Wetter. . Die Sekundarschule in Wetter startete vor einem Jahr. Nun ziehen Lehrer und Eltern eine Bilanz.
Ein Jahr ist vergangen, seit in Wetter im Altbau der Realschule die Sekundarschule ihre Tore geöffnet hat. Diese Zeitung hat darüber berichtet. Nun ziehen Förderer, Eltern und Lehrer eine erste Bilanz: „Die Euphorie hält an“, bringt es der Fachbereichsleiter der Stadt Wetter, Dr. Dietrich Thier (60), auf den Punkt. Die Schulform, die es schaffen möchte, alle Leistungsniveaus unter einen Hut zu bekommen, funktioniere. Alle Beteiligten seien trotz Startschwierigkeiten zufrieden.
Das positive Fazit aus Wetter scheint zumindest für die 20 Sekundarschulen im Regierungsbezirk Arnsberg zu gelten. Anders sieht es in den Ballungsräumen aus. In Berlin berichten Medien von chaotischen Zuständen, auch in den Metropolen des Ruhrgebiets läuft es nicht überall rund.
Engagierte Lehrer
„In Südwestfalen kann von Problemen keine Rede sein“, berichtet Thomas Rosenthal, Leiter der Sekundarschule Wetter. Das habe die letzte Dienstbesprechung der Sekundarschulen-Leiter aus dem Regierungsbezirk bestätigt. Sie hätten mehrheitlich nur Gutes zu Protokoll gegeben. „Wenn es etwas zu kritisieren gab, dann handelte es sich um zu beengte Räumlichkeiten.“ Die personelle Ausstattung sei von allen als befriedigend bezeichnet, das Engagement der Lehrer als überdurchschnittlich bewertet worden. Man sei auf einem guten Weg.
„Anstrengend war es schon, immerhin hat man Neuland betreten“, fasst Fachbereichsleiter Dietrich Thier das erste Jahr der Sekundarschule Wetter zusammen. Mittlerweile hätten sich die 18 Lehrer eingearbeitet, die sich um insgesamt 186 Schüler kümmern. „Die intensive pädagogische Vorbereitung trägt Früchte.“
Kleine Startschwierigkeiten
Natürlich, so Thier, habe es auch in Wetter Startschwierigkeiten gegeben: „Mit der eingebundenen Inklusion haben wir uns anfangs übernommen und Grenzerfahrungen gemacht.“ Das habe man schnell in den Griff bekommen. Lieber erzählt Thier vom Selbstlernzentrum, das die ganze Schule, von der Aula bis zur Klasse, zum Lernort verwandeln werde. Er schwärmt von den interaktiven Tafeln, auf denen man mit dem Finger zeichnen kann, von der geplanten Chill-Ecke, der Bibliothek.
Thier weiß, dass nach wie vor die Vorbehalte seitens gymnasial geprägter Eltern Bestand hätten. Dabei spiegele die Sekundarschule doch nur die Gesellschaft wieder. Mit ihr habe man auf die Nachfrage reagiert. Die Hauptschule sei ein Auslaufmodell, und auch für die Realschule sehe die Zukunft düster aus. Selbst Vertreter der CDU hätten letztlich dem Wunsch der Eltern entsprochen, den Bildungsweg für ihre Kinder länger offen zu halten. Die Eltern wollten nun mal die Schicksalsfrage nach der vierten Klasse nicht.
Schützenhilfe bekommt Thier von Andrea Dieudonné, der Schulpflegschaftsvorsitzenden. Die bestätigt, dass die Eltern in Wetter mit ihrer Wahl für die neue Schulform zufrieden sind. „Ich habe es nicht bereut, meinen Sohn auf diese Schule zu schicken und würde es jeder Zeit wieder tun.“
Schulleiter sieht Bildungsauftrag erfüllt
Sabrina Kurbjuhn (28) ist vom Referendariat an einer Hauptschule zur Sekundarschule Wetter gekommen. Sie ist begeistert und davon überzeugt, dass selbst die leistungsstärksten Schülern von den schwächsten etwas lernen können. „Jeder hat eben so seine Talente.“
Mit der Sekundarschule sieht Schulleiter Thomas Rosenthal den Bildungsauftrag als erfüllt an. Letztlich würden aber die Lernstandserhebungen und zentralen Prüfungen zeigen, ob sich diese Schulform bewährt hat. Er ist jedenfalls optimistisch - und wünscht sich nun nichts sehnlicher, als in Ruhe seiner Arbeit nachgehen zu können.
Mit Skepsis blicken Dietrich Thier und Thomas Rosenthal auf das neue landesweite Pilotprojekt: die Primusschule. Im kommenden Jahr wird in Oberhausen und Herdecke das gemeinsame Lernen von der ersten bis zur zehnten Klasse erprobt. Im Schulversuch des Landes soll die Frage beantwortet werden, ob längeres gemeinsames Lernen ohne Schulwechsel zu besseren Abschlüssen führt.