Kreis Olpe. Was darf ich noch? Was ist verboten? Was sollte ich vermeiden? In einer digitalen Diskussion beziehen Experten aus dem Kreis Olpe Stellung.

Seit dem vergangenen Wochenende liegt der Inzidenzwert im Kreis Olpe kontinuierlich über dem Wert von 100. Damit ist der Kreis dunkelrotes Risikogebiet. Am Montag sind noch mal 40 Neuinfektionen hinzugekommen. Und auch die Fälle mit schweren Krankheitsverläufen nehmen zu: Mittlerweile müssen elf Menschen stationär behandelt werden, vier davon werden auf der Intensivstation beatmet. Am Vortag waren es noch zwei weniger.

Am Montagabend hat die Regierung schließlich einen „Lockdown light“ beschlossen. In der Hoffnung, die Pandemie so bremsen zu können. Viele Menschen, auch im Kreis Olpe, finden die immer wieder neuen Verordnungen jedoch oft verwirrend. Unsere Redaktion hat deswegen am Mittwochabend eine corona-konforme digitale Expertenrunde einberufen, um einige Fragen unserer Leser zu beantworten.

Dazu diskutierte Redaktionsleiter Thorsten Streber im Live-Stream mit folgenden Experten:

Michael Färber, Leiter des Fachbereichs Jugend, Gesundheit und Soziales beim Kreis Olpe

Dr. Martin Junker, Hausarzt in Olpe und Leiter der Bezirksstelle der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) und

Holger Köster, Rektor des Städtischen Gymnasiums Olpe und Sprecher der Schulleiter im Kreis Olpe

Digitale Expertenrunde- Corona im Kreis Olpe

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    Masken

    Maskenpflicht im Freien? „Das ist bei uns kein Thema“, betont Michael Färber. In den Kommunen im Kreis gebe es keine klassischen Fußgängerzonen, wo es zu engen Kontakten kommen könnte. „Unabhängig davon ist es aber jedem freigestellt, auch in der Öffentlichkeit eine Maske zu tragen. Wir setzen sehr stark auf die Eigenverantwortung der Bürger“, so Färber. Mittlerweile erlebe die Maske eine größere Akzeptanz als noch im Frühjahr.

    Ist es ratsam eine Maske im öffentlichen Raum zu tragen? „Ja“, findet Dr. Martin Junker. In anderen Ländern, zum Beispiel im asiatischen Raum, sei das vor allem in den Wintermonaten Normalität. „Und das müsste auch bei uns zu einer Selbstverständlichkeit werden.“ Allerdings unterstreicht der Mediziner, wie wichtig auch die richtige Handhabung dabei entscheidend ist: „Wenn die Maske zehn Mal pro Tag angefasst wird, in die Tasche gesteckt und wieder aufgesetzt wird, ist sie als Schutz kaum wirksam.“ Besser: Sobald die Maske durchfeuchtet ist, wechseln und und Stoffmasken jeden Tag bügeln, um durch die Hitze die Keime abzutöten.

    Schulen

    Wie verantwortungsvoll ist Präsenzunterricht? Für Holger Köster ist der Präsenzunterricht essenziell – in vielerlei Hinsicht. „In meinen Augen bilden die Kinder und Jugendlichen die vergessene Generation in dieser Pandemie. Sie wachsen mit einer Unsicherheit auf, was gesellschaftliche Kontakte angeht.“ Davon abgesehen habe man sowohl im Kreis Olpe als auch landesweit nur wenig Infektionsgeschehen an Schulen feststellen können. Zudem sei die Digitalisierung noch nicht so weit vorangeschritten, als dass ein reiner Online-Unterricht möglich wäre. Und auch die Nachhaltigkeit sei im Präsenz-Unterricht eher gegeben: „Lernen geht immer über Emotionen – das kann man nicht digital übertragen. Wir sind es den Kindern schuldig, jeden Tag Präsenz-Unterricht zu bieten.“

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    Wie sinnvoll ist eine „Vor-Quarantäne“ vor den Weihnachtsferien? Vieles spreche dafür, meint Köster. „Weihnachten ist nun mal das Fest der Familie und liegt am Anfang der Ferien, so dass Infektionen bei familiären Zusammentreffen eingeschränkt werden könnten.“ Das sollte jedoch bundesweit in der Kultusministerkonferenz entschieden werden.

    Kindergärten

    Wieso werden Erzieher nicht im gleichen Maße wie Lehrer mit Masken etc. geschützt? Dr. Junker: „Das liegt zum einen daran, dass Kinder keinen Hotspot bieten.“ Es gebe schon seit mehreren Jahren die Erkenntnis unter Kinderärzten, dass es mehrere Coronavirus-Typen bei Kindern gibt, die einen „normalen, grippalen Infekt“ auslösen. Für ihn sei die Datenlage trügerisch: „Die Regelungswut fußt auf falschen Voraussetzungen und falschen Zahlen. Man müsste verifizieren, wo die wirklichen Hotspots sind. Denn man sieht, dass trotz der bisherigen Maßnahmen die Infektionszahlen unter die Decke gegangen sind.“ In Folge dessen komme es zu „überzogenen Maßnahmen“, die die Öffentlichkeit aufbringe.

    Einschränkungen und Verbote

    Reisen innerhalb Deutschlands? Touristische Übernachtungen sind bis Ende November verboten. Das ist eine der Maßnahmen, auf die sich die Ministerpräsidenten auf dem Corona-Gipfel geeinigt haben.

    Handlungsempfehlungen für Musikvereine? „Proben dürfen unter Wahrung der Abstandsregelung stattfinden“, betonte Michael Färber – das war allerdings vor der Bekanntgabe der neuen Lockdown-Maßnahmen, die ab dem 2. November gelten sollen. Demnach kommt der Freizeitsektor bis zum 30. November praktisch zum Erliegen.