Kreis Olpe. Restaurants, Kinos und Fitnessstudios müssen schließen, eine Stornierungswelle bricht über Hotels ein. „Es ist eine absolute Katastrophe“.
Es ist der zweite Lockdown, der das öffentliche Leben lahmlegt. Restaurants und Kneipen schließen ab Montag wieder. Genau wie Fitnessstudios und Kinos. Kleinkunst bekommt bis auf Weiteres keine Bühne mehr. Hotels, Pensionen und Inhaber von Ferienwohnungen dürfen keine touristischen Gäste beherbergen. Kurz: Gesellschaftliches Miteinander wird reduziert. Doch wie reagieren Betroffene im Kreis Olpe?
Ferienwohnungen
Oliver Mester hat neben seinem Gasthaus Mester in Oedingen auch zwei Ferienwohnungen und fünf Zimmer. Für ihn sind die neuen Maßnahmen eine „absolute Katastrophe“. Seit zwei Wochen überrollt ihn nun eine Stornierungswelle. Schon seit den schärferen Einschränkungen im Zuge der Ausweisung als Risikogebiet. Doch mit dem Verbot der touristischen Beherbergungen steht er vor großen Sorgen und Ängsten. „Das ganze Weihnachtsgeschäft ist jetzt schon kaputt“, sagt Oliver Mester im Gespräch mit dieser Redaktion. „Die Zimmer sind alle storniert worden. Für uns ist das eine wirtschaftliche Vollkatastrophe.“ Das Problem sei die völlig Planungsunsicherheit. Wie geht es weiter? Wie sieht es im Dezember aus? Wie im kommenden Jahr? Oliver Mester kann ja auch nicht einfach die Heizungen abschalten. Das heißt, die Kosten laufen weiter. „Das ist ganz schlimm für uns“, sagt Mester. „Wir brauchen das Weihnachtsgeschäft um die verbindlichen Kosten zu decken.“ Der Ferienwohnung-Inhaber spricht von Verlusten, die „schnell auch in den fünfstelligen Bereich“ gehen. Die Hoffnung liege jetzt auf finanzielle Hilfen seitens der Regierung.
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Noch schlimmer sind wahrscheinlich private Vermieter von Ferienwohnungen, denn für diese sind bisher keine finanziellen Ausgleichszahlungen vorgesehen.
Hotels und Gaststätten
Ludger Sangermann, in der dritten Generation Gastronom und Hotelier in Oberveischede, sieht in dem erneuten Lockdown aus Sicht seines Betriebes wenig Sinn: „Ich wage zu bezweifeln, dass sich die Schließung auf die Infektionszahlen auswirkt.“ Schon die Sperrstunde sei ins Leere gelaufen: „Die Bier trinkenden Gäste gehen doch um 23 Uhr nicht nach Hause, sondern treffen sich andernorts, trinken dort und fallen sich gegenseitig in die Arme, ganz ohne Sicherheitsabstand.“
Ende des Jahres, so kalkuliert der 63-Jährige, werde er eine Umsatzeinbuße von rund 25 bis 30 Prozent zu verkraften haben. Den ersten Lockdown habe man mit dem notwendigen Speck auf den Rippen noch gut überstanden, „doch jetzt wird es brenzlig.“
Vorteil von Sangermanns: Das Hotel dürfe beruflich bedingten Reisenden wie Monteuren Zimmer anbieten. „Tourismus fällt komplett weg, Wochenendgäste gibt es dann kaum.“
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Von insgesamt 24 Beschäftigten müssten die Aushilfen pausieren, eine Handvoll Festangestellte schicke er in die Kurzarbeit, die zwei Azubis müssten irgendwie beschäftigt werden. „Wir kriegen das irgendwie hin, aber es ist schon enttäuschend.“ Denn Betriebe wie seiner hätten sich diszipliniert an alle Hygienevorgaben gehalten: „Wir haben Hygienepläne aufgestellt, Abtrennungen aus Plexiglas installiert, auf Abstand geachtet.“
Ab Montag richtet Sangermann wieder einen Abholservice ein, wie schon beim ersten Lockdown: „Angeliefert wird aber nicht, die Leute müssen hier vorbeikommen.“
Kultur
Dunkel bleiben die Lichter in den kommenden vier Wochen auch in den Theatersälen im Kreis Olpe. Das Kriminalstück „Passagier 23“ im Theater der Lennestadt ging gestern Abend noch planmäßig über die Bühne. Die vier geplanten November-Veranstaltungen der Kulturgemeinde Hundem-Lenne wurden ersatzlos gestrichen. Erworbene Tickets werden erstattet.
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Jürgen Kalitzki, Geschäftsführer der Kulturgemeinde, hatte es in den letzten Tagen bereits kommen sehen, dass der Vorhang wieder geschlossen bleiben muss. „Das hat uns nicht überrascht, aber es ist dennoch traurig, dass das Theaterleben wieder eingestellt wird.“ Zumal die Kulturgemeinde ein genehmigtes Hygienekonzept und eine neue Lüftungsanlage im PZ in Meggen vorweisen kann und es in allen Vorstellungen seit dem Ausbruch der Pandemie zu keinem einzigen Quarantäne- oder gar Ansteckungsfall infolge des Theaterbesuchs gekommen ist.
Die Kulturgemeinde hofft nun, dass sich der Vorhang im Dezember wieder heben darf, auch für die Künstlerinnen und Künstler auf der Bühne, die danach lechzen, wieder vor Publikum auftreten zu dürfen. Kalitzki: „Die Ensembles wollen spielen.“
Fitnessstudios
Erst vor drei Wochen haben Sebastian Hoffmann und Kirsten Reska, Inhaber der Maxsport-Studios in Attendorn und Lennestadt, in ein Umluftdesinfektionsgerät investiert. Kostenpunkt: rund 4500 Euro. Vier weitere Geräte sollen in den nächsten Wochen noch dazukommen. Das Besondere: Mittels UVC-Strahlung sollen dadurch Coronaviren zuverlässig inaktiviert werden. Der Hersteller „Dr. Hönle AG“ beruft sich dabei auf Laborergebnisse, in denen bei Versuchen die Abtötungsrate bei 99,99 Prozent lag. Hoffmann und Reska wollten ihren Studiomitgliedern – an beiden Standorten sind das immerhin über 2000 Personen – ein sichereres Gefühl beim Trainieren geben. „Mit den steigenden Infektionszahlen lief es ja irgendwie wieder auf einen Lockdown hinaus. Aber wir dachten bis vorgestern, dass es uns dieses Mal nicht treffen würde“, meint Hoffmann. Doch auch sie müssen ihren Betrieb jetzt für vier Wochen schließen.
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Dennoch möchten sie ihren Mitgliedern die Möglichkeit bieten, auch in dieser Zeit weiterhin aktiv zu sein. „Wir verleihen unsere Indoor-Cycling-Bikes, von denen wir 13 Stück haben, genauso wie unsere 50 SmartBars“, erklärt Reska. Letztere sind Langhantelstangen, an denen quadratische Gewichtsscheiben befestigt werden können, die auch einzeln als Handgewicht genutzt werden können. Über die „Maxsport App“ lassen sich Workout-Kurse abrufen, so dass auch Zuhause effektiv trainiert werden kann. Für den Monat November wurde der Fitnessstudio-Beitrag zwar schon abgebucht, die Mitglieder erhalten danach jedoch eine Gutschrift. „Falls wir im Dezember wieder öffnen können“, gibt Hoffmann zu Bedenken. „Ich glaube aber, dass das Ding für dieses Jahr gegessen ist.“