke Inanspruchnahme zurückzuführen. Wir verzeichneten am Montag in der ersten Stunde mehr als 700 Aufrufe der Online-Plattform pro Sekunde – das sind 2,5 Mio. Aufrufe pro Stunde bei rund 1 Mio. Impfberechtigten in ganz NRW“, erklärte eine Sprecherin der KVWL auf Nachfrage. Mittlerweile seien weitere Server zugeschaltet worden, um dem weiteren Andrang auf die Termine zu begegnen. „Leider kommt es auch im Moment noch in Teilen zu technischen Störungen – an Lösungen wird weiter mit Hochdruck gearbeitet“, so die Sprecherin.

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Wie viele der rund 8700 Bürger aus dem Kreis Olpe, die 80 Jahre und älter sind, bereits einen Termin erhalten haben, konnte die KVWL am Dienstagmittag noch nicht sagen. Nur soviel: In Westfalen-Lippe insgesamt konnten bis Dienstagmittag 200.000 Impf-Termine vergeben werden. Die Zahlen ließen sich derzeit regional nicht aufschlüsseln.

Alles läuft über die KVWL

Nicht nur die Mitarbeiter der Kassenärztlichen Vereinigung hatten zuletzt alle Hände voll zu tun, auch bei Hausärzten und der Kreisverwaltung gingen laut einer Presseerklärung des Kreises in jüngster Zeit vermehrt Mails und Anrufe von Bürgern ein, die sich schnellstmöglich gegen das Coronavirus impfen wollten. Nur funktioniere die Terminabsprache ausschließlich über die KVWL und eben nicht über das Corona-Bürgertelefon der Kreisverwaltung oder die Hausärzte. Und es gebe bekanntlich eine klare Einteilung, wer wann dran sei. Zunächst die Bewohner und Pfleger von Altenheimen, dann die Ü-80-Jährigen und so weiter.

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„In diesem Zusammenhang erinnert der Kreis Olpe noch einmal daran, dass Impfungen im Impfzentrum in Attendorn nur nach vorheriger Anmeldung über die genannten Wege möglich sind. Es hilft auch nicht, beim Impfzentrum vorbeizuschauen oder die Einverständniserklärung dort in den Briefkasten zu werfen.“

Umfangreich geworben

Jan-Patrick Goebel, Hausarzt in Olpe, bestätigte auf Anfrage dieser Redaktion, dass auch in seiner Praxis viele Patienten wissen wollten, wann sie geimpft würden. „Es gibt aber niemanden, zumindest bei uns, der drängelt. Natürlich haben unsere Patienten ein erhöhtes Informationsbedürfnis.“ Zurzeit sei auch noch gar nicht absehbar, wann die Hausärzte mit den Corona-Impfungen starten könnten.

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Der Olper Allgemeinmediziner Dr. Martin Junker, gleichzeitig Leiter der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) für die Kreise Olpe, Siegen und MK bestätigte: „Wenn die Leute Frust haben und nicht weiterwissen, dann wenden sie sich an ihren Hausarzt.“ Es sei umfangreich Werbung für die Hotline 116117 gemacht worden, ohne, dass die KV sich angesichts des späten Auftrags genügend habe vorbereiten und die Funktionsfähigkeit des Systems ausreichend habe testen können. „Dass das System bei einer solchen Flut in die Knie gehen würde, hätte man sich an den Fingern einer halben Hand abzählen können. Das konnte nicht funktionieren.“

Gravierender Fehler

Weiterer Kritikpunkt Junkers: „Jetzt trifft es auch noch gerade die Älteren, die damit nicht umgehen können.“ Grundsätzlich hätten die Systeme frühzeitiger vorbereitet werden müssen. Dass irgendwann geimpft würde, sei doch schon Monate bekannt: „Es wird höchste Zeit, dass der lokale Sachverstand, sowohl in den Kreisen als auch in den Kommunen und den lokalen KV-Stellen genutzt wird.“ Die Organisationshoheit hätte frühzeitig in die Peripherie gehört: „Wenn man uns freie Hand gelassen hätte, wären wir längst weiter.“

Als gravierenden Fehler bezeichnet Junker zudem die Überlastung des Notfallsystems: „Dass durch die Reklame für die 116117 dann auch die Notfallmeldungen über andere normale Erkrankungen völlig kaputtgemacht wird, ist schlimm und fahrlässig.“