Sondern/Attendorn. Kirsten Reska vom „Maxsport“ in Attendorn veranstaltet ein Yoga-Event auf dem Schiff. Eine Reise über den Biggesee und ins Hier und Jetzt.

Der Boden unter den Fußsohlen ist angenehm warm. Er vibriert. Gleichmäßig. Beruhigend. „Kommt in den Schneidersitz und schließt eure Augen“, sagt Kirsten Reska mit sanfter Stimme. Tief durch die Nase ein- und ausatmen. Die Sonnenstrahlen hinterlassen warme Spuren auf der Haut, der Fahrtwind streichelt das Gesicht. Das Wasser unter uns rauscht. Ein Moment voller Zufriedenheit. Ein Moment im Hier und Jetzt.

Für Kirsten Reska und die neun Teilnehmerinnen ist es eine völlig neue Erfahrung. Und das obwohl die gelernte Bewegungstherapeutin und Yoga-Lehrerin aus Attendorn schon hunderte Yoga-Stunden für die Frauen gestaltet hat. Heute sind sie allerdings nicht im Kursraum des „Maxsport“-Fitnessstudios, sondern auf dem Deck der MS Bigge.

Von der Anlegestelle „Talbrücke Seesicht“ geht es mit dem Schiff nach Sondern und zum Biggedamm. Andere Umgebung, andere Reize, andere Herausforderungen. „Jeder kann in einer einsamen Höhle Ruhe finden und meditieren. Das hier ist schon anspruchsvoller“, meint Reska. Es gibt Ablenkungen.

Der Kapitän begrüßt die Gäste über das Bord-Mikrofon, die Schiffsschrauben arbeiten sich durch das Wasser, die Besucher auf dem oberen Deck unterhalten sich und machen Fotos von dem Ausblick. Doch die Eindrücke rücken in den Hintergrund. Jetzt geht es um uns, um unseren Körper, um unser Wohlbefinden.

Durchatmen und vorbereiten

Die Teilnehmerinnen gehen in die Krieger-2-Position: Je mehr das Becken nach unten gedrückt wird, desto stärker ist die Spannung in den Beinen.
Die Teilnehmerinnen gehen in die Krieger-2-Position: Je mehr das Becken nach unten gedrückt wird, desto stärker ist die Spannung in den Beinen. © Britta Prasse

Die Augen sind geschlossen. Wir legen unsere Hände auf unsere Knie, die Handflächen zeigen zum Himmel, Daumen- und Zeigefingerspitze berühren sich. Atmen. In der Situation ankommen. Den Körper auf den bevorstehenden Einsatz vorbereiten. Aus der Lautsprecherbox, die Reska vor ihre Yoga-Matte gestellt hat, kommen entspannende Piano- und Synthesizer-Klänge, die sich nahtlos in die Geräuschkulisse einfügen. Noch einmal durchatmen, spüren wie sich der Brustkorb hebt und senkt. Und dann geht das mentale ins körperliche Training über.

Sport der Gegensätze

„Yoga ist ein Sport der Gegensätze, er arbeitet immer mit Anstrengung und Entspannung. Ein Yin und Yang“, erklärt Reska. Eine Hochleistungs-Yoga-Einheit soll es heute nicht werden, sondern eher ein Yoga Flow mit ruhigen und fließenden Bewegungen und ein paar Asanas, die uns mehr fordern sollen.

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Die zweite Krieger-Pose, zum Beispiel. Klingt nicht nur kämpferisch, sondern bringt bei längerer Ausführung und tiefer Haltung auch die Oberschenkel zum Zittern. Danach ist wieder Entspannung angesagt. Zum Beispiel in Form von „tierischen“ Übungen im Vierfüßlerstand. „In die Kuh einatmen“ – der Bauch senkt sich in Richtung Boden, der Blick wandert nach vorn, der Rücken beugt sich – „und in die Katze ausatmen“ – der Blick wandert zurück zur Matte, der Rücken wird rund wie bei einem Katzenbuckel. Das Wechselspiel soll die Wirbelsäule mobilisieren und gleichzeitig den Rücken und die Bauchmuskulatur sowohl dehnen als auch kräftigen. Wir kommen wieder in den aufrechten Stand, die Handflächen legen sich vor der Brust aneinander. Namasté.

Dass Yoga nicht alle sofort in seinen Bann zieht und als Sportart gelegentlich erstmal ein bisschen belächelt wird, ist für Kirsten Reska nichts Neues. „Ich habe schon von vielen gehört, dass sie Yoga mal ausprobiert und dann festgestellt haben, dass es nichts für sie ist“, sagt sie. „Aber: Du hattest doch bestimmt schon einen Freund, mit dem du jetzt nicht mehr zusammen bist. Hast du dann beim ersten Mal direkt gesagt: ‘Nee, Männer sind nichts für mich’?“ Man probiere dann eben etwas Neues aus, wende sich jemand anderen zu. Und das könne man auch auf Yoga übertragen. Immerhin gibt es 90 verschiedene Yoga-Arten.

Werbung für die Schifffahrt

Auf dem Schiffsdeck haben die Teilnehmerinnen ihre Yoga-Matten ausgerollt. Hier zeigen sie die Plank.
Auf dem Schiffsdeck haben die Teilnehmerinnen ihre Yoga-Matten ausgerollt. Hier zeigen sie die Plank. © Britta Prasse

Auf dem Schiff wird die Yoga-Stunde zum Event. Für alle ist es heute eine Premiere, eine neue und besondere Erfahrung. Dabei ist die Idee dazu mehr oder weniger aus der Not heraus entstanden. „Nicole Keseberg, die die Biggesee-Schifffahrt betreibt, ist bei mir im Personal Training und hat mir erzählt, wie schleppend es mit den Buchungen läuft, nachdem Fahrten nach dem Corona-Lockdown wieder angeboten werden durften“, so Reska. Zu zeigen, dass die MS Bigge auch für derartige Veranstaltungen wie Yoga-Einheiten genutzt werden kann, sollte in erster Linie einen Werbeeffekt haben. Deswegen ist heute auch ein Foto- und Videograf dabei, der die Eindrücke in Bild und Ton festhält. Und ganz nebenbei ist es natürlich auch für die Yogis selbst eine schöne Abwechslung zum Studio.

Mit dem Cocktail an der Reling

Zum Schluss der Rundfahrt wird nochmal die Rumpfmuskulatur belastet. Vom herabschauenden Hund ins Krokodil und schließlich in den hinaufschauenden Hund. Alles sind fließende Bewegungen, das Eine geht ins Andere über.

Ein paar Minuten geht das so, dann verkündet Reska: „Wir haben es geschafft!“ Erleichterung. Entspannung. Das ist das Yin und Yang, wovon sie gesprochen hat. Und wie lässt sich der Abschluss schöner genießen als mit einem alkoholfreien Cocktail in der Hand, an die Reling gelehnt und auf den Biggesee schauend. Ganz im Hier und Jetzt.

Wer Interesse hat beim nächsten Yoga Special dabei zu sein oder mal eine der regulären Stunden bei Kirsten Reska besuchen möchte, kann sich gerne bei ihr melden unter: kirstenfit@hotmail.com