Kreis Olpe. . Jürgen Dolle aus Grevenbrück will nicht draufhauen, sondern nach pragmatischen und nutzbaren Lösungen für einen barrierefreieren Kreis suchen.
Jürgen Dolle hat die Welt als Fußgänger kennengelernt. Bis ihn eine neurologische Erkrankung an den Rollstuhl fesselte. Dort sitzt der Grevenbrücker seit zehn Jahren. Frust, Trauer und Resignation als Folge? Im Gespräch mit unserer Zeitung ist davon nichts zu spüren. Jürgen Dolle hat sich mit seiner Situation nicht nur abgefunden, er will auch anderen eine Stütze sein. Ein Sprachrohr für beeinträchtigte Mitbürger und ein wichtiger Ansprechpartner für die Kommunen und Städte, wenn es um das Thema Barrierefreiheit geht – so könnte man seine Funktion zusammenfassen.
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Zwei Jahre lang war der Grevenbrücker Sprecher des Arbeiterkreises Barrierefrei in der Arbeitsgemeinschaft der Selbsthilfegruppen im Kreis Olpe. Jemand, der nicht draufhaut, sondern sanfte Töne wählt und sensibilisieren möchte. „Wir sind kein Laden, der auf Teufel komm raus Forderungen stellt, sondern nach pragmatischen, nutzbaren Lösungen sucht.“ Das Ziel: eine barrierefreie Infrastruktur – von den Straßen über den öffentlichen Nahverkehr und Geschäften bis hin zu Ärzten.
Beispiel Bordstein
Dass dieses Ansinnen mitunter kompliziert sein kann, zeigt ein einfaches Beispiel: Der Bordstein. Für Blinde sei er eine Orientierungshilfe. Für ältere Menschen mit einem Rollator ein kaum überwindbares Hindernis. Und für Rollstuhlfahrer nur dann geeignet, wenn eine Nullabsenkung vorliegt – der Rollifahrer also problemlos von der Straße auf den Gehweg kommt. „Wie können wir Bordsteine nun für alle überwindbar machen?“ Schwierig!
„Noch viel Potenzial“ sieht Dolle in der Causa Barrierefreiheit im Kreis Olpe, wenngleich er betont: „Wir sind auf dem Weg nach oben.“ Denn eines ist den Mitgliedern des Arbeitskreises vor allem wichtig: Teilhabe. „Wenn eine Kommune oder eine Privatperson etwas bauen möchte, dann doch bitte gleich barrierefrei.“
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Beispiel Hohe Bracht. Dort habe die Stadt Lennestadt den Arbeitskreis zur Ortsbegehung mit eingeladen, um von „echten“ Experten zu erfahren, wo noch Nachbesserungsbedarf sei. Die Folge: Das Gebäude ist nun nahezu barrierefrei.
Uneingeschränkten Zugang sollten etwa Ladenbesitzer nicht als Zwang, sondern viel mehr als Chance verstehen. Dolle: „Die Gesellschaft, und damit die Kundschaft, wird älter. Wenn Geschäftsinhaber keine vernünftige Beleuchtung für sehbehinderte Menschen haben oder nur eine Treppe vor dem Eingang, dann geht ihnen die Kundschaft verloren. Unser Ziel muss sein, alle in dieser Gesellschaft zu halten.“ Einige Handwerker, wie zum Beispiel Elektriker, würden mehr und mehr die Marktlücke erkennen und für sich nutzen – etwa durch die Installation von elektrischen Rollläden.