Olpe. . Wie barrierefrei ist der Kreis und die Stadt Olpe? Dieser Frage ist WP-Volontär Flemming Krause nachgegangen – oder besser gesagt: im Rollstuhl nachgefahren.
- David Bieker aus Drolshagen begleitet mich bei meinem 90-minütigen Selbstversuch
- Gehwege sind nicht ebenerdig – das fällt mir nach wenigen Minuten im Rollstuhl auf
- Der geniale Tipp: „Fahr rückwärts: So kannst du die Räder von unten nach oben ziehen.“
Ich habe großes Glück. Denn ich bin gesund und leide weder an einer geistigen noch körperlichen oder psychischen Beeinträchtigung. Es fühlt sich so normal an, jeden Tag aufs Neue ins Auto zu steigen, zum Sport zu gehen oder die Treppen hoch zum Büro zu laufen. Doch das ist es nicht – schon gar nicht aus Sicht eines Menschen, der mit einer Behinderung lebt. Ich möchte herausfinden, wie es sich anfühlt, eingeschränkt unterwegs zu sein und sich nicht auf seinen Füßen fortbewegen zu können.
Start am Amtsgericht
Also wage ich den Selbsttest im Rollstuhl. An meiner Seite: David Bieker, 25 Jahre, ein guter Freund. Der Drolshagener ist seit gut zehn Jahren auf einen Rollstuhl angewiesen. Wir treffen uns vor dem Amtsgericht in Olpe, hier arbeitet David. Für ihn werden die 90 Minuten, in denen wir die Kreisstadt auf ihre Barrierefreiheit testen, entspannt. Denn David sitzt in einem Elektrorollstuhl. Er schafft es nicht mehr, den alt bekannten Aktivrollstuhl (den kennen Sie sicherlich aus dem Krankenhaus) aus eigener Kraft anzutreiben.
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Vom Amtsgericht geht unsere Reise los. Unser erstes Ziel: Der Busbahnhof hinter dem Rathaus. Doch bevor wir dort eintreffen, werden wir bereits mit den ersten Barrieren konfrontiert. Ist Ihnen schon mal aufgefallen, dass die Bürgersteige nicht gerade, sondern leicht abschüssig sind?
Wie komme ich hier hoch?
Mir noch nicht. Bis jetzt. Häufig muss ich an dem rechten Rad kräftiger drehen, um nicht auf der Straße zu landen. Ein paar Meter weiter, den Busbahnhof schon in Sichtweite, steht ein Umleitungsschild auf dem Bürgersteig. „Wenn das anders herum stehen würde, kämen wir hier nicht mehr vorbei“, ruft mir David zu. Recht hat er! Nur langsam kann ich an dem Schild vorbeifahren, das rechte Rad nur Zentimeter von der Bordsteinkante entfernt.
Wenige Meter später kommt die erste, kaum zu überwindende Hürde. Zumindest für mich. Ortskenner werden den kleinen Stichweg, der vom alten Busbahnhof zum neuen führt, kennen, ihn schon hunderte Male hochgelaufen sein. Doch mit einem Rollstuhl? Das wird hart, denke ich mir, nehme Anschwung und versuche, den kleinen Hügel hochzufahren.
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Keine Chance. „Du hast nicht mal ein Viertel geschafft“, ruft mir David ein wenig sarkastisch zu. Macht ihm wohl Spaß, mich so kurbeln zu sehen. Doch dann gibt er mir den entscheidenden Tipp: „Fahr rückwärts hoch. So kannst du die Räder von unten nach oben ziehen, das ist einfacher.“ Tatsächlich! Wieso bin ich darauf nicht gekommen? Es dauert zwar noch ein paar Minuten, ehe ich es tatsächlich gepackt habe (zur Erklärung: Der Weg ist nicht nur steil, sondern auch uneben), aber ich bin oben.
Nicht jammern!
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So langsam spüre ich meine Hände und Arme. Ganz schön anstrengend, dieses Rollifahren. Aber rumjammern ist nicht, es geht weiter. Den neuen Busbahnhof erklimmen wir im Nu, hier fallen uns keine Barrieren auf. Nicht nur Rollstuhlfahrer, auch etwa Menschen mit einer Sehbehinderung finden sich hier zurecht – entsprechende Rillen auf dem Bürgersteig leiten die Betroffenen zu ihren Bussen – oder zur Bahn.
Wir fahren weiter. Unser nächstes Ziel: das Rathaus. Wir wollen von hinten, durch die Parkgarage, zum Eingang kommen. Nur: Das können wir nicht. Eine Treppe führt nach oben, eine Rampe allerdings nicht. Also müssen wir einmal um das gesamte Gebäude herum. Geht zwar, dauert aber länger.
Beim Geldabheben wird es schwierig
Zum Abschluss testen wir die Sparkasse. Reinkommen ist kein Problem – die Rampe ist vernünftig gepflastert, die Türen öffnen sich automatisch. Doch beim Geldabheben wird es schwierig. Das Touchfeld erreiche ich nur dank meiner Größe. Das schaffen nicht alle. David zum Beispiel.