Kreis Olpe. Arbeitgeber sollen möglichst viel Home-Office ermöglichen. Beim Kreis Olpe und in vielen Rathäusern arbeiten die meisten trotzdem noch im Büro.

Mit der Verschärfung des aktuellen Lockdowns bis zum 14. Februar hat der Bund nun auch eine Homeoffice-Verordnung auf den Weg gebracht. Die Kernaussage: Ab kommenden Mittwoch sind Arbeitgeber bis mindestens 15. März dazu verpflichtet, Homeoffice anzubieten. Das bedeutet nicht, dass Arbeitnehmer von Zuhause aus arbeiten müssen, aber – soweit möglich – sollten. Doch inwieweit ist das in den Stadt- und Gemeindeverwaltungen im Kreis Olpe überhaupt möglich? Und gäbe es eventuell digitale Alternativen zu Ratssitzungen, in denen schnell bis zu 50 Personen zusammenkommen?

„Digitale Sitzungen sind nicht erlaubt“, macht Kreispressesprecher Hans-Werner Voß deutlich. Dazu sei der Erlass der NRW-Regierung am 11. Januar nochmal aktualisiert worden. Dort heißt es, dass die Sitzungen kommunaler Gremien – sprich Räte, Kreistage und ihre Ausschüsse – Voraussetzung dafür sind, um die grundgesetzlich garantierte Selbstverwaltung zu gewährleisten. Es gebe zwar die Möglichkeit, den Kreistag personell etwas zu reduzieren, aber Beschlüsse werden weiterhin persönlich getroffen. „Fraktionssitzungen hingegen können digital abgehalten werden. Und das wird auch gemacht“, so Voß weiter.

Von den etwa 400 Mitarbeiter der Kreisverwaltung, die einen PC-Arbeitsplatz haben, arbeiten aktuell rund 70 Mitarbeiter im Homeoffice. „Das Ziel ist es, die Zahl der Homeoffice-Arbeitsplätze kurzfristig zu verdoppeln“, sagt Voß. Das sei aber auch davon abhängig, wie schnell entsprechende Endgeräte geliefert werden können.

UWG drängt auf Ausbau der Home-Office-Möglichkeiten

Schon vergangenen Juli hatte sich die UWG des Kreises Olpe in einer schriftlichen Stellungnahme für eine Erweiterung des Homeoffice – insbesondere für die Kreisverwaltung – ausgesprochen. „Es ist klar, dass das nicht überall umsetzbar ist, zum Beispiel in der Kfz-Zulassungsstelle“, meint Meinolf Schmidt, Vorsitzender der Kreis-UWG. „Aber es gibt viele Bereiche, in denen man es gut machen könnte.“

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Nicht nur Arbeitnehmer würden dadurch profitieren, indem eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf erzielt werde, sondern auch die Verwaltungen könnten Vorteile aus dem Homeoffice ziehen. „Es gäbe Kosteneinsparungen, weil nicht mehr so viele Büroräume angemietet werden müssten und damit auch Ausgaben wie zum Beispiel für Strom wegfallen würden“, ist Schmidt überzeugt.

Sicherheitslücken seien zwar nicht zu 100 Prozent aus dem Weg zu räumen, die Kommunikation könne aber durch gewisse Sicherheitsstandards wie HTTPS, TLS oder VPN weitestgehend verschlüsselt stattfinden. Und das nicht nur in Krisenzeiten: „Corona sollte nicht dazu beitragen, dass man kurzfristig aus der Not eine Tugend macht und danach wieder in alte Muster zurückkehrt; vielmehr sollte man diese Chance nutzen und Homeoffice zum Alltag machen“, so die Auffassung der UWG.

Kreisausschuss soll über Home-Office beraten

Auch wenn die Kreisverwaltung den Anteil der Mitarbeiter im Homeoffice auf bald 35 Prozent erhöht hat, geht der UWG dieser Schritt nicht weit genug. In einer Anfrage zum bevorstehenden Kreisausschuss am 1. März, möchte die Fraktion deswegen wissen, inwieweit sich die Kreisverwaltung weiter dem Thema Homeoffice öffne.

In dem UWG-Entwurf heißt es konkret: „Bisher stand eher die Privatwirtschaft im Fokus, an die sich die Bundesregierung mit Appellen richtete, endlich Homeoffice für ihre Mitarbeitenden zu ermöglichen. Doch wie verhalten sich eigentlich Bund und Länder und Kommunen als Arbeitgeber? Offensichtlich nicht ideal.“

>>> So ist die Situation in den Rathäusern

Eine Umfrage in den Rathäusern im Kreis Olpe zeigt, dass noch längst nicht der Großteil der Mitarbeiter im Homeoffice arbeiten. Von 65 Verwaltungsmitarbeiter der Gemeinde Wenden sind seit Pandemiebeginn etwa fünf Mitarbeiter dauerhaft im Homeoffice. „Dazu kommen aber nochmal etwa zehn Beschäftigte, die zwei oder drei Mal pro Woche von Zuhause aus zu arbeiten“, so Bastian Dröge, Fachdienstleiter für Zentrale Dienste bei der Gemeinde. Der große Vorteil im Wendener Rathaus sei es, dass es viele Einzelbüros gebe. Ganz ähnlich sehe es in Finnentrop aus, so Bürgermeister Achim Henkel, ohne sich dabei auf eine konkrete Zahl festlegen zu können, wie viele Angestellte sich derzeit im Homeoffice befinden.

In seiner Haushaltsrede gab Drolshagens Bürgermeister Uli Berghof an, dass das Misstrauen zu Anfang groß gewesen sei, so dass bis vor wenigen Monaten fast nichts in Richtung Homeoffice umgesetzt wurde. „Aber dann wurden wir gezwungen, Neues zu probieren“, so Berghof. Nur wenige Kollegen könnten sich nicht vorstellen, von Zuhause aus zu arbeiten. „Wir haben beschlossen, die technische Ausstattung nun sukzessive so umzustellen, dass Homeoffice an fast allen Arbeitsplätzen der Stadtverwaltung ermöglicht wird.“

Im Attendorner Rathaus können aktuell 79 Mitarbeiter theoretisch mobil arbeiten. Das werde aber nicht immer ausgereizt, weil letztendlich die jeweiligen Amtsleiter über ihren Fachbereich entscheiden, so Stadtpressesprecher Tom Kleine. Allerdings habe es schon vor Corona eine mit dem Personalrat abgestimmte Dienstvereinbarung zum mobilen Arbeiten gegeben.