Kreis Olpe. Wegen des Coronavirus sind unter anderem Kinos und Nachtclubs dicht. Hamsterkäufe haben Spuren hinterlassen, auch Baumärkte werden gestürmt.

Nach dem Erlass der NRW-Landesregierung am Sonntagabend sind Freizeit- und Sportangebote wegen des neuartigen Coronavirus auf ein Minimum reduziert worden. Die Auswirkungen davon sind auch im Kreis Olpe spürbar. Ob Kinos, Bars, Theater oder Prostitutionsbetriebe: Alles ist vorerst bis zum 19. April geschlossen. Nicht davon betroffen sind Supermärkte, Banken, Apotheken, Drogerien und Baumärkte. Letztere erleben momentan sogar einen außergewöhnlichen Ansturm.

Kino: Bereits am späten Sonntagabend informierte Stefan Brögeler, Theaterleiter des Cineplex Olpe, auf der Facebookseite des Kinos über die Änderungen: „Ab 16. März wird der Spielbetrieb auf unbestimmte Zeit eingestellt.“ Wer bereits Tickets für die kommenden drei Wochen gekauft hat, kann diese ab Montagnachmittag an der Kinokasse zurückgeben und bekommt dafür den Preis erstattet. Am Montag (14 bis 18 Uhr), Dienstag (18 bis 20.30 Uhr), Mittwoch (14 bis 16 Uhr) und Donnerstag (13 bis 15.30 Uhr) ist die Kasse zur Rückgabe bereits gekaufter Karten geöffnet. Ab Freitag, 20. März, wird auch die Kinokasse bis auf unbestimmte Zeit geschlossen werden.

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„Online gekaufte Tickets, die noch nicht bei uns abgeholt wurden, werden automatisch von uns storniert. Der Kaufpreis wird in den nächsten Tagen auf das verwendete Zahlungsmittel zurückgebucht“, schreibt Brögeler weiter.

Wer noch Kinogutscheine zuhause hat, die in den kommenden Wochen ihre Gültigkeit verlieren, kann darauf hoffen, dass die Frist verlängert wird. „Gutscheine und Coupons werden zentral von Cineplex Deutschland verwaltet. Aktuell wird noch darüber diskutiert, ob und wie diese verlängert werden“, erklärt Brögeler. Sobald sich in dieser Hinsicht ein Konsens ergebe, werde er darüber ebenfalls auf der Facebook-Seite von Cineplex Olpe informieren.

Im Dornseifer in Olpe ist der Reis nahezu ausverkauft.
Im Dornseifer in Olpe ist der Reis nahezu ausverkauft. © Britta Prasse

Supermärkte: Die Hamsterkäufe haben sichtbare Spuren in den Regalen hinterlassen. Sowohl bei Aldi als auch bei Dornseifer gibt es kein Toilettenpapier mehr. Auch Nudeln, Pasta-Soßen und Reis sind zum Teil so gut wie vergriffen. Nicht nur Verkäufer und Kassierer tragen Einmalhandschuhe, auch einige Kunden haben bereits die Latexhandschuhe übergestreift und schieben ihren Einkaufswagen durch die lichten Reihen. „So etwas habe ich noch nie erlebt in den 20 Jahren, in denen ich hier arbeite“, sagt eine Dornseifer-Verkäuferin.

Erst vergangene Woche Mittwoch sei der Supermarkt mit Toilettenpapier beliefert worden; innerhalb weniger Stunden sei jedoch alles ausverkauft gewesen. Mehrmals pro Woche wird der Supermarkt mit Waren beliefert, ob Toilettenpapier dabei ist, sei nicht immer absehbar. Es kann heute oder auch erst in ein paar Tagen eintreffen.

Drogerien: Auch bei dm ist das Warensortiment deutlich ausgedünnt. Sowohl beim Toilettenpapier als auch bei den Küchentüchern und den Desinfektionsmitteln hängen Zettel, die die Kunden vertrösten sollen: „Aufgrund der hohen Nachfrage kommt es derzeit zu Lieferengpässen. Wir arbeiten mit Hochdruck daran, die Warenverfügbarkeit für Sie wiederherzustellen und bitten darum in der Zwischenzeit Artikel lediglich in haushaltsüblichen Mengen einzukaufen.“

Nachtclubs: „Es ist eine absolute Krise“, meint Burghard Grudnick, Clubbesitzer des FKK-Schlaraffenland in Wenden. Am Montagmorgen habe er den Anruf der Gemeinde bekommen, dass er seinen Club sofort und bis auf Weiteres schließen müsse. „Schon in den vergangenen zwei Wochen hatten wir nur noch sehr wenig Kunden, vielleicht 10 Prozent des üblichen Aufkommens“, so Grudnick.

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Die Anzeichen waren da, trotzdem habe ihn die Entscheidung der Landesregierung überrumpelt. Wie es weitergehen soll, das wisse er noch nicht. „Vielleicht bieten wir Fern-Sex an. Die Mädchen stehen dann zehn Meter von dem Kunden entfernt und ziehen sich aus“, macht Grudnick einen nicht ganz ernst gemeinten Vorschlag. Er hoffe, dass „die Mädchen nicht weglaufen“ und sich der Club bis Ende der Sperrfrist am 19. April halten könne. Auch seine Clubs in Hilchenbach und in Haiger seien bedroht.

Baumärkte: Da Freizeitaktivitäten weitestgehend verboten sind, scheinen sich die Bürger verstärkt einem neuen Aufgabengebiet zuzuwenden: dem Heimwerken. Ungewöhnlich voll war es schon am Montagvormittag im Obi-Baumarkt in Olpe, vor allem im Gartencenter. Junge Mütter liefen mit ihren Kleinkindern an der Hand durch die Blumenregale, Väter spannten ihre Teenager-Söhne beim Schleppen von Terrassenfliesen und Co. ein. Ein Familienausflug in Zeiten von Corona.

„Wir merken deutlich, wie die Leute die Corona-Ferien nutzen, es ist überdurchschnittlich viel los“, so Baumarktleiter Dirk Herzberg. „Dabei sollten die Menschen ja eher zuhause bleiben. Wir bieten ja keine lebensnotwendigen Waren an.“ Ausgedünnt ist hingegen das Baumarkt-Personal. Bereits am Eingang weist ein Zettel auf den eingeschränkten Service hin: „Da vorerst alle Schulen und Kitas geschlossen sind, steht im Moment weniger Personal zur Verfügung als gewohnt, da sich unsere Mitarbeiter um die Betreuung ihrer Kinder kümmern müssen. Wir danken Ihnen sehr für Ihr Verständnis.“