Kreis Olpe. . Interview mit dem neuen Geschäftsführer der Katholischen Hospitalgesellschaft Südwestfalen, Johannes Schmitz, über die Zukunft der Krankenhäuser.

  • Interview über die Zukunft der Krankenhaus-Landschaft
  • Neuer Geschäftsführer der Hospitalgesellschaft will gerne bauen
  • Fusionen stehen aktuell nicht auf der Tagesordnung

Wie geht es weiter mit der Krankenhaus-Landschaft im Kreis Olpe? Welche Kooperationen stehen auf der Agenda, worauf müssen sich Patienten einstellen? Fragen, die wir dem neuen Geschäftsführer der Katholischen Hospitalgesellschaft Südwestfalen, Johannes Schmitz, in unserem Samstags-Interview stellen durften. Und noch einige mehr.

Frage: In welcher Verfassung haben Sie die Katholische Hospitalgesellschaft vorgefunden?

Johannes Schmitz: Das ist eine ganz vitale Gesellschaft, insofern, als sie sich sehr früh breit aufgestellt hat - mit dem medizinischen Versorgungszentrum, mit den beiden Krankenhäusern und mit den Senioren-Einrichtungen.

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Sie kommen vom Uni-Klinikum Bergmannsheil mitten im Ruhrpott. Wo liegen die Unterschiede?

Es gibt hier eine wesentlich größere Identifikation der Bevölkerung mit den Krankenhäusern. Hier gehen die Leute in ,ihr’ Krankenhaus. Das ist im Ruhrgebiet ganz anders.

Wie kamen Sie auf die Idee, den Schritt in die Provinz zu gehen?

Ein bisschen ist das für mich ,zurück zu meinen Wurzeln’. Ich stamme aus dem Altbier-Dorf Issum, bin erst mit Mitte 20 ins Ruhrgebiet gekommen, wo ich jetzt noch in Duisburg-Nord, im Schatten des Krupp-Stahlwerkes, Ecke Marxloh/Walsum wohne, nicht weit von den problematischen Vierteln, die auch schon mal als ,No-Go-Areas’ bezeichnet werden.

Fahren Sie jeden Tag von dort ins Sauerland?

Während der Woche bin ich hier. Wir ziehen jetzt allerdings um, und ich merke schon, wie schwer es ist, ein Häuschen oder eine Wohnung in Olpe zu finden. Unsere Kinder sind mittlerweile erwachsen, und meine Frau und ich wollten uns ganz bewusst verändern. Dass es Olpe geworden ist, ist wie so oft im Leben auch Zufall. Die Stelle war frei, es passte.

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Zurück zu ihrem neuen Arbeitsplatz: Steht nach der Fusion Olpe/Lennestadt vor mittlerweile 17 Jahren eine weitere vor der Türe?

Sicher kann man aus heutiger Sicht sagen, dass das Krankenhaus in Lennestadt isoliert nicht überlebt hätte. Der Zusammenschluss war richtig und wichtig. Meine Aufgabe wird es sein, den gewissermaßen noch in den Herzen und Köpfen zu vollenden. Da ist einfach noch Arbeit. Wir müssen Führungs-Strukturen vereinfachen in dieser Säule Krankenhaus. Das muss schlanker und enger aufeinander abgestimmt werden - auch fachlich.

Die Fusions-Gedankenspiele mit Blickrichtung Marien-Krankenhaus GmbH in Siegen hat hohe Wellen geschlagen. Wie steht es um diese Idee?

Eine Diskussion im Sinne einer gesellschaftsrechtlichen Verschmelzung käme zu früh. Wir arbeiten momentan aber an strategischen Partnerschaften.

Mit wem?

Mit der Marien-Krankenhaus-Gesellschaft, aber auch mit dem Kreisklinikum Siegen. Aktuell geht es ja um den Neubau einer Großküche im Gewerbepark Hüppcherhammer, wo rund 14 Mio. Euro investiert werden, wir zu dritt eine Betriebs-Gesellschaft gründen und die Küche von einem Investor mieten.

Noch weitere Projekte im Blick?

Wir sind auch im Bereich der Krankenpflegeschule in Kontakt mit der Kloster Grafschaft-Klinik in Schmallenberg, werden versuchen, da, wo es Interessengleichheit gibt, immer größere Einheiten zu bilden, damit wir das kostengünstiger und qualitativ gut hinbekommen. Wir brauchen gute Medizin, und das möglichst effizient. Und dazu brauchen wir eine bestimmte Größe.

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Noch einmal zurück zur Küche. Wie viele Essen werden dort pro Tag zubereitet?

10 000 täglich.

Und die werden dann mit Lkw jeden Tag nach Lennestadt, Olpe und Siegen transportiert?

Ja, und zu den Alteneinrichtungen. Das sind immerhin etwa 20 Seniorenhäuser, die wir mitversorgen werden.

Von welcher Investitions-Größenordnung sprechen wir hier?

Von rund 14 Millionen Euro. Das Grundstück kauft der Investor, und er baut auch das Küchengebäude mit Innenleben. Wir mieten es an - zunächst für zehn Jahre.

Wann soll es losgehen?

Im nächsten Jahr.

Das ist ein gewaltiger Schritt, dafür, dass Sie gerade erst hier sind.

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Und wir wollen auch noch ein paar andere Schritte machen.

Welche noch?

Was ich will, ist immer ein Haufen Sand vor der Türe. Heißt: Ich will bauen. Ich halte das für wichtig. Wenn ich mir das Martinus-Hospital anschaue, dann haben wir gute Mediziner und gute Operations-Säle. Aber die Patienten-Aufenthalts-Qualität ist nicht so, wie es sein sollte. Da will ich gerne investieren. Das ist das langfristige Ziel, das wir für die nächsten beiden Jahrzehnte im Blick haben.

Und da sehen Sie den Verwaltungsrat auch hinter sich?

Jawohl.

Welche Mühlsteine sollte die Politik entfernen, um Krankenhäuser leichter zukunftsfähig machen zu können?

Wir würden gerne wachsen, kriegen es aber nicht bezahlt.

Was heißt ,wachsen'?

Mehr Fälle, aber auch mehr medizinische Fachrichtungen. Beispielsweise eine Geriatrie. Die können wir aber nicht einfach hier eröffnen, weil es sie schon in Attendorn gibt. Da plant die Politik volkswirtschaftlich, damit die Krankenkassenbeiträge nicht durch die Decke gehen. Aus unserer Sicht haben wir aber den betriebswirtschaftlichen Druck, uns zu verändern. Wir wollen betriebswirtschaftlich gerne die Markt-Chance nutzen, dürfen das aber nicht, weil wir uns in einem reglementierten System befinden.

Johannes Schmitz (55) ist Jurist vom Niederrhein

Johannes Schmitz (55) stammt aus dem niederrheinischen Dorf Issum, ist katholisch, verheiratet und Vater von drei Kindern. Nach dem Studium der Rechtswissenschaften in Regensburg und Münster war er u. a. Geschäftsführer in mehreren Gesellschaften im Gesundheitswesen, zuletzt in der Uni-Klinik Bergmannsheil in Bochum.

Was würden Sie sich wünschen?

Mehr Freiheit. Wir haben ein politisch sehr reglementiertes System, wir brauchen aber mehr Investment, kriegen aber keine Mittel zum Bauen. Krankenkassen-Beiträge sind nur dazu da, die Betriebskosten zu decken.

Also für das, was vorhanden ist, aber nicht für den Beton zu Ihrem Sand vor der Türe?

Ja genau, dafür ist das nicht. Aber wir nutzen es zumindest, um Darlehen aufzunehmen, damit wir bauen können. Grundsätzlich ist das aber ein großes Problem.

Ist aber genau das in fusionierten Groß-Gesellschaften nicht einfacher?

Krankenhäuser müssen und werden miteinander im Gespräch bleiben, und auch wir brauchen Kooperationspartner, um uns langfristig erfolgreich aufstellen zu können. Ob das engere Kooperationen mit den Siegener Gesellschaften werden, ob das andere werden, kann ich jetzt und hier nicht sagen.

Es kann sich ja noch einiges ereignen in der unsteten Krankenhaus-Szene.

Natürlich. Was ist beispielsweise, also rein hypothetisch, wenn Helios sagt: Wir steigen in Attendorn aus? Dann wäre das eine völlig neue Ausgangsposition. Im Hier und Jetzt werden wir daran arbeiten, mit den eben genannten Siegener Gesellschaften Dinge wie in der Logistik weiter zu verbessern.“

Was halten Sie vom Plan, in Siegen eine medizinische Fakultät einzurichten?

Ich begrüße das. Weil auch wir gut ausgebildete, deutsch sprechende Assistenzärzte brauchen. Ich würde mir wünschen, dass wir Lehrkrankenhaus werden, also für die Ärzte im praktischen Jahr. Das würde, wenn wir es nächstes oder übernächstes Jahr schaffen, Siegen zwar noch nicht betreffen, aber Studenten aus Köln oder Bochum zum Beispiel. Da ist der Kampf um junge Ärzte allerdings schon entbrannt. Unikliniken wehren sich dagegen. Aber wir bemühen uns, und ich glaube, dass wir, also das Martinus-Hospital, es auch schaffen.

Warum ist der Anteil ausländischer Ärzte an deutschen Krankenhäusern so hoch, während Hochschulen einen Numerus Clausus von 1,0 oder sogar 0,9 voraussetzen. Ist das nicht Irrsinn?

Es ist Irrsinn, und es ist eine fehlgeleitete Hochschul-Politik.

Wo muss es hingehen?

Medizin wird weiblicher. Über zwei Drittel der Medizinstudenten sind Frauen. Und die wollen danach Beruf, Freizeit und Kinder miteinander vereinbaren. Krankenhäuser müssen sich darauf einstellen. Wir mit unseren Schicht-Systemen - rund um die Uhr verfügbar - sind nicht familienfreundlich.

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Ist es nur ein Klischee oder bittere Realität, dass Ärzte nicht in die Provinz wollen?

Das ist leider so. Selbst in Olpe ist es schwierig, obwohl wir die Autobahnen haben. Für Lennestadt, also eine halbe Stunde weiter, ist es ein eklatantes Problem. Das muss man einfach klar sagen.

Wenn die gute Fee Ihnen drei Wünsche erfüllen würde, welche wären das?

Als erstes Geld für neue Bettenhäuser, Zweibett- statt Dreibett-Zimmer, mit großen Bädern und so weiter. Der zweite Wunsch ist privat: eine schöne Wohnung oder ein Häuschen in Olpe.

Und der dritte?

Dass es uns hier gelingt, mit den niedergelassenen Ärzten und unserem Medizinischen Versorgungs-Zentrum wirklich eine gute Zusammenarbeit für die Zukunft hinzukriegen. Dass es uns gelingt, auch in den Dörfern rundherum die Gesundheitsversorgung sicherzustellen.

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