Herdecke. Generelle Entwicklungen im Einzelhandel: Die Suche zur Nachfolgelösung an der Hauptstraße 26 läuft seit Monaten, Dienstleister sind interessiert.
Zentrale Lage, ungeklärte Zukunft: Das Ladenlokal der früheren Buchhandlung Herdecke steht seit Monaten leer. Eigentümer Manfred Gottschalk und der heimische Immobilienmakler Wolfgang Sperz sind aber zuversichtlich, dass sie demnächst einen passenden Interessenten für das Geschäft an der Hauptstraße 26 finden. Wobei die Nachfolge-Suche auch generelle Themen beinhaltet, die stellvertretend für die gesamte und teils schwierige Situation des hiesigen Einzelhandels stehen.
Erinnerung an Spielwaren Gottschalk
Die Insolvenz der Buchhandlung, die Übernahme durch Thalia und den Neustart schräg gegenüber hat Manfred Gottschalk natürlich auch aus persönlicher Betroffenheit verfolgt. Seine Eltern haben das seit 1985 denkmalgeschützte Haus an der Hauptstraße Ende der 1960-er Jahre von einer Erbengemeinschaft gekauft, nachdem sein Vater 1955 die Räume neben dem damaligen Schuster Schoppol schon angemietet hatte. An Spielwaren Gottschalk können sich ältere Herdeckerinnen und Herdecker noch erinnern. Wolfgang Sperz zum Beispiel: „Ich habe hier meine erste Märklin-Eisenbahn gekauft.“
Handel im Wandel
Allein schon die Begrifflichkeiten zeigen den Wandel im Einzelhandel. Gab es damals noch Kurzwaren (etwa auch im Vorgänger-Geschäft Lockhofen), sorgen sich heute nach den Corona-Schwierigkeiten viele noch um den Fortbestand ihres eigenständigen Betriebs oder wegen der Internet-Konkurrenz. Im Falle der Hauptstraße 26 kommt noch ein anderes Phänomen hinzu, dass durch den Rauswurf eines Friseurs in der Fußgängerzone und durch die Lockerungen in den Rathausarkaden eine aktuelle Relevanz erhalten hat. „Es haben recht viele Dienstleister Interesse an dem Ladenlokal bekundet“, berichten Sperz und Gottschalk, dessen Mutter aus Herdecke stammt. Der Rechtsanwalt und frühere Notar mit einer Kanzlei in Ende schiebt nach: „Hier soll aber möglichst ein Einzelhändler oder eine Händlerin den Zuschlag erhalten.“ Mit anderen Worten: Ein Nagelstudio oder eine Gastronomie haben beispielsweise keine Chance, auch Anfragen aus dem Kunstgewerbe liefen ins Leere.
Lange Heimat für Buchhandlung
102 Quadratmeter Verkaufsraum stehen an zentraler Stelle in Herdeckes Innenstadt zur Verfügung. Über dem Erdgeschoss bietet die erste Etage denkbaren Platz zur Lagerung, der Spitzboden darüber aber nur in sehr begrenztem Maße. Auch Thalia hatte den Angaben zufolge Interesse an einer Übernahme der Örtlichkeit, doch ließen sich gewünschte Umbauten an der Hauptstraße 17 schneller umsetzen als in dem denkmalgeschützten Haus schräg gegenüber, in dem Ellen Denkmann 1983 die Buchhandlung einrichtete und diese 2002 an Inka Beermann übergab. Das Aus für dieses Geschäft nach genau vier Jahrzehnten hat Manfred Gottschalk aus vielen Gründen bedauert.
Nun der Blick in die Zukunft. Der Jurist und Wolfgang Sperz wollen zeitnah mit der Renovierung beginnen. Womöglich in Absprache mit neuen Mietern. Die alten Wände genügen nicht mehr modernen Ansprüchen, die steile Treppe wandert an einen anderen Ort, in Sachen Brandschutz brauche es Optimierungen. Auch die Behörden müssen bei Veränderungen des Denkmals im Bilde bleiben, die Sanierung ließe sich aber schnell abwickeln. „Eine Zweiteilung des Verkaufsraumes, so wie es früher der Fall war, erscheint aber ohnehin nicht sinnvoll“, sagt der Jurist, der sich noch an eine damalige Aufständerung und Holzstelzen im Gebäude erinnern kann.
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Bis zur Nachfolgeregelung bleibt das leerstehende Ladenlokal aber ein optischer Blickfang. Im Schaufenster befindet sich eine schöne Wald-Dekoration, die Gottschalks Schwiegertochter über ihr Instagram-Projekt „Funny Forest Faces“ angefertigt hat.